Unsere Sicht

Aus Fehlern lernen

Der jüngste Ausbruch von Mpox in Afrika ist nicht nur eine Bedrohung für die Menschen in den betroffenen Gebieten, sondern auch ein Prüfstein dafür, inwiefern die Weltgemeinschaft Lehren aus der Covid-19-Pandemie gezogen hat. Verbesserungen sind zwar erkennbar, dennoch bleibt der Weg weit, um das dritte UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG3), „Gesundheit und Wohlergehen“, zu erreichen.
Tuberkulosepatient im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. picture-alliance/NurPhoto/Ritesh Shukla Tuberkulosepatient im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh.

Mitte August nannte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Anstieg von Mpox-Fällen in Afrika eine „gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite“. Für die potenziell tödliche Viruserkrankung ist es die zweite WHO-Warnung dieser Art binnen wenigen Jahren.

Der jüngste Ausbruch ist hauptsächlich durch einen neuen Virusstamm namens Klade Ib verursacht. Am stärksten betroffen sind derzeit die Demokratische Republik Kongo (DRC) und Burundi. Aus weiteren Ländern Subsahara-Afrikas werden Fälle gemeldet. Außerhalb Afrikas tritt Klade Ib Stand jetzt nur vereinzelt auf.

Fachleute halten Mpox nicht für ein neues Covid-19. Das Virus ist seit Jahrzehnten bekannt, früher hieß es „Affenpocken“. Es ist verwandt mit den klassischen Pockenviren und kann unter anderem zu Fieber, Muskelschmerzen und Hautveränderungen wie Bläschen führen. Es ist weniger ansteckend als Covid-19. Vermutlich wirken existierende Impfstoffe gegen die neue Variante.

Lehren aus Covid-19-Pandemie ziehen

Inwiefern es gelingt, den jüngsten Mpox-Ausbruch einzudämmen und Betroffene zu versorgen, wird zeigen, was die Weltgemeinschaft aus Covid-19 gelernt hat. Damals verbreitete sich das Virus schnell und unkontrolliert. Die Pandemie machte längst bekannte Ungleichheiten deutlich. In Ländern mit hohen Einkommen standen Impfstoffe schneller flächendeckend zur Verfügung als in solchen mit niedrigen Einkommen. Wertvolle Zeit ging verloren.

Manches läuft inzwischen besser. Multilaterale Organisationen arbeiten an einem gemeinsamen Mpox-Plan. Mit dabei sind die Africa Centres for Disease Control and Prevention der Afrikanischen Union. Die globale Impfallianz Gavi teilte mit, ihr stünden bis zu 500 Millionen Dollar für Impfdosen gegen Mpox in Afrika zur Verfügung. Und der globale Pandemiefonds (Pandemic Fund) stellte knapp 130 Millionen Dollar für zehn afrikanische Länder bereit. Im Jahr 2022 in der Coronapandemie gegründet, soll er als multilateraler Mechanismus Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen unterstützen.

Es mangelt an Gesundheitsinfrastruktur 

Dennoch bleiben fundamentale Probleme. Impfstoffe kommen nur schleppend in afrikanischen Ländern an. Von 10 Millionen Mpox-Impfdosen, die der Kontinent benötigt, sind bislang nur knapp 5 Millionen zugesagt, wie die Website Think Global Health berichtet. Das Ziel der AU, 60 Prozent der nötigen Impfstoffe bis 2040 selbst zu produzieren, liegt in weiter Ferne. Derzeit ist es etwa ein Prozent. Auch benötigt Afrika endlich eine eigene Zulassungsbehörde für Arzneimittel. 

Vor allem mangelt es vielfach an der nötigen Infrastruktur für das Monitoring von Krankheiten und die Behandlung von Kranken. Mpox ist hier nur ein Beispiel von vielen. Die „Big Three“ der Infektionskrankheiten – Tuberkulose, HIV/Aids und Malaria – treten besonders dort auf, wo Armut herrscht. Sie töten vor allem Menschen, die das Gesundheitswesen nicht oder zu spät erreicht, die also sowohl in puncto Prophylaxe als auch Therapie im Stich gelassen werden. Wirksame Gesundheitspolitik muss deshalb Armutsbekämpfung einschließen. 

Die Herausforderungen sind allein bei diesen drei Krankheiten weiterhin enorm: 

Tuberkulose war 2022 laut WHO für 1,3 Millionen Todesfälle verantwortlich und damit nach Covid-19 die zweithäufigste Todesursache durch einen einzelnen Infektionserreger. Resistenzen gegen wichtige Medikamente sind ein weltweites Problem.

Ein neuer Report von UNAIDS weist auf große Finanzierungslücken bei der Bekämpfung von HIV/Aids in Afrika hin – und dass die übermäßige Verschuldung vieler Staaten den Druck noch erhöht.

Die Bekämpfung von Malaria stagnierte laut WHO in den vergangenen Jahren. Hoffnung machen zwei von der WHO empfohlene, innovative Malariavakzine.

Das dritte UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG3) ist „Gesundheit und Wohlergehen“. Um es zu erreichen, ist verstärkte internationale Kooperation nötig. Nicht zuletzt gehört dazu, eine Reihe schwerer Krankheiten, die in Ländern mit hohen Einkommen kaum bekannt sind und von der Forschung typischerweise vernachlässigt werden, entschlossener anzugehen.

Jörg Döbereiner ist Chef vom Dienst bei E+Z/D+C.
euz.editor@dandc.eu

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Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.