Gesundheit

Kondommangel führt zu HIV/Aids

In den vergangenen vier Jahren litt die 23-jährige Shylet Hungwe oft unter schwerem Durchfall. Außerdem hat sie geschwollene Drüsen, Hautausschläge, leichte Grippesymptome mit Fieber und häufig einen pochenden Kopfschmerz.
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Trotz ihres schlechten Gesundheitszustands hat Hungwe nach wie vor viele Liebhaber. Sie feiert viele Nächte auf den traditionellen Festen mit selbstgebrautem Bier in ihrem Heimatdorf in der Provinz Masvingo im südöstlichen Simbabwe. Es ist durchaus üblich, dass die Teilnehmer dieser Feste sich später zu sexuellen Rendezvous treffen.

Hungwe gilt als die Dorfschönheit, aber sie ist HIV-positiv – und sehr offen damit: „Ich war einmal bei einer Klinik, wo sie einen HIV-Test gemacht haben, und er war positiv", erzählt Hungwe. Diese Klinik ist 18 Kilometer von ihrem Dorf entfernt und „nicht leicht zu erreichen“, sagt sie.

Es gibt viele Fälle von HIV in ländlichen Regionen, aber in den Dörfern ist es schwierig, an Kondome zu kommen. „Uns zu sagen, dass wir uns gegen HIV schützen sollen, ist sinnlos, wenn keine Kondome verteilt werden", sagt Livias Chigumira, ein 49-Jähriger aus Hungwes Region. Viele Dorfbewohner haben ungeschützten Sex, was zu immer mehr HIV/Aids-Infektionen in den ländlichen Gegenden Simbabwes führt.

Laut dem größten internationalen Verteiler von Kondomen, dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) liegt Simbabwes Kondomverbrauch höher als in jedem anderen Land der Welt, mit über 109 Millionen Kondomen, die allein 2014 genutzt wurden. UNFPA Simbabwe finanziert eine Kampagne für Kondome und sicheren Sex.

Die Wirkung in abgelegenen Gebieten ist jedoch gering. Im Distrikt von Hungwe leben 166 000 Menschen, davon sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums 13 Prozent HIV-positiv. Weil auf dem Land Kondome oft nicht erhältlich sind, haben Menschen ungeschützten Geschlechtsverkehr.

„Viele Dorfbewohner hier wissen, dass sie HIV-positiv sind, aber sie leben weit entfernt von Krankenhäusern", erklärt Mavis Chikotore, Vorsitzende einer örtlichen HIV/Aids-Unterstützergruppe. Durchgehende anti-retrovirale Behandlung ist ebenso wenig erhältlich wie Kondome. Chikotores Aussagen werden von vielen Dorfvorstehern bestätigt. Sie erklären, dass HIV in den entlegenen Regionen des Landes um sich greift und zu einer humanitären Krise geworden ist.

Mehr Information über Verhütungsmittel wäre ebenfalls hilfreich. Die meisten Frauen auf dem Land haben noch nie von Kondomen für Frauen gehört. „Ich bin in diesem Dorf aufgewachsen", erzählt Hungwe, „und ehrlich gesagt habe ich noch nie von Kondomen für Frauen gehört.“ Sie fügt hinzu, dies könne ihre HIV-Infektion erklären. Zweifelhaft ist aber, ob sie – selbst wenn sie dies gewusst hätte – an diese Kondome herangekommen wäre.


Jeffrey Moyo ist Journalist und lebt in Harare, Zimbabwe.
moyojeffrey@gmail.com

Link
UNFPA Zimbabwe: Condomize Campaign – Promoting Safer Sex in Zimbabwe
http://zimbabwe.unfpa.org/news/condomize-promoting-safer-sex-zimbabwe

 

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