Afrikanische Volkswirtschaften

Corona-Krise abfedern

Die Corona-Krise hat die afrikanische Privatwirtschaft im Jahr 2020 schwer getroffen und zu Rezessionen in vielen Ländern geführt. Öl-, Gas- und Tourismusbranche sind laut einer Analyse, die die KfW Entwicklungsbankd in Zusammenarbeit mit Agence française de développement (AFD) erstellte, schwer beeinträchtigt. Die Corona-Hilfsprogramme afrikanischer Staaten schneiden laut der Autoren im internationalen Vergleich schlecht ab.
Gas- und Ölfirmen haben in der Corona-Krise in Afrika besonders gelitten: Arbeiter der Nigerian National Petroleum Corporation im Dezember 2020. Olukayode Jaiyeola/NurPhoto/picture-alliance Gas- und Ölfirmen haben in der Corona-Krise in Afrika besonders gelitten: Arbeiter der Nigerian National Petroleum Corporation im Dezember 2020.

Afrikanische Regierungen hätten zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um Unternehmen zu unterstützen und Einkommensverluste zu kompensieren, erklärt das Papier. Sie hätten vorübergehend Wasser- und Strompreise gesenkt und Schulden erlassen. Weiter entwickelte Länder haben Darlehensgarantien angeboten. Andernorts haben die Zentralbanken die Zinssätze gesenkt oder die Banken mit mehr Liquidität ausgestattet. Jedoch sei das Bankenwesen in vielen afrikanischen Ländern schwach. Auch staatliche Kredite erhalten einer Umfrage der Weltbank zufolge nur wenige Unternehmen.

Die Covid-Finanzpakete Afrikas machten durchschnittlich nur 2,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts des Kontinents aus. Die Industrieländer hätten fast drei Mal so viel ausgegeben, so der Report. Die Corona-Hilfen wurden sehr ungleichmäßig verteilt, weil viele Betroffene nicht von ihnen wussten, sie trotz Beantragung nicht ankamen oder die Beantragung kompliziert war.

Die Autoren verweisen darauf, dass der Onlinehandel Unternehmen den Betrieb während der Pandemie ermöglicht habe. Davon hätten auch afrikanische Unternehmen Gebrauch gemacht, besonders in Ländern mittleren Einkommens. Mit Ausnahme von Südafrika sei der Anteil des Onlinehandels in Afrika aber vergleichsweise gering.

In der Pandemie haben die Menschen weniger verdient und ausgegeben. Das haben viele Unternehmen gespürt. Weil Firmen mit einer Verbesserung der Situation nach einigen Monaten rechneten, hätten sie eher die Arbeitszeiten und Löhne reduziert, anstatt Mitarbeiter aufgrund fehlender Einnahmen zu entlassen. Dennoch habe sich im Jahr 2020 die Zahl der Beschäftigten in Subsahara-Afrika um 8,5 Prozent verringert.

Den Autoren zufolge steht trotz aller verbleibenden Unsicherheit über die Zukunft des afrikanischen Privatsektors fest, dass dessen Unterstützung wesentlich sei, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Nur mit Steuern von starken und finanzkräftigen Unternehmen können Staaten wachsende Schulden und schrumpfende finanzpolitische Spielräume kompensieren. Die Regierungen müssten überlegen, welche Unternehmen und Branchen gefördert werden sollten, denn nicht alle seien zukunftsfähig.

Wie überall auf der Welt hat auch in Afrika die Pandemie den Ausbau der mobilen Arbeit gefördert. Allerdings haben dies nur 12,5 Prozent der befragten Unternehmen umgesetzt, schreiben die Autoren. Damit belegt Afrika den letzten Platz unter allen Entwicklungsregionen. Bei Betrachtung der Telekommunikationsinfrastruktur werde deutlich, dass lediglich sieben Prozent der Arbeitskräfte in Afrika die Möglichkeit zum Homeoffice hatten. Investitionen, die den Ausbau dieser Infrastruktur fördern, würden daran etwas ändern und könnten zudem das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Vor allem zuverlässige Stromversorgung und leistungsfähige Internetanschlüsse gelten für den digitalen Wandel in Afrika als Herausforderungen.

Die Autoren schlussfolgern, dass afrikanische Regierungen den Privatsektor unterstützen und dafür Umfang und Reichweite ihrer Maßnahmen verbessern müssen. Auch die internationale Gemeinschaft müsse mehr finanzielle und technische Ressourcen für den afrikanischen Privatsektor mobilisieren. Die Finanzinstitute sollten dafür sorgen, dass diese Investitionen für eine nachhaltige Entwicklung im Sinne der Sustainable Development Goals (SDGs) eingesetzt werden.


Link
The African private sector in the COVID-19 crisis: impacts, responses and perspectives
Zu finden unter: https://www.kfw.de/KfW-Group/Newsroom/Latest-News/News-Details_664448.html


Aenne Frankenberger studiert Anglistik und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Gießen. Sie macht derzeit ein Praktikum in der E+Z/D+C-Redaktion.
euz.editor@dandc.eu

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