Pressestimmen

Kollidierende Farben

Mitte April stand Thailand am Rande des Bürgerkriegs. Rot gekleidete Unterstützer von Thaksin Shinawatra demonstrierten in Bangkok. Regierungschef Abhisit Vejjajiva gelang es schließlich, die Proteste mit massiver Militärpräsenz zu beenden. Thaksin ist ein ehemaliger Premier, der 2001 erstmals gewählt und 2006 durch einen Militärcoup gestürzt worden war. Im Sommer wurde er in Abwesenheit wegen Korruption verurteilt, heute lebt er im Exil. Internationale Medien versuchen, eine komplizierte Situation zu verstehen.

The New
Zealand Herald: Seit Wiedereinführung der Demokratie (2007) sind eine Reihe von Thaksin-Leuten Premierminister gewesen. Einem nach dem anderen wurde per Gerichtsentscheid die Macht entzogen, wobei Dinge zusammenfabuliert wurden, die die schwache Justiz einfach akzeptiert. Zuletzt stürzte ein (Thaksin-freundlicher) Premier, weil protestierende Menschen in gelben Hemden beide Flughäfen von Bangkok lahmgelegt hatten. Abhisit Vejjajiva – dem Führer der Partei, die paradoxerweise „Demokratische Partei“ heißt – gelang es, gerade genug parlamentarische Stimmen zu bekommen, um Premier zu werden. Sein Ehrgeiz, und der seiner Unterstützer, ist nichts weniger, als den thailändischen Bauern das Wahlrecht zu versagen – mit dem Argument, das Prinzip „eine Stimme pro Bürger“ sei wegen der mangelnden Bildung der Landbevölkerung und ihrer Neigung, sich die Stimme abkaufen zu lassen, für Thailand ungeeignet.

The Hindu, Chennai:
Als das Militär ihn stürzte, (…) war Thaksins Ruf als Held der Armen relativ unbeeinträchtigt. (...) Die muslimische Minderheit im Süden war jedoch auf größere Distanz als je zuvor gegangen, nicht zuletzt wegen seiner „militaristischen Reaktion“ auf dortigen „Separatismus“. Weil seine „Kriege“ gegen Rebellen und Drogenbarone Grundrechte verletzten, enthob die thailändische Elite ihn der Macht. Dass er den Konflikt zwischen seinen persönlichen und den staatlichen Interessen völlig ignorierte, spornte sie auch dazu an.

The Bangkok Post:
Duncan McCargo, Professor in Leeds, hat für Thailand den Begriff der „Netzwerk-Monarchie“ geprägt. (...) Diese Netzwerk-Monarchie geht vom Thron aus und wird durch dessen Agenten (...) repräsentiert. Über die Jahre hin verfestigte dieses Netzwerk seinen Einfluss Hand in Hand mit gewählten Regierungen. Das Aufkommen der Rothemd-Bewegung zeigt, dass ein neuer Typus von politischem Netzwerk mit dem Potenzial entstanden ist, Thailands Politik umzukrempeln. Die Rothemden sind wirkungsvoll organisiert, sie haben eine klare Agenda und genießen breite Unterstützung nicht nur in Bangkok, sondern im gesamten Königreich.

>b>The Nation, Bangkok:
Das ist der Anfang eines neuen politischen Kapitels, in dem noch mehr Gewalt von den Anführern der Rothemden zu erwarten ist, die der Festnahme entkommen konnten und in den Untergrund gegangen sind – wahrscheinlich, um urbanen Terrorismus und Guerrilla-Kampf zu planen. (...) Das Scheitern der Rothemden bedeutet keine totale Niederlage für Thaksin, der seinen politischen Rachefeldzug weiterführen wird. Sabotage und Attentate könnten dieses politische Spiel noch prägen.“

The New York Times: Sein Rückgriff auf die Notstandsverordnung bedeutet ein blaues Auge für Abhisit. Es entbehrt nicht der Ironie, dass diese Notstandsverordnung 2005 von Thaksins Regierung formuliert und dann im Parlament durchgesetzt wurde. Dafür musste sie sich von der Demokratischen Partei Authoritarismus vorwerfen lassen. Diese bezeichnet sich als die Partei für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte. Dieses Bild hat allerdings inzwischen ziemlich gelitten.

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