Landwirtschaft

„Wir profitieren alle“

B-BOVID ist ein innovatives ghanaisches Unternehmen. Der Name steht für „Building business on values, integrity and dignity” (sinngemäß: Geschäfte auf Werten, Integrität und Würde aufbauen). Die Firma arbeitet in verschiedenen Bereichen: ökologische Landwirtschaft, Weiterverarbeitung von Agrarprodukten, Export und Öko-Tourismus. Ein Manager von B-BOVID erläutert das Konzept.

Von Ewald Quaye Garr

Das Geschäftsmodell von B-BOVID ist inklusiv und sozial verantwortungsvoll. Das Management ist sich gesellschaftlicher und ökologischer Probleme bewusst und weiß, dass dauerhaftes Wachstum davon abhängt, dass diese gelöst werden. Das hat Folgen für die Produkte und Produktions­verfahren von B-BOVID. Das Unternehmen strebt eine Führungsrolle in der Bio-Landwirtschaft an, um menschliche Entwicklung, ökologische Stabilität und nachhal­tiges Unternehmertum zu stärken. B-BOVID wurde 2004 gegründet und ins Handels­register eingetragen.

Die Firma produziert hochwertige Waren wie Palmöl, Palmkernöl, Pflanzenöle und Gemüse für den Binnenmarkt und den Export. Im Westen Ghanas, wo B-BOVID agiert, leben 75 Prozent der Menschen von der Landwirtschaft. Allerdings trägt diese Branche – dem Durchschnitt Afrikas südlich der Sahara entsprechend – nur etwa 30 Prozent zur regionalen Wirtschaftsleistung bei.

Der Weltbank zufolge ist Wachstum in der Landwirtschaft für die Armutsbekämpfung doppelt so ­effektiv wie in anderen Sektoren. Angesichts der zu­nehmenden globalen Knappheit an Ressourcen und Lebensmitteln, der Finanzkrise und der Probleme, die der Klimawandel verursacht, ist allerdings auch klar, dass die konventionelle kommerzielle Landwirtschaft nicht nachhaltig ist.

Die örtlichen Gemeinschaften, mit denen B-BOVID arbeitet, sind sehr arm. Typisch sind geringe Produktivität und niedrige Einkommen. Die regionalen Märkte sind meist ineffizient. Unter Frauen und Jugendlichen ist Arbeitslosigkeit weit verbreitet; generell fehlt es an ökonomischer und sozialer Infrastruktur. Zudem leidet die natürliche Umwelt unter Klimawandel und Übernutzung.

B-BOVID weiß, dass sein eigenes langfristiges Bestehen von den lokalen Gemeinschaften abhängt, und berücksichtigt daher deren sozioökonomische Bedürfnisse. Die Firma macht die arme Landbevölkerung mit neuer Technik vertraut und bildet sie in der Anwendung aus.

Vom Feld bis zum Tisch

Die Philosophie von B-BOVID spiegelt sich in einer dreistufigen Wertschöpfungskette wider. Im ersten Schritt baut die Firma mit ökologischen Methoden Bio-Lebensmittel an. Sie hat zwar eigene Plantagen, ist sich aber der Nöte der Landbevölkerung bewusst. Daher ist das Unternehmen bestrebt, über ein inklu­sives Geschäftsmodell wirtschaftliche Chancen zu schaffen, indem es Geschäfte mit den Menschen macht und sie dabei unterstützt, ihre Erträge
zu steigern.

B-BOVID kooperiert bislang mit 1200 Kleinbauern. Die Firma stellt ihnen Hochertragssaatgut, Bio-Dünger und Landmaschinen vergünstigt zur Verfügung. Gemeinsam mit der örtlichen nichtstaatlichen Initiative TRACTOR – das Kürzel steht für „Transforming Rural Agricultural Communities Through Organic Re-engineering” – bietet B-BOVID den Partnern zudem kostenlose Beratung und Trainings an, damit sie Qualität und Quantität ihrer Produkte verbessern können.

Das Unternehmen unterhält einen gut ausgerüsteten Maschinenpark, den ersten seiner Art im westlichen Ghana. Zudem errichtet es ein Zentrum für moderne Informations- und Kommunikationstechnik (ICT), um Kleinbauern, Frauen und Jugendliche in ihrer Nutzung zu unterweisen. Dieses Projekt läuft mit internationaler Unterstützung und in Kooperation mit TRACTOR und dem nationalen Landwirtschaftsministerium. Es wird die landwirtschaftliche Produktivität erheblich steigern, für besseren Marktzugang sorgen und den Bauern tieferes Verständnis von Verbraucherwünschen ermöglichen. Solch ein Zentrum gibt es bisher in Ghana nicht.

