Meeresökologie

Marines Leben retten

Die Ozeane produzieren 50 Prozent des Sauerstoffs auf der Erde und sind Einkommens- und Nahrungsgrundlage für mehr als zehn Prozent der Menschen. Die meisten von ihnen leben in Entwicklungsländern. Doch die Meeresökosysteme sind stark gefährdet. Ein neuer Aktionsplan soll zu ihrer Rettung beitragen.
Korallenbleiche am Great Barrier Reef in Australien. Peter Mumby/James Cook University/dpa Korallenbleiche am Great Barrier Reef in Australien.

Der Meeresspiegel steigt, riesige Plastikinseln sammeln sich in den Ozeanen an, und 90 Prozent der Fischbestände sind bereits überfischt oder stark ausgebeutet. Hinzu kommen Korallensterben und das Verschwinden der Mangrovenwälder. Nur 3,4 Prozent der Meeresgebiete stehen unter Schutz – und der existiert zudem oft nur auf dem Papier.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) will mit einem neuen Zehn-Punkte-Plan mehr Schutzgebiete, mehr nachhaltige Fischerei und weniger Müll in den Meeren erreichen. „Gerade die Küstenstädte in den ärmeren Ländern brauchen unsere Unterstützung, um mit den Folgen der steigenden Meeresspiegel klarzukommen“, sagte Entwicklungsminister Gerd Müller bei der Vorstellung des Plans im Mai. Entwicklungsländer sollen zudem verstärkt dabei unterstützt werden, Meeresschutz umzusetzen. Dafür richtet das BMZ auch einen neuen Fonds ein (siehe Kasten).

Der Aktionsplan sieht folgende Punkte vor:

