Gewaltfreie Konfliktlösung

Das Erbe der Großeltern

In Guinea-Bissau wurden Gruppen von Friedensaktivistin in Mediation ausgebildet. Die folgenden drei Beispiele zeigen, was sie mit gewaltfreien Mitteln erreichen können.
Forumtheaterstück zum Konflikt zwischen Sintchã und Uok, aufgeführt von der Friedensgruppe Biombo. José Luis Aguilar Aguilar Forumtheaterstück zum Konflikt zwischen Sintchã und Uok, aufgeführt von der Friedensgruppe Biombo.

Die portugiesische Kolonialverwaltung hat die Dörfer Sintchã und Uok an der Straße von der Hauptstadt Bissau in die westlich davon gelegene Region Biombo geschaffen. In Sintchã wurden Familien verschiedener Ethnien angesiedelt, während in Uok nur Balante leben. Obwohl sich das Zusammenleben in den neuen Siedlungen trotz räumlicher Enge friedlich gestaltete, zog die Dorfgemeinschaft von Uok nach der Unabhängigkeit vor, in ihr altes Siedlungsgebiet zurückzukehren.

Als der kommerzielle Wert von Cashewkernen stieg, erinnerten sich die Nachkommen von Uok an die aufgegebenen Plantagen der Großeltern und forderten ihre Erbschaft ein. Doch die Bevölkerung von Sintchã war inzwischen gewachsen und hatte das Land in Besitz genommen. Es kam zu einem gewaltsamen Streit.

Friedensaktivisten aus der Region Biombo, die in Mediation ausgebildet wurden (siehe Haupttext), wählten diesen Konflikt aus, um Praxiserfahrung zu sammeln. Die Gruppe organisierte Anhörungen von Meinungsführern beider Dörfer. Sie gewann das Vertrauen eines Mitglieds der Dorfgemeinschaft von Uok, das die Gruppe jetzt zu Hilfe ruft, sobald die Situation zu eskalieren droht. Auf diese Weise konnte schon zweimal ein Angriff auf Sintchã verhindert werden.

Die Bevölkerung von Uok glaubt nicht an die Neutralität der staatlichen Verwaltung, da der Verwaltungsleiter der ethnischen Mehrheit in der Region, den Pepel, angehört. Da diesem das wohl bewusst ist, bat auch er um Unterstützung der Friedensgruppe im laufenden Mediationsprozess. Es fand bereits ein Freundschaftsspiel zwischen den Dorfgemeinschaften auf neutralem Boden statt, ohne dass es zu Ausschreitungen kam. So nähert sich die Gruppe schrittweise ihrem Ziel an, eine einverständliche Aufteilung des strittigen Terrains zu erreichen.

Ein Konflikt zwischen drei Dörfern in der Region Tómbali im Süden des Landes dreht sich um wiederholte Verwüstungen der Reisfelder altansässiger Nalus durch die Rinder zugewanderter Balante. Die Feindseligkeiten verschärften sich von Jahr zu Jahr; insbesondere zu Beginn der Regenzeiten kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, bis sich die Friedensgruppe der Region Tómbali dieses Konfliktes annahm.

Mehrere getrennte Treffen mit Bauern, Viehzüchtern und traditionellen Autoritäten führten schließlich zur Unterzeichnung einer Übereinkunft, die die Viehzüchter zu Vorsichtsmaßnahmen verpflichtet. Gemeinsam wurden die Ackergrenzen geschützt und Gehege gebaut. Heute ist das Zusammenleben in diesen Dörfern wieder harmonisch, und der aufrichtige Dialog setzt sich mit Unterstützung der Friedensgruppe fort.

Jahrelang stritten die beiden Dörfer Aidará, wo altansässige Beafadas leben, und Mui, wo zugewanderte Balante leben, im sehr wenig erschlossenen Süden des Landes in der Region Quinara erbittert um ein Reisfeld. Hass und Misstrauen breiteten sich aus. Ethnische Allianzen drohten die Dörfer der Umgebung in den Konflikt hineinzuziehen, und der Abgeordnete des Wahlkreises versuchte, den Streit parteipolitisch zu nutzen, anstatt sich für eine Lösung einzusetzen.

Gemeinsam mit traditionellen und staatlichen Autoritäten begann die Friedensgruppe der Region Quinara mit den Anhörungen. Der Durchbruch gelang ihr mit der Aufführung des Forumtheaterstücks, das sie während ihrer Ausbildung eingeübt hatte und dem genau dieser Konflikt zugrunde lag. Das Wiedererkennen der eigenen Probleme auf der Bühne löste bei den Zuschauern beider Konfliktparteien starke Emotionen aus. Nachdem die Tränen getrocknet waren, machten sie sich im Dialog miteinander daran, eine Lösung zu finden.

Die Ergebnisse sind beeindruckend. Das Einigungsprotokoll regelt die Nutzungsrechte für das Reisfeld, die beide Dorfgemeinschaften berücksichtigen. Außerdem legt es fest, wer sicherstellt, dass die Regeln eingehalten werden. Die nachbarschaftlichen Beziehungen haben sich deutlich verbessert. Die Kinder von Mui gehen jetzt in Aidará zur Schule, und Frauen aus Aidará verkaufen Fisch und Seife in Mui.

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