Umweltschutz

Bedrohte Flusspferde

Am Tanganjikasee in Burundi sind innerhalb von nur zwei Jahren mehr als 20 Flusspferde getötet worden. Menschen bedrohen den Lebensraum der Tiere und sehen sie als Gefahr an.
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Der Tanganjikasee ist der zweitgrößte See in Afrika. Burundi teilt ihn sich mit Tansania, Sambia und der Demokratischen Republik Kongo. In ihm leben sehr viele Tierarten, darunter auch zwischen 500 und 600 Flusspferde. Doch die Menschen besiedeln das Seeufer und nehmen den massigen Säugetieren dadurch Rückzugsgebiete und Weidegründe.

Seit einiger Zeit kommen Flusspferde, die nachts zur Nahrungsaufnahme das Wasser verlassen, bis in kilometerweit entfernte menschliche Siedlungen. Ein großer „Hippo“ wurde beispielsweise im vergangenen November in einem Wasserrückhaltebecken vor dem staatlichen Rundfunksender im Stadtviertel Kabondo der Hauptstadt Bujumbura gefunden – und auf Anweisung des Umweltministers erschossen. Die Begründung: Das Tier sei verletzt gewesen.

Seit 2016 wurden rund 20 Flusspferde getötet. Am Seeufer wurden Gräben ausgehoben, in die die Tiere, wenn sie aus dem Wasser kommen, hineinfallen. Manche Burundier schätzen auch ihr Fleisch.

Nach Ansicht des Umweltwissenschaftlers und Universitätsprofessors Gaspard Ntakimazi ist es höchste Zeit, die Flusspferde zu schützen, die Umweltverschmutzung einzudämmen und die Ufer des Sees nicht weiter zu besiedeln. Es sei sehr wohl möglich, die Tiere aus menschlichen Siedlungen, in denen sie sich in Teichen oder anderen Gewässern niederlassen, zurück in den See zu treiben. Man müsse ordentlich Lärm machen, sobald das Tier das Wasser verlasse, dann flüchte es zurück zu seiner Gruppe.

Die Bevölkerung wächst rapide und braucht Land. So haben Menschen zum Beispiel auch den Fluss Ruzizi besiedelt, der in den Tanganjikasee mündet. In dem Gebiet legen Fische und Krokodile ihre Eier ab, und auch Flusspferde nutzen es zur Fortpflanzung.

Samuel Ndayiragije, Leiter des staatlichen Umweltschutzamtes (office burundais pour la protection de l’environnement – OBPE), beklagt das schlechte Verhältnis zwischen Menschen und Wassertieren. Solange sie nicht angegriffen würden, seien Flusspferde gar nicht so gefährlich, wie die Burundier glaubten. Die Menschen müssten lernen, mit den bedrohten Tieren klarzukommen. Ndayiragije appelliert an die Bevölkerung, die Fortpflanzungsgebiete und Weidegründe der „Hippos“ nicht zu zerstören.

Eine Beachtung der burundischen Wasserrichtlinie würde die Probleme schon deutlich reduzieren. Sie untersagt, das Land im Abstand von 150 Metern vom Tanganjikasee und 50 Metern von Flüssen und Seen im Norden Burundis landwirtschaftlich zu nutzen oder zu bebauen. Die Realität sieht anders aus: Das Seeufer ist gesäumt von Wohnhäusern und Hotels.

Mireille Kanyange ist Journalistin und Reporterin bei Radio Isanganiro in Burundi.
mika.kanyange@gmail.com

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