Blockchain

Partnerschaft auf Augenhöhe durch Blockchain-Technologie

Die Verteilung und die Steuerung von Gebermitteln sind eine heikle Angelegenheit. Während die Geberseite sich sorgt, dass ihre Gelder auch tatsächlich für den vereinbarten Zweck eingesetzt werden, fühlen sich die Empfänger der Unterstützung oft übergangen und gegängelt. Die KfW hat eine ganz neue, innovative Lösung für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt und nutzt dafür modernste Technik: TruBudget ist eine Plattform, die auf der Blockchain-Technologie basiert. Sie ermöglicht eine transparente und sichere Umsetzung öffentlicher Investitionen in Entwicklungsländern. Die KfW testet TruBudget derzeit unter anderem mit dem Finanzministerium in Burkina Faso.
Die brasilianische Entwicklungsbank BNDES hat TruBudget in ihren Prozessen und IT-Systemen verankert. picture-alliance/NurPhoto Die brasilianische Entwicklungsbank BNDES hat TruBudget in ihren Prozessen und IT-Systemen verankert.

TruBudget (Trusted Budget Expenditure) ist von der KfW als eine digitale Arbeitsplattform für Partnerländer entwickelt worden. Auf dieser Plattform können alle Arbeitsschritte und Auszahlungen eines Entwicklungsprojektes von den beteiligten Regierungsstellen und Geberorganisationen gemeinsam bearbeitet werden. Die Plattform ist im Grunde nichts anderes als ein vertrauenswürdiges Workflow-Tool für Geschäftspartner, die nicht auf ein gemeinsames IT-System zugreifen können.

Jede Aktion der Nutzer wird dabei auf einer sogenannten Blockchain, einer kontinuierlich erweiterbaren Liste von Datensätzen, abgespeichert. Daten auf einer solchen Blockchain können im Nachhinein nicht mehr verändert werden und sind damit fälschungs- und revisionssicher. Zudem liegen sie nicht zentral auf einem Server oder bei einem Unternehmen, sondern verteilt auf den Computern aller Beteiligten. Informationen können so nicht verlorengehen und sind vor Manipulationen geschützt.

Diese Eigenschaften von TruBudget schaffen enorme Vorteile: Zum einen hat damit jeder Partner jederzeit Zugriff auf aktuelle Informationen zum Stand der Projekte. Die aufwändige Kommunikation unzähliger E-Mails, in denen Berichte angefordert, angemahnt und dann in unterschiedlichen Versionen verschickt werden, fallen weg. Das vereinfacht die Abstimmungsprozesse immens, da alle Partner bei ihrer Entscheidungsfindung vom gleichen Informationsstand ausgehen können.

Zum anderen sind die eingestellten Informationen vertrauenswürdig. Jeder kann sofort nachvollziehen, wer was wann entschieden und veranlasst hat. Selbst im (immer noch möglichen) Betrugsfall sorgt das fälschungssichere Protokoll für eine eindeutige Identifizierung der Verantwort­lichen. Diese Transparenz bedeutet nicht nur eine permanente Peer-Kontrolle, sondern erhöht auch den Umsetzungsdruck auf denjenigen, der jeweils für den nächsten Schritt verantwortlich ist.

Die hohen Transaktionskosten aufwändiger Abstimmungs- und Kontrollprozesse können durch die TruBudget-Anwendung signifikant gesenkt werden. Mittel der öffentlichen Entwicklungshilfe (Official Development Assistance – ODA) können damit viel effektiver eingesetzt werden – ganz im Sinne der Paris-Deklaration zur Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit (siehe Kasten).

Das Finanzministerium in Burkina Faso hat mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eine eigene Version von TruBudget entwickelt, auf der perspektivisch alle Geberprojekte in Burkina Faso abgewickelt werden sollen. Seglaro Abel Somé, Staatssekretär im Finanzministerium in Burkina Faso, geht davon aus, dass mit TruBudget die Informationsbeschaffung zur Verwendung von Gebermitteln und damit die eigene Haushaltsplanung deutlich verbessert werden können.

