Ländliche Entwicklung

Freigebige Natur

Der Biolebensmittelsektor, der noch vor wenigen Jahrzehnten praktisch nicht existierte, hat sich zur einer wichtigen Marktchance für kleine und marginalisierte indische Bauern entwickelt. Die 2010 gegründete Gesellschaft Sahaja Samrudha Organic Producer Company in Bangalore hat sich auf die Vermarktung und den Markenaufbau von Biogemüse und -Getreide spezialisiert.
Landwirt Rakash Chinappa zeigt seine Biolinsen, die er für Sahaja Organics anbaut. sb Landwirt Rakash Chinappa zeigt seine Biolinsen, die er für Sahaja Organics anbaut.

Eines der Hauptprobleme der indischen Biobauern ist es, dass sie verstreut und vereinzelt wirtschaften und dadurch auch ihre Produkte nicht gut vermarkten können. Auf der anderen Seite steigt die Nachfrage nach biologisch angebauten Produkten, speziell in den städtischen Ballungsräumen wie Bangalore. Sahaja Organics fungiert als Brücke zwischen den Biobauern und den Kunden in den Städten.

Für dieses Vorhaben stellte die KfW Entwicklungsbank ein Darlehen in Höhe von umgerechnet rund 38 000 Euro für einen kleinen Biomarkt und als Betriebskapital bereit. Das Darlehen wurde durch einen Zuschuss von rund 7 000 Euro ergänzt, der für die Ausbildung und Beratung der Bauern, für die Unterstützung beim Verkauf ihrer Bioprodukte, ihre Vernetzung und für die Organisation von Marketing-Events verwendet wurde.

Es wurde auch eine gemeinsame Anbauplanung vorgenommen, um zu verhindern, dass ein Produkt den Markt überschwemmt und die Preise verfallen. Eine weitere Strategie ist die Anbauförderung und Vermarktung von traditionellen Pflanzensorten, die auch in Indien zu Nischenprodukten zählen. Die Samen bewahrt und pflegt die Organisation (siehe Hauptartikel).

Hinter der Marke Sahaja Organics steht die Nichtregierungsorganisation Sahaja Samrudha, die an der Basis mit den Bauern zusammenarbeitet. Sahaja Samrudha bedeutet „freigebige Natur“. Ihr Ziel ist es, die Bauern selbstständiger zu machen und vor allem die Frauen in der Landwirtschaft zu stärken. In den Augen von Sahara Samrudha sind die Frauen die Wächter der Saatenvielfalt.

Durch Sahaja Organics haben hunderte Bauern einen Marktzugang erhalten, und es sind viele weitere angeregt worden, auf den Anbau biologischer Produkte zu setzen. Die ersten fünf Aufbaujahre waren nicht einfach. Aber unterdessen besteht das Netzwerk schon aus 2 800 Biobauern in 20 Produzentengruppen, die über Karnataka und Teile von Tamil Nadu, Kerala und Andhra Pradesh verteilt sind.

Vor der Einführung von hybridem Saatgut und industriellen Anbaumethoden war die Landwirtschaft in Entwicklungsländern immer biologisch. Heute ist die große Herausforderung, die traditionelle Anbauweise so zu modernisieren, dass die Lebensbedingungen der Bauern langfristig verbessert werden. (sb)

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