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Adressen für die ganze Welt

Die Lieferung von Produkten, Dienstleistungen oder sogar erster Hilfe scheitert oft an ungenauen Informationen über den Standort des Adressaten. Ein Algorithmus, der jedem Ort der Welt eine einzigarte Drei-Wort-Adresse zuweist, kann Abhilfe schaffen.
Jeder Ort auf der Welt hat eine einzigartige Drei-Wort-Adresse: Haus in einer abgelegenen Gegend von Côte d’Ivoire. what3words Jeder Ort auf der Welt hat eine einzigartige Drei-Wort-Adresse: Haus in einer abgelegenen Gegend von Côte d’Ivoire.

Mehr als drei Viertel aller Länder haben laut UN-Angaben entweder kein oder ein schlechtes Adresssystem. Dabei sind genaue Adressen ein wichtiger Teil der Infrastruktur. Sie ermöglichen das Erbringen von Dienstleistungen – im Gesundheitswesen, Transport, Rettungsmaßnahmen und vielen anderen Bereichen –, die wiederum dazu beitragen, dass Gemeinschaften gut funktionieren.

Vor allem in Entwicklungsländern sind Adressen oft veraltet, oder es gibt gar keine. Für solche Fälle bietet das Geocodierungssystem von „what3words“ eine Lösung, das von dem gleichnamigen britischen Start-up-Unternehmen entwickelt wurde. Es unterteilt die gesamte Erdoberfläche in drei mal drei Meter große Quadrate. Jedem Quadrat wird eine einzigartige Adresse zugeordnet, die aus drei Wörtern besteht.

Mit diesem System erhält jeder Ort auf der Welt eine verlässliche und genaue Adresse. Das gilt für ein Wohnhaus in einem Township in Südafrika, in dem es weder Straßennamen noch Hausnummern gibt, genauso wie für ein kleines Geschäft in einer informellen Siedlung in Brasilien oder auch ein ganz bestimmtes Zelt in einem Flüchtlingslager.

Die what3words-Software ermöglicht die Umwandlung jeder Drei-Wort-Adresse in GPS-Koordinaten und die Übersetzung in andere Sprachen. Das System ist bereits in mehr als 170 Ländern in Gebrauch, und das in London ansässige Unternehmen arbeitet mit tausenden Behörden, NGOs und Firmen zusammen, darunter Mercedes-Benz, Ford, Airbnb, die UN und das Rote Kreuz.

Seit ihrer Einführung 2013 ist die Technologie zum Adressstandard von acht Postdienstleistern geworden, zum Beispiel in Côte d’Ivoire, Dschibuti, Tonga und der Mongolei. Im Gegensatz zu konventionellen Adresssystemen, deren Einführung oft Jahrzehnte dauert und Millionen kostet, kann what3words sofort benutzt werden. Das System basiert auf einer klar definierten Datenbank und funktioniert auch offline.

Die zugehörige App gibt es in 30 Sprachen; für individuelle Nutzer ist sie kostenlos. Qualifizierten NGOs bietet what3words Hilfe bei der Implementierung an. Das System kommt zunehmend in Entwicklungsländern zum Einsatz. Beispielsweise gab es in Arua in Uganda eine Kooperation mit dem HumanTech Innovation Lab (HTiL) und dem Community Development Centre (CDC), um die Unterkünfte von mehr als 100 000 Menschen in Flüchtlingslagern zu identifizieren. So konnte medizinisches Personal diejenigen finden, die auf Hilfe angewiesen waren, und auch in Notfällen schnell am richtigen Ort sein.

In einem ähnlichen Projekt verwendet die südafrikanische gemeinnützige Organisation Gateway Health Institute what3words, um tausenden Häusern im Township Durban Adressen zuzuweisen. Die NGO hat lokale Rettungswagenfahrer in die Anwendung der App eingewiesen, damit sie Patienten schnell erreichen können, darunter auch Schwangere in Not. Außerdem können die Behörden dank des Systems Krankenakten für Mütter und Babys anlegen. Zum Teil stellt what3words auch physische Schilder mit der Drei-Wort-Adresse zur Verfügung, die an den Häusern angebracht werden können, und unterstützt lokale Initiativen bei der Verteilung der Schilder.

Ziel des Unternehmens ist es, dass sein System zu einem weltweiten Adressstandard wird, so dass jeder Einzelne – ob er in der Stadt wohnt, auf einer einsamen Insel oder in einer Jurte in der mongolischen Steppe – eine einfache und verlässliche Adresse besitzt. Dazu müssten unter anderem Lieferfirmen die Drei-Wort-Adressen verwenden.

Ein zuverlässiges Adresssystem könnte dem Online-Handel Auftrieb verleihen, indem es Zweifel über den exakten Bestimmungsort von Produkten ausräumt. Das könnte das Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern befördern und gleichen Zugang zu bestimmten Dienstleistungen schaffen. Außerdem könnte what3words in Notsituationen Leben retten, indem es Rettungsdiensten und Hilfsorganisationen exakte Ortsangaben zur Verfügung stellt.


Giles Rhys Jones ist Marketingchef von what3words.
what3words gibt es als kostenlose App für iOS und Android und unter:
map.what3words.com

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