Direktinvestitionen

Rohstoff-Renaissance

Die weltweiten Direktinvestitionen nähern sich dem Rekordwert aus dem Jahr 2000. Investitionen in den Bereichen Bergbau und Energie erleben einen neuen Boom.

Wenn der ugandische Vizepräsident Gilbert Bukenya meint, was er sagt, dann könnte das ein gutes Zeichen sein. Die Einnahmen aus den neu entdeckten Ölquellen im Westen des Landes sollen auf ein Auslandskonto eingezahlt und in die soziale und wirtschaftliche Entwicklung Ugandas investiert werden. Sein Land werde bei der Verwendung der Öleinnahmen dem Modell Norwegens folgen, sagte Bukenya im September.

Laut der UN-Handelsorganisation ­UNCTAD hängt es vor allem vom Reg­ie­rungshandeln ab, ob Rohstoff­vor­kom­men einem Land Vorteile bringen oder ob sie sich, wie in so vielen Ländern Afrikas, als Fluch erweisen. Natürlich spielen auch die Geschäfts­praktiken transnational ope­rie­ren­der Bergbau- und Ölkonzerne eine Rol­le. Wichtig ist aber, dass rohstoffreiche Länder klare Vorgaben für die Unternehmen formulieren und über effektive Institutionen zur Kontrolle verfügen. Die Renaissance des Rohstoffsektors ist das Thema des dies­jährigen UNCTAD-Weltinvestitionsberichts (World Investment Report 2007). Danach ging der Anteil der Investitionen im Bereich Bergbau und Energie an den gesamten Auslandsinvestitionen seit den siebziger Jahren weltweit stetig zurück, doch seit dem Jahr 2000 wächst er wieder.

Die gesamten ausländischen Direktinvestitionen stiegen laut UNCTAD im vergangenen Jahr deutlich um 38 Prozent auf 1306 Milliarden Dollar und näherten sich der Re­kordmarke von 1,4 Trillionen Dollar aus dem Jahr 2000. Zuflüsse in die Entwicklungsländer erreichten mit 379 Milliarden Dollar den höchsten jemals gemessenen Wert. In Afrika stiegen die Investitionen um 20 Prozent, seit 2004 haben sie sich laut UNCTAD sogar verdoppelt – für die UN-Experten ein Ausdruck des neu erwachten Interesses an Rohstoffen. Allerdings teilten sich nur 10 Länder 90 Prozent der Zuflüsse. Die Investitionen in Süd-, Ost- und Südostasien stiegen ebenfalls um 20 Prozent mit China und Hongkong an der Spitze. Indien holt laut UNCTAD aller­dings auf: Das Land kassierte 2006 so viel Investitionskapital wie in den drei Jahren davor zusammen. In Lateinamerika stagnierten die Investitionszuflüsse, allein die karibischen Steueroasen verzeichneten Zuwächse.

UNCTAD erklärt das neuerliche Anwachsen der Investitionen im Rohstoffsektor vor allem mit den gestiegenen Preisen für Bergbauprodukte und Ener­gierohstoffe. Seit 2002 steige die Umsatzrendite extraktiver Industrien wieder und liege heute bei 27 Prozent. 1990 seien es nur fünf Prozent gewesen. Der Boom eröffne rohstoffreichen Ländern neue Einnahmequellen – vorausgesetzt, sie verfügten über Mechanismen, um an den Gewinnen der Konzerne teilzuhaben. In vielen armen Ländern sei das aber nicht der Fall. In Mali zum Beispiel habe der Betreiber der weltgrößten Goldmine in dem westafrikanischen Land, AngloGold Ashanti, zwischen 2000 und 2003 Steuern in Höhe von lediglich zehn Prozent seines Nettogewinns gezahlt. Und die Einnahmen Sambias aus dem Kupferabbau lagen 2005 laut dem UNCTAD-Bericht bei nur fünf Prozent der gesamten Kupfer- und Kobaltexporte des Landes.

Ein Kommentator der ugandischen Zeitung Daily Monitor äußerte sich unterdessen skeptisch zu den Ankündigungen seines Vizepräsidenten. Das Vorhaben, die Öleinnahmen im Ausland zu deponieren, sei nicht gerade vertrauenerweckend, sondern zeige eher, dass die Regierung keinen Plan habe, wie das Geld vor Dieben geschützt werden kann. (ell)

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