Für die Anwender wurde TruBudget einfach und intuitiv gestaltet. Partner brauchen nur einen Internetzugang, und das auch nicht unbedingt permanent oder besonders schnell. Die Bearbeitung von Arbeitsschritten erfolgt dann entweder über die Nutzeroberfläche von TruBudget oder das eigene Workflow-Programm, das mit TruBudget über eine digitale Schnittstelle (API) verbunden ist. Die Plattform ermöglicht so eine Zusammenarbeit unabhängig vom jeweiligen IT-System der beteiligten Partner.

Mit der Einbindung in das eigene IT-System entfällt die händische und somit fehleranfällige Eingabe in andere Datenbanken. Das ist ein großer Vorteil für die Finanz- und Planungsministerien, die bislang Daten aufwändig zusammentragen mussten. So ist die Projektverantwortliche im burkinischen Finanzministerium, Brigitte Compaore Yoni, davon überzeugt: „Mit TruBudget können wir die Daten zu den individuellen Geberzahlungen endlich einheitlich und verlässlich darstellen.“

TruBudget soll ein Partnerinstrument sein. Über die Governance und Zugriffsrechte entscheidet die jeweilige Regierung, die eine solche Plattform für die Abwicklung geber-finanzierter Projekte oder Programme nutzen will. Die KfW hat die Anwendung daher bewusst als Open Source entwickelt. Also als Software, deren Quelltext öffentlich einsehbar, änderbar und nutzbar ist. TruBudget steht damit allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung.

TruBudget ist so flexibel gebaut, dass es sich auch für andere Anwendungsfälle eignet, etwa bei der Lieferkette von Impfstoffen. Statt Workflows werden hier die Etappen der einzelnen Lieferschritte von der Bestellung über den Transport bis hin zur Anwendung in einem Dorf erfasst. Die internationale Impfallianz Gavi prüft gerade den Einsatz von TruBudget für ihr Finanzmanagement und die Lieferkette von Impfstoffen. Aber auch andere Lösungen wie etwa das Monitoring von Vertragskonditionen sind denkbar, genauso wie die Verknüpfung mit anderen innovativen Ansätzen wie Open Data oder künstliche Intelligenz (KI).

Neben dem Finanzministerium von Burkina Faso hat die brasilianische Entwicklungsbank BNDES als erste Institution TruBudget in ihre Prozesse und IT-Systeme verankert. Die Anwendung wird zur Abwicklung des Amazon Funds eingesetzt, wenn auch vorerst nur für einzelne Prozesse. Äthiopien und Georgien planen Piloteinsätze für KfW-finanzierte Programme. Das BMZ unterstützt diese Initiativen im Interesse einer Digitalisierung auf Augenhöhe.

Mit TruBudget steht endlich ein Instrument zur Verfügung, Partnersysteme mit vertretbarem Risiko einzusetzen. Gebermittel können damit direkt und sicher über den Partnerhaushalt abgewickelt werden. Eine eigenständige Verwaltung durch das Partnerland erhöht nicht nur Effizienz, sondern auch die Nachhaltigkeit der bereitgestellten Mittel. Die Herausforderung liegt nun allein in dem politischen Interesse von Partnerländern und Geberorganisationen, diese technologischen Möglichkeiten auch zu nutzen. Geber müssen sich zukünftig noch mehr daran messen lassen, inwieweit sie mit ihrer Unterstützung tatsächlich auch die strukturelle Eigenständigkeit von Entwicklungsländern fördern wollen.

Dieses Umdenken ist noch lange nicht überall angekommen. Umso wichtiger ist es, jetzt neue Standards einer transparenten Zusammenarbeit zu setzen – nicht nur in der deutschen Entwicklungspolitik.


Piet Kleffmann ist Leiter der Task-Force TruBudget.
piet.kleffmann@kfw.de

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