Vorbilder
Ein starkes Vorbild für afrikanische Mädchen
Okonjo-Iweala ist eine mutige Amazone auf der Weltbühne und Botschafterin für afrikanische Frauen. Sie ist ein wichtiges Vorbild. Von 2003 bis 2006 war sie die erste Finanzministerin Nigerias, kurzzeitig dann auch erste Außenministerin. 2011 ernannte sie ein neuer Präsident wieder zur Finanzministerin.
In diesem Amt blieb sie bis 2015 – einer ihrer größten Erfolge in dieser Rolle war der Erlass von 30 Milliarden Dollar Staatsschulden. Sie leitete das nigerianische Team bei den Umschuldungsverhandlungen mit dem Pariser Club der etablierten Geberländer. Auch setzte sie sich für mehr Transparenz in den öffentlichen Finanzen ein. Als Vorstandsmitglied verschiedener Institutionen bewegte sie ebenfalls viel. Sie saß unter anderem im Vorstand der Impfstoffallianz GAVI und der African Risk Capacity, einer Vorreiterin in Sachen Klimaversicherung.
Sie arbeitete lange Zeit bei der Weltbank, wo sie bis in die oberste Führungsebene aufstieg und als Managing Director for Operations tätig war. Ihre Kandidatur – als erste Frau und erste Afrikanerin – für das Amt der Präsidentin der Bank scheiterte jedoch 2012. Die nigerianische Regierung hatte sie vorgeschlagen.
2021 wurde Okonjo-Iweala Generaldirektorin der WTO, wiederum auf Vorschlag Nigerias. Ihre Landsleute überraschte ihr Erfolg nicht. Sie ist bekannt als engagierte, entschlossene und fleißige Person und gilt als eine der mächtigsten Frauen der Welt. Für uns Nigerianer ist sie auch eine Botschafterin unseres Landes.
Ungleiche Chancen
In den patriarchalischen Gesellschaften Afrikas haben Frauen und Mädchen nicht die gleichen Chancen wie Jungen und Männer. Frühe Ehen, häusliche Pflichten und die traditionelle Idee von Frauen als Eigentum des Mannes spielen immer noch eine Rolle. Aber das ändert sich langsam.
Vor diesem Hintergrund war Okonjo-Iwealas Aufstieg in Führungspositionen im nationalen Kabinett unter Präsident Olusegun Obasanjo auch ein Zeichen für die Stärkung der Frauen Nigerias. Tatsächlich ist sie nicht das einzige prominente Vorbild für junge Mädchen. Es gibt etliche mehr, darunter:
- Amina Mohammed, ehemalige nigerianische Umweltministerin und jetzt stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen. Sie spielt eine entscheidende Rolle für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele. Ihr internationaler Einfluss ist ähnlich dem Okonjo-Iwealas.
- Obiageli Ezekwesili, eine weitere ehemalige Ministerin (zunächst für Mineralien und dann für Bildung). Heute ist sie Aktivistin in der Zivilgesellschaft.
- Ibukun Awosika, Geschäftsfrau und Philanthropin. Sie ist Vorstandsvorsitzende der First Bank, eines multinationalen Unternehmens mit Niederlassungen in ganz Westafrika.
- Folorunsho Alakija, Milliardärin und Philanthropin. Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Famfa Oil leitet die Rose of Sharon Foundation, die Witwen und Waisen unterstützt.
- Chimanada Ngozi Adichie, preisgekrönte Schriftstellerin. Ihr Buch „Americanah“ wurde ein weltweiter Bestseller. Ihre Ted-Rede über Feminismus schlug international hohe Wellen.
Okonjo-Iwealas öffentliches Profil ist hochgeschätzt. Die Gewerkschaftsführerin Oyinkan Olasanoye sagt: „Sie ist so ein großes Vorbild, dass heute jeder zu ihr aufschaut, wenn es um angemessenes Auftreten und darum geht, was man im Leben erreichen kann – nicht nur die Mädchen.“ Sie ergänzt: „Junge Afrikanerinnen können darauf hoffen, dass die Welt, in die sie hineinwachsen, Frauen als Führungspersönlichkeiten anerkennt.“
Praise Murphy stimmt zu: „In der Grund- und Mittelschule habe ich sie immer im Fernsehen gesehen.“ Auf der Mädchenschule, die die Sechzehnjährige besucht, fühlen sich alle Mitschülerinnen von Okonjo-Iweala inspiriert.
Bildung ist wichtig
Okonjo-Iwealas Karriere beweist, dass Bildung zählt. Sie ermutigt nigerianische Eltern, in die Bildung ihrer Kinder – Mädchen wie Jungen – zu investieren. Natürlich ist die WTO-Chefin auch für Menschen in anderen afrikanischen Ländern ein Beispiel für das, was eine Afrikanerin erreichen kann.
Okonjo-Iweala wurde 1954 in der Deltaregion in eine adlige Familie hineingeboren. Sie hatte eine privilegierte Kindheit, wuchs in Nigeria auf und ging dort zur Schule. Ihre akademischen Abschlüsse erwarb sie an Eliteunis in den USA – unter anderem einen Doktortitel in Entwicklungsökonomie am Massachusetts Institute of Technology. Sie setzt sich leidenschaftlich für die Bekämpfung von Armut und Korruption ein.
Als sie an die Spitze der WTO kam, erklärte sie: „Eine starke WTO ist unerlässlich, damit wir uns vollständig und zügig von den Folgen der Covid-19-Pandemie erholen können. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern, um politische Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, damit die Weltwirtschaft wieder in Gang kommt.“ Die Organisation stehe vor Herausforderungen, aber sie sei entschlossen, diese „stärker, flexibler und besser an die heutigen Realitäten anzupassen“.
Tatsächlich hatte die WTO, schon Jahre bevor sie die Führung übernahm, an Einfluss verloren. Mit ihr an der Spitze ist es gelungen, einige neue, wenn auch kleinere Vereinbarungen zu treffen. Sie haben gezeigt, dass die Mitgliedsregierungen wollen, dass es weitergeht.
Bimbola Oyesola ist Journalistin in Lagos.
oritokeoyee@gmail.com