Kricket

Heldenverehrung

Mitte 2014 schrieb die britische Zeitung The Guardian: „Die Hölle brennt nicht so vor Wut wie ein beleidigter Fan von Sachin Tendulkar.“
Großbritanniens Prinz William und seine Frau Herzogin Kate mit dem Kricketspieler Sachin Tendulkar im April 2016 in Mumbai. picture-alliance/dpa Großbritanniens Prinz William und seine Frau Herzogin Kate mit dem Kricketspieler Sachin Tendulkar im April 2016 in Mumbai.

Tendulkar ist unbestreitbar einer der größten Kricketspieler aller Zeiten. Er hat fast 700 internationale Begegnungen auf dem Buckel und war lange Zeit Kapitän der indischen Nationalmannschaft. Dennoch ist sein Name wahrscheinlich Menschen, die sich nicht für Kricket interessieren, kein Begriff. Indische Fans waren wutentbrannt, als die russische Tennisspielerin Maria Scharapowa sagte, sie wisse nicht, wer Tendulkar ist. Sie reagierten mit einem Hashtag: #WhoIsMariaSharapova sich auf Twitter weltweit so stark verbreitet, dass der Guardian darüber berichtete.

In Indien genießt Tendulkar einen gottähnlichen Status. Tatsächlich wurde ihm im nördlichen Bundesstaat Bihar ein Tempel gewidmet. Er hat auch ein bisschen weltliche Macht, seit er zum Mitglied des Rajya Sabha ernannt wurde, dem Oberhaus des indischen Parlaments. Das Staatsoberhaupt ernennt zwölf Mitglieder dieser Kammer für eine Amtszeit von sechs Jahren.

Tendulkar wurde auch der Ehrentitel eines Oberst der indischen Luftwaffe verliehen. Er nimmt regelmäßig an offiziellen Militärfeiern teil – ebenso wie MS Dhoni, sein ehemaliger Teamkollege und derzeitige Kapitän des indischen Kricketteams. Dhoni ist Ehrenoberstleutnant der indischen Armee.

Nicht alle sind glücklich darüber, dass Krickethelden derart gefeiert werden. Einige indische Bundesstaaten leiden unter politischer Gewalt und sind stark militarisiert. Bezeichnenderweise ist nicht Kricket, sondern Fußball der populärste Sport in den konfliktgeplagten nordöstlichen Bundesstaaten. Die Armee genießt dort umfassende Befugnisse und Immunität, aber es gibt regelmäßig Untersuchungen wegen Verstößen gegen die Menschenrechte. Nationalistische Symbolik kommt in den betroffenen Regionen nicht gut an.

 

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