Unser Standpunkt

Die richtigen Lehren ziehen

Sie hießen Maria und Irma, Harvey und Jose: Im vergangenen Jahr haben vier Hurrikane der Top-Kategorien vier und fünf die Inseln der Karibik und die Küsten am Golf von Mexiko getroffen. Dazu kamen mehrere schwächere Stürme.
Menschen holen sich Trinkwasser aus einer Quelle in Kapstadt. picture-alliance/AP Photo Menschen holen sich Trinkwasser aus einer Quelle in Kapstadt.

Allein Hurrikan Maria hat laut einer Studie der Universität Harvard mehr als 4 600 Puerto-Ricaner das Leben gekostet. Diese Größenordnung überrascht auf dem Staatsgebiet der USA – sie entspricht eher den Opferzahlen von Katastrophen in armen Ländern: Wegen Taifun Haiyan 2013 starben rund 6 300 Filipinos. Die US-Regierung spricht allerdings von lediglich 64 Todesopfern durch Maria – zählt aber nur Tote in unmittelbarer Sturmfolge. Die Wissenschaftler berücksichtigen dagegen auch Todesfälle, die auf Folgeschäden zurückzuführen sind, beispielsweise bei der medizinischen Versorgung.

Die Stromversorgung der Insel mit 3,4 Millionen Einwohnern brach zusammen. Viele Menschen bekamen weder Nahrung noch sauberes Trinkwasser noch medizinische Hilfe. Wie Kritiker belegen, kam die Nothilfe zu spät ins Rollen, die Koordination war schlecht, und die Maßnahmen blieben unzureichend. Puerto Rico gehört zum Staatsgebiet der USA, ist aber kein Bundesstaat. Seine Bürger stimmen bei nationalen Wahlen nicht mit ab. Es ist offensichtlich, dass Präsident Donald Trump sich Sturmopfern in Texas stärker verpflichtet fühlte als in Puerto Rico.

Jetzt ist in der Karibik wieder Hurrikan-Saison, und die Frage ist, welche Lehren gezogen wurden. Starkwetterereignisse nehmen weltweit zu. Für die Karibik bedeutet das, dass die Stürme zahlreicher und stärker werden, in manchen Regionen mehr Regen fällt, während es in anderen Gegenden trockener wird. Der Ausbau erneuerbarer Energien ist wichtig, doch in der Karibik gefährdet: Windräder halten sehr hohen Windgeschwindigkeiten nicht stand, mehr Regen bedeutet weniger Sonnenenergie, und Dürre trocknet Flüsse aus und macht damit die Nutzung von Wasserkraft zunichte.

Wissenschaftler arbeiten daran, die Vorhersagen zu verbessern. Wenn bekannt ist, welche Wege die Stürme nehmen, können Windkraftanlagen an sicheren Orten aufgebaut werden. Oder sie schwimmen oder fliegen – beide Möglichkeiten gibt es bereits. Und Wasserkraft wird in Zukunft vielleicht in städtischen Abwasserströmen statt in natürlichen Flüssen genutzt.

Klimawandel ist Alltag geworden. Auf drei Dinge kommt es nun an:

  • Die Entwicklung und Nutzung neuer Technologien – zur Vermeidung von Katastrophen, zur Anpassung an den Klimawandel und zum Bremsen des Temperaturanstiegs. Die Entwicklung läuft. Innovationen zu fördern und zu finanzieren ist Aufgabe der Weltgemeinschaft, besonders der Industrieländer.
  • Eine engagierte Klimapolitik, die nicht nur Ziele beschwört, sondern auch zügig und beherzt entsprechend handelt. Die UN-Klimakonferenz hat 2015 in Paris den Weg abgesteckt, nun muss beim Gipfel im polnischen Kattowitz im Dezember die Umsetzung eingeleitet werden. Die Zeit drängt.
  • Adäquate Vorbeugung, damit Hurrikane, Überschwemmungen und Dürren nicht massenhaft Menschen töten und Lebensgrundlagen zerstören.

Trump ist bekanntlich aus dem Pariser Abkommen ausgestiegen. Dass er sich auf diese Agenda einlässt, ist unwahrscheinlich – auch wenn die Folgen seiner Ignoranz gegenüber dem Klimawandel heute schon verheerend sind, wie die Katastrophe von Puerto Rico gezeigt hat. Die Welt muss einstweilen ohne die USA vorankommen.


Katja Dombrowski ist Redakteurin von E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit / D+C Development and Cooperation.
euz.editor@fazit-communication.de

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