Armut

Neue Armutsgrenze gibt die Realität besser wider

Die Weltbank hat die internationale Armutsgrenze im Oktober 2015 von 1,25 Dollar auf 1,90 Dollar pro Person pro Tag angehoben. Sie ist der wichtigste Indikator zur Armutsmessung. Mit ihr kann Armut im zeitlichen Verlauf und über Regionen hinweg erfasst werden.
Der Hauptsitz der Weltbank in Washington D.C. Baumgarten/picture-alliance Der Hauptsitz der Weltbank in Washington D.C.

Die Weltbank passt die internationale Armutsgrenze regelmäßig an, wenn neue Daten über Kaufkraftparitäten (Purchasing Power Parities – PPP) vom International Comparison Program (ICP) vorliegen. PPPs gelten als aussagekräftiger als Wechselkurse. Das liegt daran, dass Preise für Waren und Dienstleistungen von Land zu Land stark variieren.

Im ICP arbeiten internationale Organisa­tionen zusammen. Es sammelt und vergleicht weltweit Preise, um die PPPs zu ermitteln. Die internationale Armutsgrenze ist der Durchschnitt der nationalen Armutsgrenzen der 15 ärmsten Entwicklungsländer. Die jüngste PPP-Erhebung durch das ICP fand 2011 statt und bildete die Grundlage für die neue Armutsgrenze von 1,90 Dollar. Frühere Erhebungen gab es 1985 (Anhebung der Armutsgrenze auf 1,01 Dollar), 1993 (1,08 Dollar) und 2005 (1,25 Dollar).

Zwar gehen die Ansichten der Wissenschaftler leicht auseinander, aber die Mehrheitsmeinung ist, dass die neuen PPPs eine angemessene Aktualisierung der alten darstellen. Die Armutsgrenze von 1,90 Dollar trägt der Tatsache Rechnung, dass die ICP-Preisermittlung 2011 in armen Ländern deutlich niedrigere Preise im Vergleich zu den USA ergaben als 2005.

Niedrigere Preise in armen Ländern bedeuten, dass die Kaufkraft ihrer Währungen gestiegen ist. Dementsprechend muss ihre Armutsgrenze in Dollar angehoben werden. 2011 konnte man mit 1,90 Dollar in armen Ländern demnach genauso viel kaufen wie 2005 mit 1,25 Dollar (siehe hierzu auch Artikel "Großer Durchbruch". (hl)

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