UN-Einsätze

Frauen an die Front

Die UN bemühen sich, Genderfragen stärker zu berücksichtigen und mehr Frauen in ihre Friedensmissionen einzubeziehen. Bisher mit wenig Erfolg.

Es ist eine verzwickte Situation: mehr Frauen in UN-Positionen zu bringen, insbesondere in die höheren Ränge, ohne sie nur wegen ihres Geschlechts einzustellen. Wenn Kompetenz nicht entscheidet, können sich Stereotype noch verstärken, warnt Pirjo Jukarainen, Senior Research Fellow am finnischen Tampere Peace Re­search Institute. Seit 2000 liegt der Prozentsatz von Frauen in der zivilen Friedenstruppe unverändert bei rund 30 Prozent. Die Polizeikräfte haben einen Frauenanteil von acht Prozent, das UN-Militär von zwei Prozent.

Ein richtiger Schritt war die Schaffung von UN-Gleichstellungsbeauftragten. Aber es wäre besser, wenn mehr Männer diese Aufgabe übernähmen, meint Jukarainen. Die Thematik betreffe beide Geschlechter, meint Joyce Neu, die 2008 das UN-Bereitschaftsteam zur Mediation leitete. Folglich seien auch nicht nur Frauen in der Lage, sich ihrer anzu­nehmen.

Frauen bewirken auch auf lokaler Ebene Veränderung. Luz Méndez, die Präsidentin des Advisory Board der National Union of Guatemala Women (UNAMG), nennt ihr Land als Beispiel. Nach fast 40 Jahren Bürgerkrieg in Guatemala ging es ab 1996 um den Wiederaufbau. UNAMG engagierte sich auf zivilgesellschaftlicher Ebene und machte der Friedenskommission schriftliche Vorschläge. Dadurch erreichte UNAMG, dass Frauenrechte in die Justiz- und Verwaltungsreform und in das Friedensabkommen einbezogen wurden.

Solche Beispiele aus Post-Konfliktgebieten seien notwendig, da normalerweise männliche UN-Experten entsandt würden und allein entscheiden, was geschieht, sagt Leymah Gbowee. Die Liberianerin leitet das Women Peace and Security Network Africa in Accra, Ghana. Sie hat den Bürgerkrieg in ihrem Land miterlebt und ist überzeugt, dass es die Frauen sind, die die Gesellschaft zusammenhalten. Im Gegensatz zu dem Beispiel aus Guatemala würden aber die meisten Frauen, die ihre Meinung sagen, ignoriert. Weibliche Mitbestimmung dürfe nicht dem Zufall überlassen werden, fordert Gbowee. Deshalb brauche die UN mehr weibliche Verhandlungsführer und eine langfristige adäquate Finanzierung der Frauenbeauftragten.

Die stärkere Einbeziehung von Frauen und ihren Rechten ist in der Resolution 1325 des UN-Sicherheitsrates vom 31. Oktober 2000 festgeschrieben. Sie fordert unter anderem die angemessene Verfolgung von Gender- und Sexualverbrechen, den Schutz von Frauen und Kindern in Konfliktgebieten sowie mehr Frauen in Entscheidungspositionen und Friedensmissionen. Knapp zehn Jahre danach bleibt aber noch viel zu tun, darüber waren sich die Teilnehmer am 25. Forum Globale Fragen im März einig. Noch sei kein wirkliches Umdenken dahin gehend erfolgt, dass Frauen als Stütze und Ideengeber anerkannt würden. (Andrea Herbst)

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