Entwicklungspolitik
Stimmen aus aller Welt zum Aus für USAID, Teil 2

Das Ende der internationalen US-Hilfe hat tiefgreifende Auswirkungen auf die reproduktive Gesundheit von Frauen in Afrika und Asien. Insgesamt hat MSI Reproductive Choices finanzielle Mittel in Höhe von 14 Millionen Dollar verloren, weil sich die NGO weigerte, den Vorgaben und Regeln der Trump-Administration nachzugeben. Diese Finanzierung muss nun durch andere Gelder ersetzt werden, genauso wie weitere 6 Millionen Dollar für Dienstleistungen, die zuvor von UN-Organisationen, staatlichen Gesundheitssystemen und anderen Organisationen erbracht wurden. Eines der am stärksten von den Kürzungen betroffenen Länder ist Simbabwe, wo zusammengenommen 6,5 Millionen Dollar an USAID-Mitteln gestrichen wurden. Nur wenn diese Versorgungslücken zeitnah geschlossen werden, kann ein erheblicher Anstieg von ungewollten Schwangerschaften, unsicheren Abtreibungen und schwangerschaftsbedingten Todesfällen verhindert werden.
In ganz Afrika, wo das Engagement von MSI für viele Frauen den Zugang zu lebensrettender sexueller und reproduktiver Gesundheitspflege sicherstellt, sind die vom reichsten Mann der Welt angeführten USAID-Kürzungen verheerend für die Frauen, die teilweise in den ärmsten Gemeinden des Kontinents leben. Wird ihnen dieser teils lebensrettende Zugang verwehrt, können viele Frauen ihre Schwangerschaften nicht mehr sicher austragen, was sie weiter in den Teufelskreis der Armut treibt. Gleichzeitig werden sich Frauen, die sich in einer besonders verzweifelten Lage befinden, gezwungen sehen, Abtreibungen unter unsicheren Konditionen vornehmen zu lassen und so ihr Leben zu riskieren.
Carole Sekimpi, Senior-Afrikadirektorin bei MSI Reproductive Choices
In der kolumbianischen Zivilgesellschaft wachsen die Sorgen, denn die erheblichen Kürzungen der USAID-Mittel gefährden hunderte sozialer Organisationen, die auf diese Gelder angewiesen sind. Das Gesamtvolumen der Kürzungen ist noch nicht offiziell bestätigt. Im Jahr 2023 stellte USAID fast 400 Millionen Dollar für Kolumbien bereit.
Die Auswirkungen sind bereits spürbar. Besonders stark betroffen sind Programme, die Opfer des bewaffneten Konflikts, der seit Jahrzehnten zwischen Guerillagruppen, der kolumbianischen Regierung sowie verschiedenen paramilitärischen Gruppen und Drogenbanden ausgetragen wird und Hunderttausende Leben gekostet hat, psychosozial und juristisch unterstützen, sowie Projekte, die illegale Wirtschaftszweige in ländlichen Gebieten ersetzen sollen oder Schutz für bedrohte Community-Leader und Menschenrechtler*innen bieten. Mehrere NGOs berichten von Einstellungsstopps. Viele schrauben ihre Ziele nach unten. Einige kündigen an, dass sie ihre Aktivitäten möglicherweise ganz einstellen müssen, wenn sie nicht kurzfristig andere Finanzierungsquellen finden.
Schätzungen zufolge befinden sich mehr als 200 Organisationen, die in den letzten fünf Jahren USAID-Gelder für Friedens- und Entwicklungsprojekte erhalten haben, nun in großer finanzieller Unsicherheit. „Es geht nicht nur um das Geld, sondern auch um das Signal, das damit ausgesendet wird“, sagte die Koordinatorin eines Projekts zur Stärkung von Frauen in Catatumbo mir gegenüber. Sie meint: „Diese Programme sind enorm wichtig, weil der Staat nicht ausreichend präsent ist. Wir sprechen hier von Unterstützung für Gemeinden, die jahrzehntelang unter Gewalt und Vernachlässigung gelitten haben.“
Die USAID-Budgetkürzung macht deutlich, wie abhängig der kolumbianische soziale Sektor von internationaler Zusammenarbeit ist. Kolumbien steht nun vor einer doppelten Herausforderung: Die Organisationen müssen ihre Einnahmequellen diversifizieren – und die kolumbianische Regierung sowie internationale Akteure müssen prüfen, wie sie die Auswirkungen auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen minimieren und die Vereinbarungen des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-Guerilla umsetzen können. Wichtige Aspekte des 2016 unterzeichneten Abkommens sind bisher von den US-Geldern abhängig.
Leonardo Jiménez García ist Berater für Kommunikationsprozesse für sozialen Wandel und Dozent für Kommunikationsnarrative und Methoden der Sozialforschung
Die Kürzungen der USA sind nicht nur ein Bruch internationaler Solidarität, sie verschärfen bestehende Krisen massiv – und gefährden Millionen von Menschenleben weltweit. Mit Blick auf unser Projektland Uganda könnte sich HIV ungehindert weiter ausbreiten, und in Afghanistan könnte die Kinderlähmung Polio wieder zunehmen.
Als Organisation mit Sitz in Deutschland sehen wir es als unsere Pflicht, solidarisch dagegenzuhalten. Gerade jetzt muss Deutschland seiner Verantwortung als einer der größten Geber gerecht werden und als verlässlicher Partner handeln. Von nachhaltiger Entwicklung profitieren wir alle.
Hila Limar, Vorstandsvorsitzende von Visions for Children e.V.
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