Geschlechtergleichstellung

Rückschläge und Erfolge bei Frauengleichstellung

2020 war kein gutes Jahr für Frauen, denn sie hatten mehr als Männer unter der Coronakrise zu leiden, und es gab viele Rückschläge in Bezug auf Geschlechtergleichstellung. Dennoch gibt es auch Positives zu berichten: Das Kinderhilfswerks Unicef UNICEF hat sich 2020 besonders für Mädchen und Frauen eingesetzt und sein bisher größtes Nothilfe-Programm in diesem Bereich umgesetzt.
Mädchen aus Niger erhält Online-Unterricht: Unicef UNICEF verhalf einer Schule in Radi im Süden des Landes zu 30 Tablets. Unicef Mädchen aus Niger erhält Online-Unterricht: Unicef UNICEF verhalf einer Schule in Radi im Süden des Landes zu 30 Tablets.

Frauen waren stärker von der Coronakrise betroffen als Männer und bekamen die Zunahme von Arbeitslosigkeit und Armut zu spüren: Es kam ebenso zu mehr Früh- und Zwangsverheiratungen wie auch zu geschlechtsspezifischer Gewalt (gender-based violence – GBV). In einigen Ländern nahmen Fälle von häuslicher Gewalt um 30 Prozent zu. Frauen tragen auch ein größeres Risiko bei der Pandemiebekämpfung, denn sie machen weltweit etwa 70 Prozent des Gesundheitspersonals aus. Das sind einige der Ergebnisse des jährlichen UNICEF-Reports zur Geschlechtergleichstellung.

Trotz der Coronakrise verbucht UNICEF Erfolge im Gesundheitssektor. Das Kinderhilfswerk setzte sich dafür ein, dass wichtige Gesundheitsdienste für Mütter in der Pandemie aufrechterhalten wurden. Bis Ende 2020 hatten 38 Länder Pläne, die Versorgung von Müttern und Neugeborenen zu verbessern; das waren sieben Länder mehr als 2019. 71 Länder – 14 mehr als im Vorjahr – intergierten Ernährungsberatung in die Schwangerschaftsvorsorge.

Rückschläge sieht UNICEF bei HIV-Infektionsraten bei jugendlichen Mädchen und der globalen Müttersterblichkeit. In beiden Bereichen seien die Zahlen weiterhin zu hoch, um die selbst gesetzten Ziele zu erreichen.

Die schulische Bildung war 2020 stark von der Coronakrise geprägt (siehe dazu auch Enakshi Dutta et al. auf www.dandc.eu). UNICEF setzte sich für gerechte Lernmöglichkeiten im Rahmen der Covid-19-Maßnahmen ein. Das Kinderhilfswerk unterstützte einen geschlechtergerechten Fernunterricht auch in humanitären Einrichtungen wie Flüchtlingslagern. Laut UNICEF erhielten 301 Millionen Kinder Fernunterricht, wovon etwa die Hälfte Mädchen waren. Dennoch gebe es wegen der Schulschließungen Sorge über die Lernfortschritte insbesondere von Mädchen.

UNICEF unterstützte auch Regierungen dabei, Inklusivität zu erhöhen und Engpässe in der Bildungspolitik zu beseitigen. So nahmen 53 Länder im Jahr 2020 Ziele für menstruelle Gesundheit und Hygiene (menstrual health and hygiene – MHH) in ihre Strategien für Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene in Schulen auf. In fast 10 000 Schulen wurde MHH umgesetzt und über 70 500 Schulen – einschließlich derer für Kinder mit Behinderung – bekamen getrennte sanitäre Einrichtungen für Mädchen und Jungen.

Alarmiert zeigt sich UNICEF über die Zunahme von geschlechtsspezifischer Gewalt. UNICEF reagierte darauf mit vermehrten Hilfs- und Präventionsangeboten. UNICEF und Partnerorganisationen boten ihre Dienstleistungen nun auch verstärkt online an. So wurden laut Report 4,2 Millionen Kinder (darunter 1,25 Millionen Mädchen), die Gewalt erlebt haben, von Gesundheits-, Sozial- und Justizdiensten erreicht. 17,7 Millionen Menschen in Notsituationen erhielten in 83 Ländern GBV-Risikominderung, Prävention oder Interventionen.

Ein wichtiger Teil der UNICEF-Arbeit sind Maßnahmen, um eine Veränderung von schädlichen Geschlechterrollen und -normen zu erreichen. In der Pandemie nutzte UNICEF dafür oftmals auch Online-Plattformen und konnte 2020 etwa 2,6 Millionen Eltern und Betreuungspersonen in 87 Ländern erreichen. Dabei ist es UNICEF auch immer wichtig Jungen und Männer in die Maßnahmen einzubeziehen.

Um Geschlechtergerechtigkeit in Zukunft voranzutreiben, plant UNICEF, sich verstärkt mit anderen UN-Organisationen abzustimmen und sektorübergreifend zusammenzuarbeiten. Ziele dabei sind:

  • Stärkung der Rolle der Mädchen und Beendigung der Kinderehe,
  • Investitionen in Gesundheit von Frauen und Mädchen in Bezug auf HIV, Ernährung, sexuelle und reproduktive Gesundheit,
  • Förderung von schulischer Bildung für Mädchen,
  • Beendigung von Gewalt gegen Mädchen und
  • Förderung von gerechter Elternschaft und Pflege.

Auch für zukünftige Notsituationen vergleichbar mit der Corona-Pandemie will UNICEF besser vorbereitet sein und die Förderung der Geschlechtergleichstellung in Maßnahmen miteinbeziehen.


Link
UNICEF 2021: Gender Equality – Global Annual Results Report 2020.
https://www.unicef.org/media/102281/file/Global-annual-results-report-2020-gender-equality.pdf


Sabine Balk ist Redakteurin von E+Z/D+C.
euz.editor@dandc.eu

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