Erneuerbare Energie

Subventionsabbau und mehr Erneuerbare

Um Chancengleichheit für erneuerbare Energien herzustellen, fordert die Internationale Energie­agentur (IEA) den Subventionsabbau für fossile Kraftstoffe sowie eine CO2-Besteuerung. Sie warnt vor zu niedrigen Ölpreisen und fordert die Regierungen auf, gegenzusteuern.
China will die Windkraft ausbauen: Windmühlen in der mongolischen Steppe. Vergoz/Lineair China will die Windkraft ausbauen: Windmühlen in der mongolischen Steppe.

Zwar seien die weltweiten Subventionen für fossile Energien 2014 mit knapp 500 Milliarden US-Dollar erstmals leicht zurückgegangen, dennoch seien sie immer noch Gift für einen nötigen stärkeren Ausbau der erneuerbaren Energien sowie Energieeffizienz, betonte IEA-Direktor Fatih Birol bei der Vorstellung des World Energy Outlook (WEO) 2015 im Vorfeld des Pariser Klimagipfels (COP21). Trotz der noch nicht optimalen Rahmenbedingungen lobt Birol die derzeit positive Dynamik beim Ausbau der erneuerbaren Energien.

So machten die erneuerbaren Energien laut WEO im vergangenen Jahr fast die Hälfe der weltweit neu installierten Erzeugungskapazität aus. Die IEA rechnet in den kommenden fünf Jahren mit einem weltweiten Zubau von mehr als 700 Gigawatt an Erneuerbaren – das ist mehr als doppelt so viel wie der gesamte japanische Kraftwerkspark. Angetrieben wird diese Entwicklung durch die starke Kostensenkung bei der Photovoltaik und der Windkraft. In den frühen 2030er-Jahren werden die erneuerbaren Energien Kohle als größte Energieerzeugungsquelle ablösen und bis zum Jahr 2040 die führende Energiequelle sein, so die WEO-Prognose. Experten erwarten, dass dann 60 Prozent aller Energieinvestments in diesen Sektor fließen, vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern.

Positive Trends sieht die IEA auch bei der Energieeffizienz. Die weltweite Energie­nachfrage wird gemäß WEO bis 2040 insgesamt um etwa ein Drittel steigen, wobei das Nettowachstum vollständig auf das Konto der Entwicklungs- und Schwellenländer geht. Die IEA rechnet aber damit, dass beim größten CO2-Emittenten China eine weniger energieintensive Wachstumsphase kommen wird, entsprechend dem Trend in Europa, Japan und den USA.

Hauptfaktor sei laut WEO vor allem die Zurückdrängung der Schwerindustrie und die Zunahme des Dienstleistungssektors sowie begleitende politische Maßnahmen. Bereits jetzt würden für die Hälfte des chinesischen Energieverbrauchs verpflichtende Effizienzstandards gelten – vor zehn Jahren seien es nur drei Prozent gewesen. 2017 will China ein Emissionshandelssystem für den Stromsektor und die Schwerindustrie einführen, was den Kohleverbrauch einschränken soll. Hinzu kommt ein groß angelegter Ausbau der Wind- und Solarenergie sowie der Kernkraft. Dennoch rechnet die IEA damit, dass 2040 die chinesische Gesamtenergienachfrage fast doppelt so hoch sein wird wie in den USA.

Kurzfristiger Stimulus

Ein Problem sieht die IEA in den derzeit niedrigen Preisen für fossile Brennstoffe. Diese verringerten den Anreiz für nötige Effizienzmaßnahmen und einen Ausbau der Erneuerbaren, und sie seien auch für die Weltwirtschaft schädlich. Durch den niedrigen Ölpreis verstärke sich die Abhängigkeit von einigen wenigen Exportländern im Nahen und Mittleren Osten. „Einen niedrigen Ölpreis als positiven Stimulus für die Wirtschaft und als Vorteil für die Verbraucher zu sehen ist zu kurzfristig gedacht“, unterstreicht Birol. Niedrige Gaspreise gefährdeten nötige Investitionen in die Infrastruktur.

Die IEA prognostiziert allerdings aufgrund von Marktanpassungen einen Anstieg des Ölpreises auf 80 US-Dollar pro Barrel bis 2020. Derzeit liegt der Ölpreis bei unter 50 Dollar pro Barrel. Birol appelliert an die IEA-Mitgliedstaaten, eine nötige schrittweise Dekarbonisierung durch flankierende politische Maßnahmen zu unterstützen. Eine Herausforderung sieht er vor allem in einer klimaschonenden Umstellung der Energieversorgung in Indien und Südostasien, wo derzeit das Hauptwachstum von Kohle und Gas stattfindet.

„Um das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad zu erreichen, ist eine bedeutende Kurskorrektur erforderlich“, sagt Birol. Entwickeln sich Energieverbrauch und CO2-Einsparung wie im WEO vorausgesagt, werde das Zwei-Grad-Ziel verfehlt. Die Emissionen könnten zwar abgeflacht werden, doch die Erdtemperatur steige bis zum Jahr 2100 um 2,7 Grad an. „Die Staats- und Regierungschefs der Welt müssen in Paris eine klare Richtung vorgeben, um den Wandel des globalen Energiesektors zu beschleunigen“, fordert Birol. Das auf der COP21 vereinbarte Rahmenwerk für Klimaschutzmaßnahmen müsse ein Engagement festlegen, damit weiterhin das Zwei-Grad-Ziel erreicht werden könne.

Hans-Christoph Neidlein

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