Rehabilitation

Berufliche Bildung gewinnt an Bedeutung

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat die Jahre zwischen 2005 und 2014 zur Weltdekade der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ erklärt. Das Ziel ist es, in diesen zehn Jahren das Leitbild einer ökologisch, ökonomisch und sozial zukunftsfähigen Entwicklung weltweit in der Bildung zu verankern, um Menschen auf diese Weise neue Chancen zu eröffnen. Auf einer Weltkonferenz in Bonn wird vom 31. März bis zum 2. April Zwischenbilanz gezogen.


[ Von Harry Stolte ]

Es geht weniger darum, Wissen zu vermitteln – wie etwa zu Fragen des Klimawandels und -schutzes, des Konsumverhaltens als Verbraucher, des Umgangs mit den begrenzten Ressourcen oder zu Fragen der sozialen Gerechtigkeit sowie globaler Verantwortung für die nächste Generation. Vielmehr sollen Zielgruppen der beruflichen Bildung in die Lage versetzt werden, die Auswirkung ihres eigenen Handelns zu bewerten und Probleme zu erkennen, welche die Nachhaltigkeit von Entwicklung beeinträchtigen.

Orientiert am sogenannten OECD-Kompetenzraster, geht es dabei darum, folgende Fähigkeiten zu fördern:
– Wissen weltoffen aufzubauen und dabei neue Perspektiven aufzunehmen,
– vorausschauend zu denken und zu handeln,
– interdisziplinär Erkenntnisse zu gewinnen und entsprechend zu handeln,
– gemeinsam mit anderen zu planen und zu handeln,
– an Entscheidungsprozessen zu partizipieren,
– sich selbst und andere zu motivieren,
– eigene Leitbilder und die anderer zu reflektieren,
– selbständig zu agieren,
– Empathie und Solidarität für Benachteiligte zu entwickeln und
– aktiv zu werden.

Die UN hat der UNESCO die Leitfunktion zur Implementierung der Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ für verschiedene Bereiche übertragen. Dazu zählt zum einen, über die Initiativen der Mitgliedstaaten, von Wirtschaft, Verbänden, Bildungsinstitutionen und Organisationen der Zivilgesellschaft zu berichten. Zum anderen geht es um die Entwicklung eigener Programme und Aktivitäten innerhalb ihres Mandates – in Bezug auf das Setzen von Standards, technische Hilfe, Wissensmanagement und Wissensaustausch, Capacity Building sowie Demonstrationsprojekte.

Das Internationale UNESCO-UNEVOC Centre in Bonn ist dafür verantwortlich, dass Berufsbildungssysteme und -institutionen, deren Personal sowie die Unternehmen, mit denen sie kooperieren, sich über die Bedeutung der Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung bewusst sind. Um dieses Bewusstsein zu stärken, hat UNESCO-UNEVOC eine Reihe internationaler und regionaler Workshops sowie Konferenzen veranstaltet, bei denen InWEnt entweder Partner oder Mitorganisator war.

Derartige Veranstaltungen sind ein gutes Forum für InWEnt, sich als internationale Capacity Building Organisation vorzustellen, ihren Ansatz zu präsentieren und ihre Eignung und Anwendung sowie Fragestellungen und Anforderungen der nachhaltigen Entwicklung zu thematisieren. Gemeinsam mit Projektvertretern aus Partnerländern konnten sie dort auch Ansätze und Ergebnisse aus der Praxis darstellen.

PPP in der beruflichen Bildung

InWEnt berücksichtigt die Bedürfnisse von Wirtschaft und Arbeitsmarkt – und bezieht die Wirtschaft auch in Public Private Partnerships (PPP) ein. Im Dezember 2008 beteiligte sich InWEnt gemeinsam mit ­UNESCO-UNEVOC und dem Colombo Plan Staff College (CPSC) an der Organisation und Durchführung eines internationalen Symposiums in Manila, bei dem es um Rolle und Potentiale von PPP in der beruflichen Bildung ging.

