Geschäftsstrategie

Gewinnbringende Ziegen

Sambia ist ein Binnenstaat im südlichen Afrika mit über 14 Millionen Menschen, von denen 60 Pro- zent auf dem Land leben. 85 Prozent von ihnen sind Kleinbauern und hängen von der Subsistenzwirtschaft ab. Laut Weltbank beträgt die ländliche Armut in Sambia 80 Prozent – Millionen Menschen leben in bitterer Armut.
In Sambia ist der Ziegenhandel noch immer sehr informell und trägt nicht viel zum ­Lebensunterhalt der Bauern bei. Kalaene/picture-alliance In Sambia ist der Ziegenhandel noch immer sehr informell und trägt nicht viel zum ­Lebensunterhalt der Bauern bei.

In den ländlichen Gemeinden leben die Ärmsten der Bevölkerung. Sie kämpfen darum, die Schulgebühren für ihre Kinder bezahlen zu können, und können sich kaum eine medizinische Versorgung leisten. Da ich in einem Dorf aufgewachsen bin, bevor ich in die Hauptstadt Lusaka gezogen bin, kenne ich das Leben auf dem Land sehr gut.

Neben dem Anbau von Nutzpflanzen, hauptsächlich Mais, halten sich die Bauern ein paar Tiere. Ziegen sind besonders verbreitet. Dennoch nutzen die Kleinbauern die Ziegen nicht als Einkommensquelle, sondern versorgen sich damit selbst und halten sie als Prestigeobjekte.

Historisch betrachtet fehlt Sambia ein kommerzieller Zugang zur Ziegenhaltung, weil die Tiere als Handelsgut des armen Mannes ge- sehen werden. Die Ziegenzucht ist durch folgende Merkmale geprägt:

  • Informalität,
  • fehlender Geschäftssinn,
  • fehlende Wertschöpfung und
  • fehlende moderne Vertriebs­kanäle.

Daraus resultiert eine große Ressourcenverschwendung. Das Halten der Ziegen könnte und sollte zum Lebensunterhalt der Familien beitragen. Bisher fehlt es den Kleinbauern in Sambia an dringend benötigten wirtschaftlichen Möglichkeiten, um sich aus der Armut zu befreien.

Zugleich wächst die Nachfrage nach Ziegenfleisch in den Städten Sambias und in Nachbarländern. Ein Grund ist, dass viele Ziegenfleisch als gesunde und nahrhafte Alternative zu anderen Fleischsorten betrachten. Ziegenfleisch ist nach Rind das beliebteste Fleisch im südlichen Afrika.

Rindfleisch wird kommerziell in Sambia vertrieben, und es ist in jedem städtischen Supermarkt zu finden. Im Gegensatz dazu ist die Verarbeitung und die Vermarktung von Ziegenfleisch noch immer traditionell und informell. Die etablierte Fleischwirtschaft interessiert sich dafür bislang kaum. Sie ist an schnellen Profiten interessiert. Deshalb ist sie nicht bereit, langfristig zu investieren und eine moderne Lieferkette für Ziegenprodukte zu etablieren.

Vor drei Jahren habe ich Zamgoat gegründet, um die Situation zu verändern. Meine Firma verarbeitet und vertreibt Ziegenprodukte wie Fleisch und Leder. Wir beziehen Ziegen als kommerzieller Händler und verbessern so die Lebenssituation von mehr als 200 Kleinbauernfamilien. Wir machen unsere Produkte für eine steigende Zahl von Konsumenten in Sambia und Nachbarländern verfügbar.

Das Zamgoat-Geschäftsmodell ist einfach: Wir kaufen Ziegen von den Kleinbauern, wir verarbeiten und vertreiben die Produkte. Wir führen eigene Läden, aber wir verkaufen unsere Produkte auch an Groß- und Einzelhandel. Bislang haben wir ohne eigene Kühltransporte oder Lagermöglichkeiten gearbeitet. Trotzdem konnte Zamgoat bislang das Einkommen seiner 200 Partnerbauern um jährlich über zehn Prozent steigern. Wir haben mehr als 2300 Ziegen verarbeitet und verkauft. In den vergangenen drei Jahren entsprach unser durchschnittlicher Jahresumsatz einem Betrag von 50 000 Dollar. Da wir nun bewiesen haben, dass unser Geschäftsmodell funktioniert, wollen wir unseren Betrieb erweitern. Wir wollen die Marktreichweite erhöhen und mit noch mehr Kleinbauern zusammenarbeiten. Für unsere geplante Ausstattung wie Kühltransporte und Lagerraum wollen wir 100 000 Dollar Kapital durch Zuschüsse, Darlehen und Eigenkapital beschaffen.



Paul Nyambe ist ein Unternehmer aus Sambia und Gründer von Zamgoat. Er setzt sich auch für nachhaltige Förderung von Jungunternehmern ein und ist Gründer des Youth Entrepreneurs Network of Zambia.
zamgoat@zambia.co.zm
http://www.zamgoat.com

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