MENA

Lösungen für Wasser- und Landkonflikte

Der Nahe Osten und Nordafrika (MENA – Middle East and North Africa) ist vermutlich die konfliktbelastetste Weltregion. In Syrien herrscht Bürgerkrieg; Irak, Libyen und andere Länder sind instabil. Die Aussichten sind nicht gut. Friedensparks könnten nützlich sein. Solch eine Initiative wurde für den Golan schon 2002 vorgeschlagen.
Israelische Panzer bei einem Manöver auf dem Golan. Safadi/picture-alliance/dpa Israelische Panzer bei einem Manöver auf dem Golan.

Friedensparks sind grenzüberschreitende Maßnahmen für den Naturschutz. Über die exakte Definition von „Peace Parks“ wird noch diskutiert, Konsens besteht aber darüber, dass sie Frieden, Zusammenarbeit und Ressourcenmanagement fördern sollen.

Unter anderem geht es darum, Konflikte über den Zugang zu Wasser und Land zu lösen. Dafür sind dauerhafte Lösungen nötig. Die Parks bieten zudem Chancen für gemeinsame Initiativen einschließlich wirtschaftlicher Vorhaben.

Der Waterton-Glacier International Peace Park ist der erste und älteste Peace Park. Er wurde 1932 geschaffen und verbindet die kanadische Provinz Alberta mit dem US-Bundesstaat Montana.

Laut Adrian Martin et al. (2011) stiften Friedensparks auf mehrere Weisen Nutzen:

  • Umweltschutz: Investitionen in ökologisch nachhaltige Initiativen helfen, Abnutzung und Schwund natürlicher Ressourcen zu begrenzen.  
  • Ökonomie: Institutionalisierte grenzüberschreitende Zusammenarbeit stärkt das Wirtschaftswachstum.
  • Friedliche Entwicklung: Politische Spannungen werden abgebaut, was der Versöhnung und der regionalen Sicherheit dient.
  • Zivilgesellschaft: Ein Verständnis der bürgerschaftlichen Verantwortung für die Umwelt wird gefördert und neue Begegnungsräume für alle Bevölkerungsschichten entstehen.  

In der MENA-Region wurde erstmals 2002 ein Friedenspark für den Golan vorgeschlagen. Seit Israel 1948 geschaffen wurde, waren die Beziehungen zu Syrien immer feindselig. Ein Friedenspark könnte zu friedlicher Zusammenarbeit anregen. Der Vorschlag war, den See Genezareth miteinzubeziehen. Syrien hätte formal Hoheit über die Nordostküste und den Golan. Israel bekäme Wasser und geregelten Zugang zum Land des Golan, währen Syrien Land und geregelten Zugang zum Seewasser bekäme.

Muna Dajani (2011) hat aber diverse Probleme benannt. Es ist davon auszugehen, dass Israels Opposition gegen syrische Präsenz auf dem Golan oder gar Teilhabe an den Wasserressourcen nicht abnehmen wird. Solange Israels Politik das Thema Wassersicherheit besonders betont, wird es keinen Friedenspark geben. 2008 lehnten zwei Drittel der Israelis ab, die Golanhöhen an Syrien zurückzugeben – und angesichts des brutalen Bürgerkriegs dürfte sich diese Haltung kaum ändern.

Derzeit hat Syrien ganz offensichtlich keine Regierung, die Frieden vorantreiben könnte. Langfristig wird ein Golan-Friedenspark aber vielleicht möglich werden. Unterdessen wäre es sinnvoll, darüber nachzudenken, wie das Park-Konzept zur nationalen Wiederversöhnung nach Bürgerkriegen genutzt werden kann. Es zielt ja darauf ab, alle Seiten im Engagement für das Gemeinwohl zusammenzubringen – und das ist in der gesamten arabischen Region dringend nötig.


Lisdey Espinoza Pedraza promoviert an der University of Aberdeen über internationale Beziehungen.
r01le14@abdn.ac.uk

Markus Heinrich ist Politikwissenschaftler an der University of Leicester und bereitet seine Promotion vor.
markusnhenry@yahoo.co.uk


References

Dajani, M., 2011: Dry peace: Syria-Israel and the water of the Golan. International Centre for the Study of Radicalisation and Political Violence, London.
Martin, A., Rutagarama, E., Cascao, A., Gray, M., and Chhotray, V., 2011: Understanding the co-existence of conflict and cooperation: Transboundary ecosystem management in the Virunga Massif. Journal of Peace Research, 48(5).
 

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