Müttersterblichkeit

Anstrengungen verstärken

Zwischen 1990 und 2015 ist die Müttersterblichkeit weltweit stark gesunken. Trotzdem sterben jedes Jahr noch immer hunderttausende Frauen aufgrund von Komplikationen in der Schwangerschaft oder bei der Geburt. Das dritte Sustainable Development Goal (SDG) besteht darin, die globale Müttersterblichkeitsrate (Maternal Mortality Rate – MMR) bis 2030 auf unter 70 pro 100 000 Lebendgeburten zu reduzieren. Um es zu erreichen, müssen die Anstrengungen verstärkt werden.
Schwangerschaftsvorsorge kann Leben retten: Ultraschalluntersuchung in einem Krankenhaus in Vietnam. Deloche/picture-alliance/Godong Schwangerschaftsvorsorge kann Leben retten: Ultraschalluntersuchung in einem Krankenhaus in Vietnam.

1990 betrug die weltweite MMR 385 pro 100 000 Lebendgeburten; 2015 lag sie bei 216. Das war eine Verbesserung um 44 Prozent innerhalb von 25 Jahren, verfehlte aber das Ziel der Verringerung um 75 Prozent, das die UN als fünftes Millennium Development Goal (MDG) festgelegt hatten. Dank der im Jahr 2000 verabschiedeten MDG-Agenda entstanden viele Initiativen zur Verbesserung der Müttergesundheit – aber nicht genügend.

Nur neun der 95 Länder, deren MMR 1990 bei über 100 lag, erreichten das 75-Prozent-Ziel: Bhutan, Kambodscha, die Kapverden, der Iran, Laos, die Malediven, die Mongolei, Ruanda und Osttimor. Die meisten Länder zeigten positive Entwicklungen, aber in 26 Ländern waren laut dem von mehreren UN-Organisationen veröffentlichten Bericht „Trends in maternal mortality: 1990 to 2015“ keine Fortschritte erkennbar.

99 Prozent der Müttersterblichkeit war 2015 in Entwicklungsländern zu verzeichnen. Allein der Anteil Afrikas südlich der Sahara betrug 66 Prozent. Den größten Fortschritt machte Ostasien. Die bevölkerungsreichen Länder Nigeria und Indien waren für ein geschätztes Drittel aller Fälle verantwortlich, während relativ gesehen Sierra Leone der gefährlichste Ort war, um Mutter zu werden: mit einer MMR von 1360.

Ein großes Hindernis für die Verringerung der Müttersterblichkeit ist HIV/Aids. Die Infektion belastet die Gesundheitssysteme und -infrastruktur stark. Schätzungen zufolge hängen 1,6 Prozent aller Todesfälle von Müttern direkt mit Aids zusammen.

Ungenügende und unzuverlässige Daten stellen ein großes Problem dar. Der Bericht basiert zu großen Teilen auf Schätzungen. Dabei wird die Unsicherheit der Schätzungen mit berücksichtigt. Beispielsweise verringerte sich die Müttersterblichkeit in Nigeria zwischen 1990 und 2015 um schätzungsweise 40 Prozent. Allerdings lag das Unsicherheitsintervall für diese Zahl bei minus fünf bis 56,3 Prozent, so dass es auch sein kann, dass überhaupt keine Verringerung vorlag. Die Autoren schätzten die Wahrscheinlichkeit dafür auf rund zehn Prozent und stuften Nigeria in die Gruppe ein, die keinen Fortschritt machte.

Mehrere Strategien haben sich als erfolgreich für die Reduzierung der Müttersterblichkeit erwiesen. Sie reichen von Verbesserungen der Gesundheitssysteme bis zum Abbau gesellschaftlicher und struktureller Hürden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Strategien zur Beendigung vermeidbarer Müttersterblichkeit (“Strategies towards ending preventable maternal mortality”) veröffentlicht, die auf der Erfahrung der Länder beruhen, die ihre MMR erfolgreich reduziert haben. Diese zielen auf fünf Bereiche ab:

  • Den Abbau von Ungleichheiten beim Zugang zu – und der Qualität von – sexueller, reproduktiver, Mütter- und Neugeborenengesundheit.
  • Flächendeckende Gesundheitsversorgung für eine umfassende sexuelle, reproduktive, Mütter- und Neugeborenengesundheit.
  • Die Berücksichtigung aller Ursachen von Müttersterblichkeit sowie von Krankheiten und Behinderungen im Zusammenhang mit Schwanger- und Mutterschaft.
  • Die Stärkung von Gesundheitssystemen, um auf die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen einzugehen.
  • Die Einführung von Rechenschaftspflichten, um die Qualität und Gleichheit der Versorgung sicherzustellen.

Um das SDG-Ziel einer MMR von unter 70 pro 100 000 Lebendgeburten bis 2030 zu erreichen, muss die weltweite MMR jedes Jahr um 7,5 Prozent reduziert werden. Das ist mehr als das Dreifache der jährlichen Rate zwischen 1990 und 2015. Laut den Autoren ist das Ziel – mit erhöhten Anstrengungen – aber durchaus erreichbar.


Links

WHO et al., 2015: Trends in Maternal Mortality: 1990 to 2015.
http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/194254/1/9789241565141_eng.pdf?ua=1

WHO, 2015: Strategies towards ending preventable maternal mortality.
http://who.int/reproductivehealth/topics/maternal_perinatal/epmm/en/

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