Politik

“Das Salz ablehnen”

In Uganda wird 2016 gewählt, und der Wahlkampf hat bereits begonnen. Politiker auf Stimmenfang geben eine Menge Geld aus. Sie reisen quer durchs Land und versprechen alles mögliche. Die meisten Politiker sind Männer, die sich an männliche Bürger wenden.
stepmap.de

121 der mehr als 300 Abgeordneten in Ugandas Parlament sind Frauen. Aber nur 11 von ihnen sind direkt in ihrem Wahlkreis als Konkurrentinnen männlicher Kandidaten gewählt worden. Die anderen 110 Parlamentarierinnen verdanken ihren Sitz einer Art Quotenregelung: In jedem Distrikt wird eine weibliche Abgeordnete gewählt. Männer dürfen dafür nicht kandidieren. Allerdings sind diese Distrikte kleiner als die Wahlkreise, und die Abgeordneten der Wahlkreise haben einen engeren Kontakt zu den Wählern.

Im Wahlkampf sind Frauen recht aktiv. Sie nehmen an Diskussionen teil und gehen von Haus zu Haus, um Wähler zu überzeugen. Trotzdem gewinnen nur wenige einen Wahlkreis. Im Parlament spielen Frauen eine untergeordnete Rolle – sogar wenn es um Entscheidungen geht, die Frauen betreffen.

Rita Aciro, Geschäftsführerin des ugandischen Frauennetzwerks UWONET, sagt, alle Wahlprogramme versprächen bessere Lebensbedingungen für Frauen. Auch kündigten die Parteien regelmäßig mehr Frauen in Führungspositionen an. Die Versprechen würden jedoch nicht gehalten. „Frauen tanzen, kochen, servieren Getränke und verbreiten gute Stimmung. Aber wenn es um politische Positionen geht, ist ihr Anteil sehr gering“, bemängelt Aciro.

Politiker werben um die Stimmen von Frauen, indem sie ihnen Geschenke machen, zum Beispiel Salz. Aciro wünscht sich, dass Frauen „das Salz ablehnen“ und ihre Stimme dem Kandidaten ihrer ehrlichen Wahl geben.

Während mehr als die Hälfte der gewählten Amtsträger der Regierungspartei „Bewegung Nationaler Widerstand“ Frauen sind, ist es bei der größten Oppositionspartei „Forum für Demokratischen Wandel“ weniger als ein Fünftel. UWONET setzt sich für ein Gleichgewicht von Frauen und Männern in allen Parteien ein, die bei den kommenden Wahlen antreten. Aciro betont, dass Frauen in Führungspositionen viele Vorteile hätten, „weil sie als Entscheiderinnen dafür sorgen können, dass Frauen besser gedient wird“.

Sie hat recht. Die ugandische Parlamentarierinnenvereinigung UWOPA setzt sich zum Beispiel dafür ein, dass Frauen auf dem Land Zugang zu allen staatlichen Dienstleistungen bekommen. UWOPA vereinigt alle weiblichen Abgeordneten. Auch männliche Abgeordnete dürfen auf Wunsch beitreten.

UWONET fordert, dass fünf Prozent des Gesundheitsetats für Frauen reserviert werden, dass die Landrechte von Frauen geschützt werden und dass Mädchen die gleiche Bildung zuteil wird wie Jungen. Aciro ruft die Parteien dazu auf, ihre weiblichen Mitglieder gemäß ihren individuellen Fähigkeiten zu fördern, anstatt sie aufgrund ihres Geschlechts zu bewerten.

 

Gloria Laker Aciro ist eine ehemalige Kriegsreporterin und leitet die Peace Journalism Foundation of East Africa. Sie lebt in Uganda.
glorialaker@gmail.com
Twitter: @GloriaLaker

 

Links:
Uganda Women’s Network (UWONET):
http://uwonet.or.ug

Uganda Women Parliamentary Association (UWOPA):
http://www.uwopa.or.ug

Relevante Artikel

Governance

Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.