  1. Mehr und besser verwaltete Meeresschutzgebiete schaffen
    Das BMZ unterstützt die Ausweisung neuer Schutzgebiete, stärkt die Verwaltungen der Schutzgebiete und verbessert ihre Absicherung durch nachhaltige Finanzierungsinstrumente. Damit will es zu dem im Rahmen der Konvention über die biologische Vielfalt vereinbarten Ziel beitragen, bis 2020 weltweit zehn Prozent der Meeresgebiete effektiv zu schützen.
  2. Nachhaltige handwerkliche Fischerei und Aquakultur fördern
    Rund 58 Millionen Menschen leben unmittelbar von der Fischerei. Insgesamt beziehen schätzungsweise zehn bis 12 Prozent der Weltbevölkerung ihr Einkommen direkt oder indirekt aus diesem Wirtschaftszweig. Kleinfischerei und Aquakultur schützen marine Ressourcen, bieten lokale Einkommen und sichern die Versorgung mit wichtigen Nahrungsmitteln, auch für benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Das BMZ engagiert sich für ein verbessertes Management der Fischereibestände in seinen Partnerländern.
  3. Nachhaltige und sozialverantwortliche Verarbeitung und Vermarktung von Fisch fördern
    Der weltweite Fischkonsum ist drastisch gestiegen. Viele Fischbestände werden bis an die Grenzen der ökologischen Nachhaltigkeit und darüber hinaus befischt. Dadurch ist die wirtschaftliche Entwicklung der betroffenen Regionen ernsthaft bedroht. Außerdem verstoßen die Arbeitsbedingungen in der Fischerei in vielen Fällen gegen international anerkannte Sozialstandards. Das BMZ unterstützt nachhaltige Lieferketten, um Fischbestände zu schonen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
  4. Partnerländer bei der Bekämpfung illegaler, ungemeldeter und unregulierter Fischerei unterstützen
    Illegale Fischerei bringt die betroffenen Küstenländer jährlich um Einnahmen von bis zu 23 Milliarden Dollar. Sie verhindert eine nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung, entzieht der Bevölkerung eine wichtige Nahrungsquelle und bremst die lokale Wirtschaftsentwicklung. Das BMZ unterstützt seine Partner beim Aufbau von Kontrollsystemen und fördert die Entwicklung regionaler Ansätze zur Bekämpfung illegaler und unregulierter Fischerei.
  5. Strategische Partnerschaften mit der Wirtschaft aufbauen
    Um Meeres- und Küstenökosysteme zu erhalten, soll vor allem der nachhaltige Meerestourismus gestärkt werden. Das BMZ will die Tourismusbranche und die deutsche Öffentlichkeit in diese Richtung sensibilisieren.
  6. Partnerländer bei der Reduzierung der Meeresverschmutzung unterstützen
    Der Schwerpunkt liegt auf der Beseitigung der Ursachen von Meeresverschmutzung. Dazu baut das BMZ die umweltpolitische Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnerländern weiter aus und entwickelt mit ihnen modellhafte Ansätze einer integrierten Abfallwirtschaft. Ziel ist, die Menge der Abfälle zu verringern und die Abfallverwertung zu verbessern.
  7. Strategien zum Umgang mit möglichen irreversiblen Schäden von Meeresökosystemen entwickeln
    Durch die Versauerung und Erwärmung der Ozeane oder die Überfischung küstennaher Gewässer kommt es zu irreversiblen Veränderungen der Meeresökosysteme. Das BMZ fördert Forschungsprojekte, die den Wissensstand über diese Zusammenhänge verbessern und Handlungsoptio­nen aufzeigen. Zudem sollen alternative Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen gefördert werden, die aufgrund der Schädigung der Meere und Küsten ihre Lebensgrundlage verlieren. Das Ministerium unterstützt außerdem Initiativen, die im Schadensfall der armen Bevölkerung bei der Bewältigung von Katastrophen helfen.
  8. Küstenregionen bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen
    In wenigen Jahren werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Küstenregionen leben, und zwar überwiegend in Städten. Sie sind durch den Anstieg des Meeresspiegels und zunehmende extreme Wetterereignisse wie Wirbelstürme akut gefährdet. Das BMZ unterstützt Städte bei der Anpassung an den Klimawandel, beim Katastrophenschutz und dabei, dieses Thema in eine vorausschauende und nachhaltige Stadtentwicklung zu integrieren.
  9. Frühwarnsysteme für die Folgen des Klimawandels ausbauen
    Mehr als 600 Millionen Menschen leben in niedrig gelegenen Küstenzonen und sind von den Folgen des Klimawandels wie Stürmen, Überflutungen, Bodenversalzung und dem Anstieg des Meeresspiegels unmittelbar betroffen. Das BMZ will dabei helfen, Frühwarnsysteme im Verbund mit Küstenschutz- und Stadtentwicklungsvorhaben auszubauen und die Integration von Hochwasserschutz und Katastrophenvorsorge in die Entwicklungsplanung voranzutreiben.
  10. Länder- und themenübergreifende Kooperationen unterstützen
    Effektiver Meeresschutz erfordert länder­übergreifende Maßnahmen und die Be­rücksichtigung der verschiedenen Interessen von Fischerei, Transportwirtschaft, Naturschutz, Infrastrukturentwicklung und Tourismus. Das BMZ unterstützt die „Partnership for Regional Ocean Governance“, eine internationale Initiative, die innovative Modelle für regionale und sektorübergreifende Abstimmungsmechanismen entwickelt und regionenübergreifende Dialog- und Lernprozesse ermöglicht.

Küsten- und Meeresschutz sowie nachhaltiges Leben mit dem Meer sind auch Themen der Zukunftstour, mit der das BMZ Station in allen Bundesländern macht. Mit Veranstaltungen und interaktiven Formaten will das Ministerium die Themen der Zukunftscharta mit Leben füllen. Das 2014 veröffentlichte Referenzdokument formuliert acht Handlungsfelder für nachhaltige Entwicklung.

Katja Dombrowski


Links

Aktionsplan des BMZ für Meeresschutz und nachhaltige Fischerei:
http://www.bmz.de/de/zentrales_downloadarchiv/web-apps/aktionsplan-meeresschutz-und-nachhaltige-fischerei.pdf

Zukunftstour des BMZ:
http://zukunftstour.zukunftscharta.de/startseite.html

Zukunftscharta:
https://www.zukunftscharta.de/infos-zur-zukunftscharta.html

Relevante Artikel

Governance

Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.