Luftverschmutzung in Innenräumen

Die Luftqualität verbessern

Kochen mit traditionellen Brennstoffen wie Holz und Kuhdung führt zu Luftverschmutzung, die Atemwegserkrankungen auslöst und anfälliger für Covid-19 macht. Arme Menschen sollten über die Risiken informiert werden, damit sie auf sauberere Brennstoffe umsteigen. Aufklärung hilft enorm, wie eine Studie aus Indien belegt.
Giftiger Rauch von offenem Feuer macht Kochen zu einem Gesundheitsrisiko für Frauen auf dem Land – nicht nur im indischen Bundesstaat Rajasthan. Wigbert Röth/Lineair Giftiger Rauch von offenem Feuer macht Kochen zu einem Gesundheitsrisiko für Frauen auf dem Land – nicht nur im indischen Bundesstaat Rajasthan.

Trotz vieler unbekannter Aspekte im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie ist zumindest ein Faktor unbestreitbar: Eine Atemwegserkrankung macht anfälliger für das Virus, und diese Erkrankungen stehen wiederum eindeutig in Zusammenhang mit Luftverschmutzung. Letztere erhöht daher die mit dem Coronavirus verbundenen Risiken. Für die USA, Italien und Britannien konnten Forscher auch empirisch zeigen, dass Feinstaub-Exposition die Covid-19-Infektionsrate und Sterblichkeit der Menschen erhöht.

In den meisten Städten in Entwicklungsländern ist die Luft deutlich schlechter als in wohlhabenden Ländern. Luftverschmutzung in Innenräumen ist in diesen Ländern aber oft noch gefährlicher für die Gesundheit als Luftverschmutzung draußen. Laut Weltgesundheitsorganisation ist sie für viele Frauen das größte Gesundheitsrisiko. Traditionelles Kochen mit Biomasse – meist Brennholz oder Kuhdung – führt häufig zu lebensbedrohlicher Luftverschmutzung in Innenräumen. Das Problem besteht vor allem auf dem Land.

Allein in Indien verursacht die durch Kochen verursachte Luftverschmutzung rund eine halbe Million Todesfälle pro Jahr. Aufklärung über die Gefahren könnte die Situation verbessern. 2016 startete die indische Regierung ein großes Programm, um die anfänglichen Investitionskosten für den Zugang zu Flüssiggas (Liquefied Petroleum Gas – LPG) als sauberen Brennstoff zu decken. Über 80 Millionen Haushalte schafften sich Gaskochherde an, aber viele nutzen weiterhin die bisherigen Brennstoffe in offenen Feuern und qualmenden Öfen. Gründe dafür sind neben der Unkenntnis der Gesundheitsrisiken vor allem teure Nachfüllungen der LPG-Zylinder (umgerechnet etwa 6,50 Dollar für die sechswöchige Versorgung einer fünfköpfigen Familie) und Versorgungsengpässe von LPG. Zudem haben Menschen manchmal Angst vor Gas oder sagen, das Essen schmecke anders.

Aufklärung über Gesundheitsrisiken führt zu Verhaltensänderungen, auch bei Menschen auf dem Land. Wie unsere experimentelle Studie im indischen Bundesstaat Rajasthan zeigt, nutzen viele Haushalte, die entsprechende Informationen erhalten, danach häufiger LPG. In den Untersuchungswochen verdoppelten rund 30 Prozent der Haushalte nach einer Sensibilisierung ihren LPG-Verbrauch.

Dieser starke Effekt war nicht überraschend. In der Kontrollgruppe, die keine Informationen erhielt, waren sich nur 13 Prozent der Personen der Gesundheitsrisiken bewusst. Die meisten wussten zwar, dass der Rauch aus traditionellen Kochherden vorübergehend Rachen und Augen reizt, kannten aber die langfristigen Folgen nicht.

Scheinbar wurde der Einfluss auf die Gesundheit beim LPG-Programm nicht klar genug kommuniziert. Die Marketingkampagne nannte LPG einen „sauberen Brennstoff“, was aber auch als Abhilfe für geschwärzte Küchenwände missverstanden werden könnte. Sie nannte nicht direkt die reine Luft als Anreiz, sondern warb damit, etwas zu kaufen, was später nicht mehr so günstig zu bekommen sein würde.

Dieser Fehler sollte korrigiert werden. Die indische Regierung hat beschlossen, kostenlose LPG-Flaschen in ihr Corona-Unterstützungsprogramm für Arme aufzunehmen. Dies ist eine gute Gelegenheit, den Zusammenhang zwischen Umweltverschmutzung, Atemwegserkrankungen und Covid-19 zu thematisieren.

Nur wenn Menschen die Risiken traditioneller Brennstoffe kennen, können sie innerhalb ihres begrenzten Budgets bewusste Entscheidungen treffen. Dieses Wissen kann ihnen auch in Zukunft helfen, wenn die Covid-19-Krise vorbei ist.


Link
Zahno, M., Michaelowa, K., Dasgupta, P., und Sachdeva, I., 2020: Health awareness and the transition towards clean cooking fuels: Evidence from Rajasthan (PLoS ONE 15(4): e0231931):
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0231931


Katharina Michaelowa ist Professorin für Politische Ökonomie und Entwicklungspolitik an der Universität Zürich und am Centre for Comparative and International Studies.

Martina Zahno ist Doktorandin in Politischer Ökonomie und Entwicklungspolitik an der Universität Zürich.
martina.zahno@pw.uzh.ch

 

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