In den vergangenen Jahren sind Nachfrage und Stellenwert beruflicher Bildung in der internationalen Entwicklungszu­sam­men­arbeit erheblich angestiegen. Dies wurde nicht nur bei den internationalen Workshops und Konferenzen deutlich, sondern insbesondere auch während eines im August 2008 in Bonn gemeinsam mit UNESCO-UNEVOC und CPSC durchgeführten Runden Tisches. („International Roundtable on the Changing World of Work: The Return of TVET to the International Development Agenda“.)

Experten von allen Kontinenten sowie Vertreter internationaler Entwick­lungsorganisationen berichteten einstimmig von einer steigenden Nachfrage nach internationaler Berufsbildungszusammenarbeit. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Generell spielt berufliche Bildung für die Realisierung einer ganzen Reihe von Millenium Development Goals (MDGs) eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Nachdem sich im Bereich der Grundbildung bereits einige Erfolge zeigten, kamen weitere Fragen auf: Wie können Menschen mit Grund- und Sekundarbildung dazu gebracht werden, sich an Wirtschaft und Arbeitsmarkt zu orientieren, wie kann Beschäftigungsfähigkeit vermittelt werden und wie können Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden – um ihnen zu einem Einkommen zu verhelfen und so Armut zu mindern.

Auch die Globalisierung beeinflusst Arbeitsmärkte und Arbeitswelt immer mehr. Darauf muss die berufliche Bildung bezüglich der Ausgestaltung der beruflichen Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten entsprechend reagieren.

Austausch innovativer Praktiken

Bildung ist eine unerlässliche Voraussetzung für die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung. Das wurde schon 1992 auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro festgestellt. Nun, im Rahmen der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, setzt sich die Erkenntnis durch, dass insbesondere die berufliche Bildung eine Schlüsselrolle spielt.
In der Programmarbeit setzt InWEnt Akzente, um Nachhaltigkeit in verschiedenen Bereichen zu fördern:
– Bearbeitung relevanter Berufsfelder, in Sektoren und Themenfeldern, wie Wasser, Abwasser, Energie,
– methodisches Training im Bereich Curriculum-Entwicklung
– Erarbeitung eines konzeptionellen Ansatzes für eine „Global TVET Academy for Sustainable Development“
– Erarbeitung eines konzeptionellen Ansatzes für ein UNESCO-UNEVOC Center „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung“ in Kooperation mit Universität und Fraunhofer Institut Magdeburg.

Auch bietet InWEnt im Rahmen der internationalen Konferenz anlässlich der Halbzeitbilanz der UN-Dekade „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ vom 31. März bis 2. April 2009 in Bonn gemeinsam mit UNESCO-UNEVOC einen internationalen Workshop an, der nur für Konferenzteilnehmer zugänglich sein wird. Schwerpunkt wird der Austausch innovativer Praktiken innerhalb der Berufsbildung sowie die Einbeziehung der Wirtschaft sein.

Auf diese Weise soll die wichtige Rolle der Berufsbildung bei der Förderung nachhaltiger Entwicklung hervorgehoben werden. Ein weiteres Ziel ist es, auf Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten zu verweisen, die Mitgliedstaaten – repräsentiert durch Wirtschaft, Verbände, Bildungsinstitutionen sowie Organisationen der Zivilgesellschaft – haben, um berufliche Bildung auf nachhaltige Entwicklung auszurichten. Das fängt dabei an, dass man Schlussfolgerungen aus führenden „best practices“ für den Informationsaustausch bereitstellt und das UNEVOC Netzwerk mit seinen Zentren als Ressourcen für die Berufsbildung sensibilisiert. Weitere Verbesserungen der beruflichen Bil­dung könnten in­nerhalb der nächsten fünf Jahre der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ geplant werden.

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Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.