Extremwetter

USA zunehmend von wetterbedingten Katastrophen betroffen

Waldbrände, Hitzewellen, Wirbelstürme und Überschwemmungen werden in den USA immer häufiger, gefährlicher und kostenintensiver. Bisher hat die Gesetzgebung nicht viel zu mehr Resilienz beigetragen. Wir sollten nicht mehr von „natürlichen“ Katastrophen sprechen, wenn die Schäden durch den vom Menschen verursachten Klimawandel herrühren.
Überflutete Häuser in Louisiana nach Hurrikan Ida. picture alliance / ZUMAPRESS.com / USCG Heartland Überflutete Häuser in Louisiana nach Hurrikan Ida.

Dieses Jahr begann die Waldbrandsaison früh. Bereits im April 2022 zerstörten Waldbrände in New Mexico etwa 200 Häuser, obwohl diese im amerikanischen Westen und Südwesten normalerweise erst ab Mai auftreten. Letztes Jahr endete die Waldbrandsaison spät. Noch im Dezember zerstörten Brände Häuser in der Region Denver-Boulder in Colorado. Nur drei Wintermonate waren frei von Bränden.

2021 verbrannten mehr als 8000 Feuer Millionen Hektar Land. Ein Großteil des amerikanischen Westens leidet unter einer langanhaltenden Dürre, die Waldbrände wahrscheinlicher macht. Auch Ernteausfälle und kollabierende Ökosysteme sind die Folge. Städte in Kalifornien und Arizona haben mit schwindenden Wasservorräten zu kämpfen. Der normalerweise kühle pazifische Nordwesten erlebte zudem eine beispiellose Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius, was selbst in Pakistan als heiß gilt. In Kanada und den USA starben schätzungsweise 1400 Menschen mehr als normalerweise.

Die Waldbrände betreffen zwar vor allem die westlichen Bundesstaaten, aber ihre Auswirkungen spürt man überall. Der gesamte nordamerikanische Kontinent kann sich auf einen weiteren Sommer mit apokalyptischer Hitze und giftigen Rauch einstellen.

Wirbelstürme und Überschwemmungen sind extrem teuer

2021 verursachten 47 globale Katastrophen Kosten von mehr als 1Milliarde Dollar. Fast die Hälfte davon betraf die USA, obwohl das Land nicht besonders anfällig für den Klimawandel ist. Im August traf der Hurrikan Ida Louisiana. Er war 2021 mit 65 Milliarden Wiederaufbaukosten die teuerste Naturkatastropheder Welt. Mehr als 100 Menschen starben in den USA und Venezuela. Die diesjährige Hurrikan-Saison soll erneut „überdurchschnittlich“ ausfallen.

Auch Überschwemmungen werden schlimmer. Laut einer neuen Kartierung ist das Überschwemmungsrisiko in den USA um 26 Prozent gestiegen. Schwarz gekennzeichnete Gemeinden entlang der Südküste des Atlantiks und des Golfs von Mexiko sind am meisten gefährdet. Wohlstandsgefälle und Segregation spielen eine große Rolle. Arme und benachteiligte Stadtteile haben eine weniger anpassungsfähige Infrastruktur, liegen an unsichereren Orten und erhalten allgemein weniger staatliche Mittel.

Das Amt für Verwaltung und Haushaltswesen schätzt, dass extreme Wetterereignisse die USA jährlich 120 Milliarden Dollar kosten werden – für Katastrophenhilfe an der Küste, Hochwasserversicherung, Ernteversicherung, Krankenversicherung und die Bekämpfung von Waldbränden. Um einen Kostenanstieg zu verhindern, sollten alle staatlichen Stellen dem Klimaschutz und der Klimawandelanpassung Vorrang einräumen.

Leider wird es auf Bundesebene in absehbarer Zeit wahrscheinlich keine Maßnahmen im nötigen Umfang geben. Die vernünftigen politischen Vorschläge von Präsident Joe Biden stecken im Senat fest (siehe meinen Beitrag auf www.dandc.eu). Biden will 44,9 Milliarden Dollar an Bundesmitteln für den Klimaschutz im nächsten Jahr, aber auch das würde nicht reichen. Auch bundesstaatliche und lokale Regierungen müssen handeln.

Das ist nicht natürlich

Reaktionäre Politiker und ihre Verbündeten in konservativen Medien wollen alle glauben machen, Katastrophen seien nichts Besonderes. Teilweise gelingt es ihnen, sie als normal erscheinen zu lassen.

Laut Meinungsumfragen der Universität Yale glauben nicht einmal zwei Drittel der Amerikaner, dass die globale Erwärmung das Wetter beeinflusst. Teil des Problems ist, dass wir extreme Wetterereignisse immer noch als „Naturkatastrophen“ bezeichnen, obwohl sie in Wirklichkeit durch unsere nicht nachhaltigen Gewohnheiten verursacht werden (siehe Hans Dembowski auf www.dandc.eu). Deshalb fordern Umweltschützer seit geraumer Zeit eine Änderung der Formulierung.


Katie Cashman ist Projektkoordinatorin und Mitarbeiterin für Klimapolitik am Minnesota Center for Environmental Advocacy (MCEA). In E+Z/D+C äußert sie ihre eigenen Ansichten, nicht die von MCEA.
kcashman23@gmail.com

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