Drogen

Mexiko: Das größte Kartell gewinnt

Mexiko bekämpft die Drogenkartelle – und auch nicht. Einer neuen Studie zufolge spart der Staat dabei nämlich das Sinaloa-Kartell systematisch aus.

Mexiko geht offenbar nicht gegen alle Mafiabanden mit gleicher Härte vor. Diesen Schluss legt eine groß angelegte Untersuchung des amerikanischen Radionetzwerkes National Public Radio (NPR) nahe. Demnach hat die mexikanische Staatsanwaltschaft seit Dezember 2006 mehr als 2 600 Festnahmen von Mafiamitgliedern registriert. Mit 44 Prozent gehörten die meisten davon dem Golf-Zeta-Kartell an. Die anderen Kartelle – La Familia, Tijuana, Beltran-Leyva und Sinaloa – hatten jedoch nur zwischen 12 und 15 Prozent der Festnahmen zu verbuchen.

Das Sinaloa-Kartell ist aber das weitaus größte in Mexiko, ihr Chef Joaquín „El Chapo“ Guzmán der derzeit am meisten gesuchte Drogenboss weltweit. „Die Analyse hat gezeigt, dass die Offensive der mexikanischen Regierung das Sinaloa-Kartell nicht so stark getroffen hat wie die anderen“, so die Autoren John Burnett und Marisa Peñaloza. Und sie liefern in ihrer Analyse auch einen möglichen Grund für die uneinheitliche Behandlung: Alle Kartelle erkaufen sich durch Bestechungsgelder und Drohungen die Loyalität der Staatsdiener. Rund 400 Beamte wurden laut NPR in den vergangenen dreieinhalb Jahren festgenommen, weil sie mit der Mafia zusammengearbeitet hatten. Weil das Sinaloa-Kartell in den vergangenen Jahren nun aber immer mächtiger geworden ist, habe es schlicht und einfach mehr Erfolg beim Bestechen. Das heiße nicht, dass der mexikanische Präsident den Schutz mit Chapo Guzmán vorsätzlich ausgehandelt habe, zitiert NPR den Anthropologen Howard Campbell von der Uni Texas. „Aber Leute unter ihm haben das getan und im Ergebnis kommt es auf das Gleiche heraus.“

Der Herausgeber der Zeitschrift Contralínea, Miguel Badillo, hingegen geht davon aus, dass die Regierung das Sinaloa-Kartell systematisch schütze. Schon die vorherige Regierung habe dieses Kartell nicht verfolgt, sagte er dem Radiosender Deutschlandfunk. „Die Regierung Calderón hat diese Taktik fortgesetzt und begünstigt diese Organisation geradezu: Man hat nichts konfisziert und keinen einzigen Drogenboss festgenommen. Gegenwärtig werden sogar einige Spitzenfunktionäre mit dem Kartell in Verbindung gebracht“, sagt er dort. „Höchste Beamte aus dem unmittelbaren Umfeld von Calderón.“ Seit dessen Amtsantritt im März 2006 hat der Drogenkrieg in Mexiko, den die USA mit rund 1,4 Milliarden Dollar unterstützen, fast 24 000 Menschenleben gefordert. Bei einem Staatsbesuch von Calderón in Wa­shington kündigte US-Präsident Barack Obama im Mai weitere Unterstützung an. Zunächst schicken die USA jedoch wieder Soldaten an die mexikanische Grenze, um illegale Einwanderer abzuwehren. (cir)

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