Die zweite Stufe der Wertschöpfungs­kette ist die Verarbeitung der Ernte zu Endprodukten. B-BOVID bietet Kleinbauern einen Absatzmarkt, steigert damit deren Einkommen und sichert ihren Lebensunterhalt. So werden Verluste und Verschuldung gemindert, beide führen oft zu ländlicher Armut. Eine wichtige Innovation ist der Shared Fund, über den ein Teil des Unternehmensprofits an die Kleinbauern ausgeschüttet wird. Außerdem bietet das Unternehmen ihnen betriebsrelevante Finanzdienstleistungen.

Die dritte Wertschöpfungsstufe ist das Recycling der zahlreichen Abfälle von B-BOVIDs Plantagen und Verarbeitungsstätten. Sie werden zu Bio-Dünger und Tierfutter verarbeitet. Kleinbauern können sie zu günstigen Preisen kaufen. Das Recycling von Bio- und Herstellungsabfällen ersetzt einerseits den Einsatz von Chemikalien, die mit hohem Energieaufwand produziert werden müssen, und verhindert andererseits Emissionen aus dem Abfall.

Außerdem wird mit Bio-Abfall elektrischer Strom generiert. Das ermöglicht es, drei Dinge zu reduzieren:
– die CO2-Emissionen,
– den Finanzaufwand für fossile Brennstoffe und
– den Bedarf an Brennholz, für das Bäume gefällt werden müssten.

B-BOVID fördert zudem alternative Erwerbsmöglichkeiten wie Fischzucht oder Kleintierhaltung. So nutzt das Unternehmen zum Beispiel Wasser von einem ihrer Felder für einen Fischteich – was inzwischen andere Dörfer nachmachen. B-BOVID fördert das mit Fortbildungsangeboten. Das gilt auch für die Tierhaltung, zu der Kleinbauern, Frauen und Jugendliche ermutigt werden. Die Firma liefert zudem Futter für Fische und Tiere. Solche Erwerbschancen verstetigen die Einkommen der Landbevölkerung und dienen der Ernährungssicherheit. Mangelernährung und ihre Folgen werden zurückgedrängt.

Weitere Vorteile

Umweltschäden und Klimawandel kommen der Gesellschaft und Unternehmen teuer zu stehen. B-BOVID sieht den Erhalt der Umwelt und die Anpassung an den Klimawandel als einzige Chance zur Nachhaltigkeit. Daher investiert das Unter­nehmen in effiziente und umweltfreundliche landwirtschaftliche Praktiken.

Das Unternehmen vermeidet im ökologischen Ackerbau giftige Chemikalien und Pestizide und pflegt die Bio­diversität. Die Firma bemüht sich, klimaschädliche Kohlendioxidemissionen zu vermeiden, und nutzt dafür Baumkulturen, Direktsaat und Beforstung von Äckern. Pflanzen absorbieren und speichern CO2.

Es kommt der Firma darauf an, Menschen Fähigkeiten zu vermitteln. Das Motto des Unternehmens lautet: „Wir profitieren, wenn alle profitieren.“ Sie wirbt für Klimaschutz und für Anpassungsmaßnahmen an den Treibhauseffekt.

Obendrein hat B-BOVID begonnen, einen Park für Öko-Tourismus einzurichten. Dort wird es zahlreiche Tiere, Bäume und Plantagen geben. Studenten, Forscher, Verbraucher, Touristen und andere Besucher sind eingeladen, sich an der Vielfalt biologisch angebauter Früchte und einer gesunden ländlichen Umwelt zu erfreuen.

Der Gründer und Geschäftsführer von B-BOVID ist Issa Ouedarogo. Er ist von Haus aus Spezialist für Informationstechnologie. Bevor er B-BOVID startete, stand er im Dienst der multilateralen Afrikanischen Entwicklungsbank und anderer internationaler Arbeitgeber. 2008 wurde er zum besten Palmen-Bauern Ghanas erklärt.

Sein Startkapital war eine Ersparnis von rund 600 000 Dollar. Dank günstiger Wachstumsaussichten gab es Kredit von der Agricultural Development Bank of Ghana. Bislang wurde Kapital im Wert von gut fünf Millionen Dollar investiert, die Aufbauphase von B-BOVID ist aber noch längst nicht abgeschlossen. Das Unternehmen verfügt über 320 Hektar, die größtenteils noch nicht genutzt werden.

B-BOVID beschäftigt derzeit 23 Arbeiter und zehn Arbeiterinnen. Die Firma ist an Kooperationen mit Partnern interessiert, die, wie sie selbst, nachhaltigen Nutzen für menschliche Entwicklung, Ökosystem und betrieblichen Erfolg mehren wollen.

Relevante Artikel

Governance

Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.