Sommer-Special

Vom schüchternen Mädchen zum Gesicht einer Bewegung

„The Hate U Give“ ist ein Film, der drängende Themen wie Privilegien von Weißen und Rassismus auf eine Art behandelt, die vor allem Jugendliche anspricht – dank einer spannenden Geschichte und einer charismatischen Protagonistin. Dieser Beitrag ist der erste unseres diesjährigen Sommer-Spezialprogramms mit Rezensionen künstlerischer Werke mit entwicklungspolitischer Relevanz.
Amandla Stenberg als Starr Carter in „The Hate U Give“. picture-alliance/ZUMAPRESS.com/Twentieth Century Fox Amandla Stenberg als Starr Carter in „The Hate U Give“.

Der Spielfilm „The Hate U Give“ basiert auf dem gleichnamigen Debütroman der US-amerikanischen Autorin Angie Thomas, der 2017 erschien und auf einer wahren Begebenheit beruht. Im Jahr 2009 erschossen Polizeibeamte einen unbewaffneten schwarzen Mann namens Oscar Grant in Oakland, Kalifornien. Anders als ihre Klassenkameraden sah Thomas Grant nicht als Verbrecher, sondern als Unschuldigen, der auch ihr Nachbar hätte sein können.

Starr Carter, die Hauptfigur, spricht in einer Art, die von den „weißen Medien“ als angemessen angesehen wird, während sie gleichzeitig einen beeindruckenden Bericht über Polizeibrutalität liefert. Thomas’ Werke fallen in die Kategorie „Post-Blackness-Literatur“, da sie das Bewusstsein verbreitet, dass Schwarze in Amerika immer noch diskriminiert werden. Manche Kritiker meinen, „The Hate U Give“ habe einen autobiografischen Touch, da Thomas selbst – genau wie Starr – zwischen den sehr unterschiedlichen Welten ihres „weißen“ Colleges und ihres Wohnviertels hin- und herwechseln musste.

Eines Tages lässt sich Starr nach einer Party von ihrem Kindheitsfreund Khalil Harris nach Hause fahren, als sie von der Polizei angehalten werden. Der Beamte bittet Khalil auszusteigen. Als sich Khalil ins Fenster lehnt, um nach Starr zu sehen, und nach einer Haarbürste greift, erschießt der Polizist Khalil. Er hielt die Bürste für eine Waffe.

Khalils Geschichte ist überall in den Nachrichten, aber Starrs Identität als Zeugin wird geheim gehalten. Es belastet sie sehr, dass sie nichts gegen die Gerüchte sagen kann, die Khalil als Drogendealer mit Bandenverbindungen darstellen. In einem anonymen Interview verteidigt sie Khalil. Dort erwähnt sich auch die King Lords, eine Drogendealer-Gang, die mit Gewalt Starrs Wohngegend kontrolliert und die Anwohner bedroht.

Daraufhin bedroht die Bande Starr und ihre Familie. Sie müssen schließlich bei Starrs Onkel Carlos einziehen, der Polizist ist. Carlos erklärt Starr, dass er in Khalils Fall nichts tun könne, da er als Schwarzer bei der Polizei seinen guten Ruf bewahren müsse. Er versucht Starr davon zu überzeugen, dass es wichtiger sei, seine Familie zu beschützen, als seine Meinung zu sagen.

Nachdem ein Gericht den Polizisten, der für Khalils Tod verantwortlich ist, freispricht, beginnen die Menschen aus Starrs und Khalils Viertel Garden Heights unter dem Motto „Gerechtigkeit für Khalil“ zu demonstrieren. Starr beschließt, sich während der Proteste öffentlich als Zeugin von Khalils Tod zu erkennen zu geben.

Das führt jedoch zu Spannungen mit ihren Schulfreunden. Hailey Grant, eine von Starrs besten Freundinnen, verteidigt den Polizisten, der Khalil erschossen hat, sogar. Sie argumentiert, er habe richtig reagiert, wenn er die Bürste für eine Waffe gehalten habe. Hailey beschuldigt Khalil, den Beamten provoziert zu haben, und glaubt den Medien mehr als Starr.

Schließlich wird Starr zum Gesicht der Proteste gegen Polizeigewalt in Garden Heights. Sie wird überall in den Nachrichten als das Mädchen dargestellt, das wollte, dass Khalil als der fürsorgliche Junge in Erinnerung bleibt, der er war, und nicht als Krimineller. Bei den Protesten schwört sie, Khalils Namen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Die Demonstranten bleiben friedlich, aber Mitglieder der King Lords mischen sich unter die Leute und werfen Sprengsätze auf das Geschäft von Starrs Vater Maverick. Starr und ihr Halbbruder Seven werden in dem brennenden Gebäude eingesperrt. Die zwei entkommen, aber Mavericks Geschäft ist fast komplett zerstört.

Als die Proteste zu Ende gehen, fangen die Anwohner von Garden Heights an, sich gegen King zu wehren. Der Bandenchef landet schließlich im Gefängnis. Starr verspricht, die Erinnerung an Khalil lebendig zu halten und weiterhin gegen Polizeigewalt und Rassismus zu kämpfen.

Starr wird sehr gut von Amandla Stenberg porträtiert, einer amerikanischen Sängerin und Schauspielerin. Es gefällt mir besonders, wie sie von einem schüchternen Mädchen zum Gesicht der Protestbewegung wird. Khalils Tod macht ihr klar, wie präsent das Problem Rassismus in der heutigen Gesellschaft immer noch ist, sogar bei Menschen, deren Aufgabe es ist, die Bürger zu beschützen. Im Laufe des Films entwickelt sie sich für viele der anderen Charaktere zum Zeichen der Hoffnung.

Starrs Rolle ist sehr inspirierend, da sie zeigt, wie wichtig es ist, seine Stimme zu nutzen und die Dinge anzusprechen, die einen bewegen. „The Hate U Give“ macht deutlich, dass eine Einzelne etwas erreichen kann, wenn sie genug Unterstützung von den Menschen um sie herum bekommt. Starr kann in vielerlei Hinsicht als Vorbild dienen, aber am beeindruckendsten ist es, dass sie ihre eigene Sicherheit aufs Spiel setzt, um dafür zu sorgen, dass Khalil nicht umsonst gestorben ist.

„The Hate U Give“ behandelt wichtige Themen wie die Privilegien von Weißen, Rassismus und Diskriminierung. Ich finde es wichtig, Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass Schwarze in den USA immer noch als Verbrecher hingestellt werden. Thomas wollte junge Menschen dazu auffordern, ihre Meinung zu sagen – was ihr sehr gut gelungen ist.

Mir gefällt, dass die Geschichte auf wahren Geschehnissen aufgebaut ist und wie die Autorin anderen Opfern von Polizeigewalt durch ihre Protagonistin eine Stimme gibt. Die Tatsache, dass Fälle wie der von Khalil im echten Leben passieren, ist beängstigend – aber wichtig zu wissen. Darüber hinaus ist der Film sehr gut gemacht, und besonders die Darstellung der Demonstrationen ist sehr realistisch. Ein paar Szenen sind jedoch etwas brutal, weshalb ich es gut finde, dass der Film erst ab 12 Jahren freigegeben ist.


Film
The Hate U Give, 2018, USA, Regisseur: George Tillman, Jr.


Sinikka Dombrowski ist Schülerin.
euz.editor@dandc.eu

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