Stadtentwicklung

Die Hitze steigt

Durch den Anstieg des Meeresspiegels erodieren Benins Küsten. Anwohner von Cotonou haben bereits Grundstücke verloren. Die Stadtbevölkerung spürt auch andere Auswirkungen des Klimawandels.
Ungeschützte Küste in Cotonou. Dereje Belachew/picture-alliance/PantherMedia Ungeschützte Küste in Cotonou.

Das Vordringen des Atlantischen Ozeans hat verheerende Schäden in Djeffa angerichtet. Dieses Küstendorf liegt zwischen Cotonou und der nahe gelegenen Hauptstadt Porto-Novo. Das Meer hat Häuser weggerissen, und die Küstenlinie ist mehrere Dutzend Meter nach Norden vorgedrungen. Dass unkontrolliert Sand für Baustellen vom Strand geholt wurde, hat diese Entwicklung allerdings beschleunigt.

Auch ein neuer Stadtteil von Cotonou ist betroffen. Er heißt PK 10 und liegt nur wenige Kilometer von der Innenstadt entfernt. Die Wogen haben Wohnhäuser, Hotels und touristische Einrichtungen zerstört. Das beliebte Palm Beach Hotel brach in sich zusammen. Viele weitere Gebäude in PK 10 sind dem Untergang geweiht. Nach Berechnungen von Experten könnte der Meeresspiegel in den nächsten 20 Jahren um bis zu 60 Zentimeter steigen. Die amtierende Regierung will Investitionen in die wachsende Fremdenverkehrsbranche fördern – doch unter diesen Voraussetzungen sind solche Investitionen offensichtlich riskant.

Die Herausforderungen sind riesig. Küstenschutz und Deiche müssen verstärkt werden. Teile von Cotonou – einer Stadt mit mehr als 1,5 Millionen Einwohnern – liegen unter dem Meeresspiegel. Bei starken Fluten könnten sie überflutet und vielleicht sogar ganz von der Landkarte geschwemmt werden.

Bisherige Anstrengungen, die Küste zu schützen, reichten nicht aus. 2008 brachte die Regierung ein Projekt auf den Weg, um den Küstenverlauf zu erhalten. Die Ausgaben beliefen sich auf umgerechnet 4 Millionen Euro für Betonbarrieren und Dämme an strategisch wichtigen Punkten. Die Erosion hat dennoch zugenommen. Sie wurde noch verschärft wegen des Ausbaus des Freihafens von Cotonou, für den Becken und Zufahrtstrecken vertieft wurden.

2014 verstärkte die Regierung ihre Bemühungen, die Küste zu schützen, und ließ in der Nähe des Hafens neue Deiche bauen. Bisher wurden dafür umgerechnet 70 Millionen Euro ausgegeben. Auch andernorts werden lokale Maßnahmen ergriffen. Doch um die Erosion wirklich in den Griff zu bekommen, muss noch mehr geschehen.

Eine umfassende Betrachtung des Problems legt internationales Handeln nahe, denn ähnliche Probleme plagen auch andere westafrikanische Küstenstädte wie etwa Lagos in Nigeria oder Lomé in Togo. Wichtige Straßen, zum Beispiel die von Cotonou nach Lagos, führen am Meer entlang. Sturmfluten könnten den lebenswichtigen Verkehr unterbrechen.

Lagos liegt nahe an der Grenze zu Benin. Dass auch die Seehäfen der nigerianischen Wirtschaftsmetropole ausgebaut werden, kann sich negativ auf Benins Küste auswirken. Die Weltbank will denn auch Mittel für den Küstenschutz bereitstellen. Klar ist aber, dass internationale Pläne nichts taugen, wenn sie nicht lokal implementiert werden.

Der Klimawandel verändert das Leben in Großstädten auch auf andere Weise. Wissenschaftler von der Universität Abomey-Calavi sagen Wetterveränderungen für verschiedene Gegenden voraus. In den meisten werden die Temperaturen steigen und die Niederschläge zurückgehen. Schon jetzt ist die Regenzeit unberechenbar geworden. Niederschläge sind in den letzten fünf Jahren um alarmierende 50 bis 75 Prozent gesunken.

Die Wetterveränderungen bedeuten Ernteausfälle. Regional angebaute Lebensmittel werden auf städtischen Märkten knapper und teurer. Forschern der Universität Abomey-Calavi zufolge ging auch die Fleisch- und Milchproduktion zurück, und bisher unbekannte Krankheiten bedrohen Nutztieren.

Auch Süßwasserfisch ist für Verbraucher in Porto-Novo teurer geworden und schwerer zu finden. Der örtliche Fluss ist inzwischen fast das ganze Jahr über mit invasiven Pflanzen zugewachsen. Das hat nicht nur den Fischbestand verringert – die wuchernde Vegetation erschwert das Fischen mit Netzen. Und weil es weniger regnet, führen die Flüsse insgesamt weniger Wasser.


Karim Okanla ist Dozent an der Houdegbe North American University Benin in Cotonou.
karimokanla@yahoo.com

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