Millenniums-Agenda

Fortschritt nicht schnell genug

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat siebeneinhalb Jahre nach dem Millenniumsgipfel darauf hingewiesen, dass noch viel geschehen muss, wenn die vereinbarten Ziele bis 2015 erreicht werden sollen. Der offizielle Halbzeitbericht zeigt positive Trends auf, die aber noch nicht ausreichen.

Die Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) wurden im Jahr 2000 von der Staatengemeinschaft beschlossen. Es geht um acht Ziele und 18 Unterziele, die anhand messbarer Indikatoren bis 2015 verwirklicht werden sollen. Ein Beispiel ist die universelle Grundbildung. Laut UN stieg die Einschulungsquote weltweit von 80 Prozent im Jahr 1991 auf 88 Prozent im Jahr 2005.

Der offizielle MDG-Zwischenbericht der UN erkennt weitere Fortschritte. Der Anteil der Weltbevölkerung, der täglich mit der Kaufkraft von einem Dollar auskommen muss, ist demnach von 32 Prozent im Jahr 1990 (1,25 Milliarden Menschen) auf 19 Prozent (980 Millionen Menschen) im Jahr 2004 gefallen. Halte dieser Trend an, werde das Ziel der Halbierung der Quote „in den meisten Teilen der Erde erreicht“. Auch südlich der Sahara sei die Armenrate seit dem Jahr 2000 um fast sechs Prozent gefallen. Positive Entwicklungen nennt das UN-Dokument auch in Sachen Geschlechtergleichstellung und Kindersterblichkeit.

Andererseits ist von ernsten Sorgen die Rede. Laut UN-Daten sterben mehr als eine halbe Million Frauen pro Jahr an vermeidbaren Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt. Über die Hälfte der Bevölkerung der Entwicklungsländer verfüge nicht über elementare sanitäre Einrichtungen. Das UN-Dokument weist zudem auf potenziell katastrophale Folgen des Klimawandels hin. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon betont deshalb im Vorwort des Berichts , „wie viel noch geleistet werden muss“. Er beanstandet, dass seit 2004 die offizielle Entwicklungshilfe weltweit nicht mehr gestiegen sei.

Ähnlich sieht das auch die deutsche Entwicklungsministerin Heidemarie Wie­czorek-Zeul. Sie spricht von deutlichen Signalen, dass „wir bei vielen Zielen auf einem guten Weg sind“. Andererseits müsse die Weltgemeinscahft ihr Engagement für Afrika verstärken, „sonst können wir die Millenniumsentwicklungsziele nicht erreichen“. Auch sie betont die Bedeutung der Gesundheitsversorgung. „Vor allem im Kampf gegen HIV/AIDS sind wir leider noch weit weg von unseren Zielen.“

Jens Martens von der zivilgesellschaftlichen Organisation Global Policy Forum schreibt in seiner Studie „Armutszeugnis“, dass sich für jedes der Ziele Beispielländer mit deutlichen Fortschritten in den vergangenen siebeneinhalb Jahren nennen ließen. Kambodscha sei etwa bei der Grundschulbildung vorangekommen, Ruanda bei der Gleichstellung der Geschlechter, Eri­trea bei der Senkung der Kindersterblichkeit und Marokko bei der Verbesserung der Gesundheitsversorgung für Mütter. Derlei zeige, was möglich sei, wenn Regierungen den politischen Willen sowie die nötigen finanziellen Mittel hätten.

Positive Trends – etwa bei der Reduzierung extremer Armut oder beim Zugang zu sauberem Trinkwasser – relativiert Martens indessen mit dem Urteil, dass auf diesen Feldern frühere, ambitioniertere Ziele nicht erreicht wurden. Manche Länder, insbesondere in Afrika, entfernten sich sogar von den Zielvorgaben. „Dramatische Defizite“ erkennt er beinahe überall bei der Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit. Martens vermisst zudem Fortschritte beim achten und am schwersten zu messenden Millenniumsziel, das eine globale Partnerschaft im Dienst der Entwicklung anstrebt. Das betrifft fast alle strukturellen Nord-Süd-Probleme – von Welthandel bis Schuldenkrise. Roland Bunzenthal

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