Anpassung an den Klimawandel

Den Drachen zähmen

Die Welt wird wärmer. Arme Länder sind besonders betroffen und müssen sich auf mittlerweile unvermeidbare Veränderungen einstellen. Bislang ist noch viel zu wenig geschehen.

Afrika braucht mehr Wissen, um sich dem Klimawandel anzupassen, sagt Fatima Denton vom International Dev­elopment Research Center in Dakar. Weil der Treibhauseffekt das Leben vieler Menschen verändern werde, seien lokale Anpassungsstrategien nötig, um auf unterschiedliche Umstände bestmöglich zu reagieren. Lokale Institutionen seien damit aber überfordert. Ihnen fehle es an Technik, Ressourcen und Kenntnissen.

Denton sieht besonderen Handlungsbedarf in den Bereichen Wasser, Energie und Nahrungssicherheit. Es sei zudem zu erwarten, dass manche Regionen bald gar nicht mehr bewohnbar seien. Als Beispiel nennt sie das Horn von Afrika. Die afrikanische Wissenschaftlerin fordert, dass auf ihrem Kontinent mehr Wissen verbreitet und besser geplant wird. Diese Aufgaben würden neben den Anstrengungen zur Begrenzung des Klimawandels bisher vernachlässigt. Dass die Herausforderungen riesig sind, schreckt Denton nicht ab. Sie zitiert ein afrikanisches Sprichwort: „Ein Problem ist ein Drachen mit Geschenk im Maul – zähme den Drachen und das Geschenk ist deins.“

Auch Keith Alverson, der Koordinator für Anpassung an den Klimawandel der Vereinten Nationen, bemängelt, dass bisher viel zu wenig getan werde, um arme Nationen auf die bevorstehenden Veränderungen einzustellen. Er schlägt vor, existierende Anpassungsprogramme zügig zu evaluieren, um die Erfahrungen für andere nutzbar zu machen. Regierungen müssten das Thema in ihre Wirtschafts- und Entwicklungspolitik einbeziehen. Der UN-Experte sagt, der Klimawandel lasse sich nicht mehr so weit mindern, dass keine Anpassung notwendig wäre.

Die größten Herausforderungen sind der hohe Zeitdruck und die Komplexität der nötigen Veränderungen. Darauf machte Ende September GIZ-Fachmann Hermann Fickinger bei einer Tagung der Stiftung Entwicklung und Frieden und der GIZ in Berlin aufmerksam. Die globale Erwärmung und die Anpassung daran stellten Traditionen in Frage, und die kulturelle Dimension sei wichtig. Joseph Yaro, ein Co-Autor der ghanaischen An­passungsstrategie, meint, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sollten an der Konzipierung von Anpassungsstrategien beteiligt werden, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.

Der Privatsektor nimmt aus Sicht von Aly Abou-Sabaa von der Afrikanischen Entwicklungsbank eine Schlüsselposition ein. Ohne ihn sei Anpassung nicht finanzierbar. Abou-Saba hofft, dass der UN-Klimagipfel in Durban im Dezember den Green Climate Fund (GCF) stärkt (siehe Essay von Liane Schalatek in E+Z/D+C 2011/9, S. 328 ff.). Der Fonds wurde vor zwei Jahren ins Leben gerufen und soll die Klimapolitik von Entwicklungsländern unterstützen. Als Anfangsfinanzierung haben die reichen Nationen beim Klimagipfel in Kopenhagen 30 Milliarden Dollar in drei Jahren versprochen. Von 2020 an soll er Entwicklungsländern jährlich 100 Millionen Dollar zur Verfügung stellen.

Pieter Pauw vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) bezweifelt jedoch, dass solche Summen ohne innovative Finanzierungsmechanismen – dazu gehören beispielsweise Steuern auf Treibhausgasemissionen oder Kapitalmarkttransaktionen – zustande kommen werden. Problematisch sei zudem, dass der Fonds bislang nur 20 Prozent seiner Mittel für Anpassungszwecke zur Verfügung stelle.

Merle Becker

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