Abrüstung

Verhandeln über die Vision

Russland und die USA wollen ihr Atomarsenal verringern. Zu diesem Zweck haben sich Delegationen aus beiden Ländern im Mai erstmals offiziell in Moskau getroffen. Derweil provoziert Nordkorea mit einem neuen Atomtest die Welt.

Als US-Präsident Obama im Frühjahr durch Europa reiste, versprach er, sich für eine Welt ohne Atomwaffen einzusetzen. Seit April verhandeln nun eine russische und eine amerikanische Delegation über diese Vision. Erste Ergebnisse sollen sie Anfang Juli vorlegen. Dann reist Obama zu seinem Antrittsbesuch nach Moskau. Russland und die USA besitzen zusammen fast 90 Prozent aller Atomwaffen weltweit.

Die Gespräche führt die stellvertretende US-Außenministerin Rose Gottemoeller und der Direktor der Abteilung für Sicherheit und Abrüstung im russischen Außenministerium, Anatoli Antonow. Ziel der Verhandlungen ist ein Nachfolgevertrag für das so genannte Start-Abkommen, das festlegt, wer wie viele strategische Nuklearwaffen besitzen darf. Das Abkommen läuft Anfang Dezember aus. Forscher der Stiftung Wissenschaft und Politik halten es allerdings für sehr unwahrscheinlich, dass die beiden Länder bis dahin einen neuen Vertrag unterzeichen. Ratsam sei es, zunächst den bestehenden Vertrag zu verlängern, um Zeit für die Verhandlungen zu gewinnen. Denn die Schwierigkeiten liegen im Detail. So will Russland die US-Raketenabwehr mit einbeziehen, die USA lehnen das aber ab, weil es sich gegen Iran richte.

Doch gegen Bedrohungen vom Persischen Golf ist ein Raketenschild womöglich völlig ungeeignet. Zu dem Schluss kommen Wissenschaftler aus Russland und den USA in einer Studie des East-West-Institute. Iran könne zwar innerhalb von ein bis drei Jahren einfache Nuklearbauteile und in sechs bis acht Jahren nukleare Raketensprengköpfe entwickeln. Allerdings werde das Land in den nächsten zehn Jahren ohne externe Hilfe keine Raketen mit mittlerer oder interkontinentaler Reichweite bauen können. Sollte Iran zu einer Bedrohung werden, können die USA Raketenangriffe nach Meinung der Wissenschaftler nur gemeinsam mit Russland effektiv abwehren.

Für internationalen Protest sorgte unterdessen Nordkoreas Diktator Kim Jong-il. Er ließ Ende Mai offenbar erfolgreich eine Atombombe testen und feuerte mehrere Kurzstreckenraketen ab. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte den zweiten Atomtest Pjöngjangs seit 2006 in einer Sondersitzung einstimmig.(cir)

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