Landrechte

Gesicherter Landbesitz macht resilienter gegen Erderwärmung

Sicherer Landbesitz macht ländliche Gemeinschaften resilienter gegen die Klimakrise. Entsprechende Rechte gilt es zu stärken. Das Thema ist noch nicht bekannt genug, weshalb auch politisch zu wenig passiert.
Proteste landloser Arbeiter*innen in Brasiliens Hauptstadt Brasília. picture-alliance/REUTERS/Ueslei Marcelino Proteste landloser Arbeiter*innen in Brasiliens Hauptstadt Brasília.

Ländliche Gemeinschaften sind meist besonders gefährdet und brauchen Unterstützung, um resilienter zu werden. Um sich dem Klimawandel gemäß ihren spezifischen Bedürfnissen anzupassen, hilft es, wenn sie über rechtlich gesicherten Grundbesitz verfügen:

  • Sie haben dann langfristiges Interesse an fruchtbarem Land und somit Anreize, in nachhaltige Bewirtschaftung zu investieren. Grundbesitz stellt auch Ressourcen dafür sicher.
  • Sie nutzen eher Praktiken, die Bodenerosion verhindern, Agroforstwirtschaft fördern und Wasserressourcen erhalten. All das macht sie resilienter gegen klimabedingte Katastrophen.
  • Sie können sich besser für den Erhalt der Biodiversität einsetzen, auch weil sie dann eher Schutzgebiete und Wildtierkorridore einrichten und mit traditionellem Wissen die lokale Biovielfalt schützen. Vielfältige Ökosysteme wiederum halten Klimaschwankungen besser aus.
  • Sie können bedarfsgerechte lokale Strategien zur Klimaanpassung entwickeln, etwa Vielfalt im Anbau, Bodenverbesserung und nachhaltiges Wassermanagement – auch weil sie die Klimaherausforderungen ihrer Gegend genau kennen.

Zugleich schützen sichere Besitzverhältnisse auch das Klima:

  • Bäume sind CO2-Senken, sie absorbieren atmosphärisches Kohlendioxid und mindern Treibhausgasemissionen. Allerdings brauchen sie viele Jahre, um zu wachsen. Familien auf dem Land sind eher zu Bewaldung und Wiederaufforstung bereit, wenn sie wissen, dass sie von langfristigen Investitionen profitieren werden. Internationale Gelder für Bewaldung und Wiederaufforstung stehen zwar zur Verfügung. Allerdings sind sichere Besitzrechte oft eine Voraussetzung für die Teilnahme an REDD-Projekten (Reduced Emissions from Deforestation and Forest Degradation).
  • Sichere Besitzverhältnisse ermöglichen Investitionen in Agrarökologie und ökologischen Landbau. Diese umweltfreundlichen Methoden verringern den Bedarf an Chemikalien, was die CO2-Emissionen des Agrarsektors senkt.
  • Landnutzungsrechte ermöglichen auch Solar- und Windenergieprojekte. So lassen sich Einnahmequellen diversifizieren und zu sauberer Energieerzeugung beitragen.

Politische Fürsprache ist wichtig

Zu viele Landbewohner*innen – vor allem Frauen – haben keine oder keine gesicherten Rechte im Hinblick auf das Land, von dem ihre Existenz abhängt. Deshalb sind konzertierte Anstrengungen an mehreren Fronten nötig.

Politische Fürsprache ist entscheidend, um Entscheidungsträger*innen die Zusammenhänge zwischen Landbesitz und Klima klarzumachen. Belastbare Daten und wissenschaftliche Erkenntnisse helfen dabei. Auch Erfolgsgeschichten sind wichtig: Positivbeispiele können andere inspirieren und Politiker*innen dazu bringen, Dinge zu verändern. Fallstudien und die Dokumentation von Katastrophen können dazu beitragen, Fehler nicht zu wiederholen.

Ein positives Beispiel ist die Förderung der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung von Mangroven in Bangladesch. Ein Schlüssel dazu war die Zuweisung von Besitzrechten an lokale Gemeinschaften. Sie können nun die Mangroven dazu nutzen, besser mit Überschwemmungen infolge des Meeresspiegelanstiegs umzugehen.

Es ist wichtig, Reformen und Initiativen zur Stärkung der Landrechte der lokalen Bevölkerung voranzutreiben, kollektive Landnutzungsplanung zu fördern und so ländliche Gemeinden beim Klimaschutz einzubeziehen. Dazu zählen:

  • die rechtliche Anerkennung von Gewohnheitsrechten auf Land,
  • die Vereinfachung der Verfahren zur Landregistrierung und
  • der Schutz vor Landraub.

Kollektives Handeln

Politische Fürsprache ist besonders effektiv, wenn verschiedene Interessengruppen zusammenarbeiten. Zivilgesellschaftliche Organisationen, Initiativen auf lokaler Ebene, Forschungseinrichtungen und Regierungsstellen sollten deshalb an einem Strang ziehen. Bislang mangelt es jedoch an der Einbindung der Basis. Allzu oft werden die Menschen vor Ort nicht gehört. Organisationen auf lokaler Ebene müssen gestärkt werden, nicht zuletzt, weil sie die Bevölkerung auf dem Land erreichen und von neuen Ansätzen überzeugen können.

Das Global Forum on Agricultural Research and Innovation ist eine Multi-Stakeholder-Plattform mit vielen Mitgliedern. Um seine Inklusivität zu betonen, wird das Forum sein Akronym bald von GFAR zu GFAiR ändern. Zu seinen Aufgaben gehört es, kleinbäuerliche Betriebe zu stärken. Dazu führt es sogenannte Collective Actions durch. Eine heißt „Mainstreaming der Landrechte der armen Landbevölkerung im Klimadiskurs“. Hier loten diverse Gruppen aus, wie (fast) landlose Arme im Hinblick auf klimabedingte Katastrophen gestärkt werden können. Wichtige Ziele sind:

  • das Bewusstsein für die Bedeutung von Landbesitz zu steigern,
  • die Einbeziehung lokaler Gemeinschaften zu fördern,
  • den Zugang zu relevanten Daten sicherzustellen und
  • Best-Practice-Beispiele auszutauschen.

Das GFAR-Mitglied ANGOC (Asian NGO Coalition for Agrarian Reform and Rural Development) hat diese Collective Action initiiert und koordiniert sie. Weitere Partner sind die niederländische Land Portal Foundation, die Association for Land Reform and Development (ALRD) in Bangladesch, das multisektorale und internationale Global Land Tool Network (GLTN) und die Asia-Pacific Association of Agricultural Research Institutions (APAARI).

Lokale Gemeinschaften müssen gestärkt werden, sowohl zur Eindämmung des Klimawandels als auch zur Anpassung an ihn. Wo Menschen über sicheren Landbesitz verfügen, treten sie für ihre Umwelt ein. Ihre Rechte gilt es zu schützen.

Valeria Pesce arbeitet für das Global Forum on Agricultural Research and Innovation (GFAR, ab Februar GFAiR).
valeria.pesce@fao.org

Nathaniel Don Marquez arbeitet für die Asian NGO Coalition for Agrarian Reform and Rural Development (ANGOC).
https://www.apaari.org/

Romy Sato arbeitet für die Land Portal Foundation.
romy.sato@landportal.info

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