AIDS

Das Virus ist angreifbar

Erstmals seit Auftauchen des töd­li­chen HI-Virus scheint eine Impfung möglich. Das ist das bisherige Er­geb­nis einer groß angelegten Studie. Doch die Faktenlage ist sehr dünn. Kri­tische Wissenschaftler meinen so­gar, die Er­geb­nisse könnten zufällig zustande gekommen sein.

Forscher haben nachgewiesen, dass eine Impfung gegen HIV grundsätzlich möglich ist. Bei der größten und teuersten Studie für einen Impfstoff gegen das Virus lag die Infektionsrate der Geimpften etwa 30 Prozent niedriger als bei der Kontrollgruppe. UNAIDS nannte die Ergebnisse der Studie „sehr ermutigend“.

Allerdings werden die Ergebnisse bereits von Wissenschaftlern, die nicht an der Studie mitgewirkt haben, in Frage gestellt. Ihnen zufolge liegt der Impfschutz höchstens bei 26 Prozent. Es gebe nun, nach mehr als 20 Jahren Forschung, erstmals etwas, „was auf das Funktionieren von Impfungen hindeutet“, relativiert Andreas Wulf von medico international die aktuelle Studie. Nach einer Studie der Firma Merck im Jahr 2006 war generell in Frage gestellt worden, ob eine Aids­prävention auf diesem Weg überhaupt möglich ist. Damals hatte der Impfstoff das Infektionsrisiko sogar noch gesteigert anstatt es zu senken.

An der neuen Studie nahmen mehr als 16000 Freiwillige zwischen 18 und 30 Jahren mit einem durchschnittlichen Infektionsrisiko teil. 2006 bekamen die Testpersonen über ein halbes Jahr hinweg Impfungen – oder Placebos. Laut der Organisation Global Solutions for Infectious Deseases (GSID) infizierten sich bis Ende September 74 Personen aus der Kontrollgruppe; aber nur 51 von denen, die tatsächlich geimpft worden waren. Damit ist das Ergebniss gerade noch statistisch signifikant. Aus Sicht der Kritiker können die unterschiedlichen Infektionsraten aber auch reiner Zufall sein. Bisher bietet die Studie allenfalls einen Hoffnungsschimmer.

Die Non-Profit-Organisation GSID wird neben anderen auch von der Bill and Melinda Gates Stiftung unterstützt. Hauptsponsor der Studie, die 105 Millionen Dollar gekostet hat, war der Gesundheitsdienst der US-Armee.

Es sind noch viele Fragen offen. Dazu gehört, warum die verwendete Kombination zweier Wirkstoffe erfolgreich war und ob die Impfung überall auf der Welt gleichermaßen wirkt. Die Studie beruht auf Virenstämmen aus Thailand.

Vor allem aber reicht es für eine Impfung nicht aus, wenn das Risiko einer Infektion nur um 30 Prozent verringert wird. „Selbst 60 Prozent sind da noch bescheiden“, meint medico-Experte Wulf. Infektionen müssten zu annähernd 100 Prozent vermieden werden, damit sich Geimpfte nicht in falscher Sicherheit wiegen.

Doch solange die Wissenschaft mit einer Impfung gegen HIV noch nicht so weit ist, bleibt Aufklärung der beste Schutz. Als Beitrag für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema haben die UNESCO und das Asia Pacific Institute for Broadcasting Development ein Handbuch erarbeitet, das unentgeltlich im Internet herunterzuladen ist. (cir)

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