Bildung

Lernstopp für Millionen

Hunderte Millionen Kinder waren durch die Schul- und Kindergartenschließungen wegen der Covid-19-Pandemie von Bildung ausgeschlossen. Zwar haben die meisten Länder Programme für Fernunterricht entwickelt, doch viele Mädchen und Jungen konnten nicht daran teilnehmen. UNICEF fordert, die Konzepte zu verbessern und auszubauen.
Schülerin beim Online-Unterricht in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. picture alliance/Yonhap Schülerin beim Online-Unterricht in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul.

Die Schul- und Kindergartenschließungen aufgrund der Corona-Pandemie haben weltweit 1,5 Milliarden Kinder und Jugendliche betroffen. Das zeigt eine Studie des UN-Kinderhilfswerks UNICEF. Demnach waren mindestens 463 Millionen Mädchen und Jungen, die bis zur Krise in eine Schule oder einen Kindergarten gingen, von staatlichen Bildungsprogrammen ausgeschlossen. Zwar haben laut UNICEF weltweit 94 Prozent der Länder Konzepte für Fernunterricht entwickelt, wobei ärmere Länder mehr auf Radio als Übertragungsweg gesetzt haben und reichere Länder eher auf Fernsehen und Internet. Diese Programme erreichten jedoch rund 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht.

Fast die Hälfte von ihnen waren Vorschulkinder. 40 Prozent der Länder haben für diese Gruppe laut UNICEF keine Angebote gemacht. Das sei nicht nur im Sinne der Kinder ein Versäumnis, sondern auch volkswirtschaftlich. Denn jeder in Vorschulbildung investierte Dollar zahle sich neunfach gesellschaftlich aus – etwa, weil dadurch weniger Schülerinnen und Schüler Klassen wiederholen müssten oder die Schule frühzeitig abbrächen. Zudem habe die frühkindliche Bildung einen großen Einfluss auf das individuelle Lebenseinkommen. Je älter die Lernenden waren, desto mehr Angebote gab es für sie und desto besser ausgestattet waren die Haushalte auch mit Medien. In der Sekundarstufe I konnten weltweit theoretisch 82 Prozent der Schülerinnen und Schüler erreicht werden.

Drei Viertel der Ausgeschlossenen lebt auf dem Land. Das gilt in reichen wie in armen Ländern, allerdings ist in Letzteren der Gesamtanteil derjenigen ohne Zugang zu den Programmen höher. In Subsahara-Afrika etwa liegt er bei rund 50 Prozent. Angenähert haben sich die Autoren dem Thema über zwei Fragen: nach den staatlichen Programmen und nach der technischen Ausstattung. Für Erstere nutzten sie eine von UNICEF, UNESCO und Weltbank durchgeführte Umfrage aus den Monaten Mai, Juni und Juli, für Letztere griffen sie auf Haushaltsumfragen zurück.

Die Studie hat nur den potenziellen Zugang zu Fernunterricht ermittelt, nicht die tatsächliche Teilnahme. Die Autoren vermuten deshalb, dass die Zahl der Mädchen und Jungen, die de facto nicht erreicht wurden, weitaus größer ist. Dennoch sollten die in der Pandemie entwickelten Konzepte laut UNICEF ausgebaut und weiterhin eingesetzt werden. Das könne Schulsysteme stärken und auch einem Teil der 258 Millionen Kinder Bildung ermöglichen, die bislang keine Schule besuchen. Fernunterricht müsse so konzipiert sein, dass er für alle zugänglich ist. Zugleich müssten die Infrastruktur modernisiert und Lehrende und Eltern geschult werden. Wo es noch keine Fernunterricht-Programme für Vorschüler gibt, sollten diese erarbeitet werden. Das habe einen enormen Einfluss auf die Bildungskarriere der Kinder, argumentiert UNICEF.

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