Stammesvölker

Sündenböcke

Ein kleines Volk in Simbabwe wird beschuldigt, den Klimawandel zu beschleunigen. Andere Ethnien schauen auf sie herab, aber die Khoisan sind hauptsächlich Opfer der globalen Erwärmung.
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Ndumiso Sibanda ist 14 Jahre alt und ist noch nie zur Schule gegangen – und wird es wahrscheinlich auch nie machen. Er gehört zum uralten Volk der Khoisan. Das sind Halbnomaden, die in Simbabwes Matabeleland North Province leben.

Khoisan ist ein einheitlicher Name für zwei Volksgruppen im südlichen Afrika. Sie haben physische und linguistische Charakteristika gemeinsam, die sie von den Bantu unterscheiden, die in der Region die Mehrheit sind. Laut Tsoro-O-Tso San, einer Entwicklungsstiftung, die sich um das Wohlergehen der Khoisan kümmert, hat diese Gemeinschaft rund 2500 Mitglieder.

Ndumiso sagt, er mache sich über den Klimawandel keine Gedanken. „Der Busch war immer Teil unseres Lebens, wir leben in Harmonie mit der Natur,“ sagt er. Langanhaltende Dürren haben allerdings ihre Spuren im südlichen Afrika hinterlassen und auch die Khoisan und ihr Vieh sind davon nicht verschont geblieben. „Viele meiner Leute haben keine Rinder mehr, weil es an Wasser fehlt“, sagt er. Nur ein paar Nutztiere wie Ziegen überleben in den harten Bedingungen.“ So leben die Khoisan meist nicht länger als Hirten, sondern mehr und mehr als Jäger und Sammler.

Manche Umweltschützer behaupten, dass diese Gemeinschaft ökologische Probleme verschlimmern würde. „Die Khoisan nutzen Gras und Zweige, um ihre Hütten zu bauen. Dafür fällen sie Bäume und schaden der Umwelt, da sie nicht permanent an einem Ort wohnen“, meint Mavis Chidziva, eine unabhängige Umweltexpertin. So sieht es auch die Regierung. „Die Khoisan graben Baumwurzeln aus, so dass die Bäume absterben. Das verstärkt die Effekte des Klimawandels“, beschwert sich Nyson Dhumbuchena, ein Klimaschutz-Beamter der Regierung.

Davy Ndlovu von Tsoro-O-Tso-San sieht dies anders. Er erklärt: „Die Khoisan respektieren die Umwelt und vermeiden es, unnötig Bäume zu fällen. Sie leben mit der Natur.“

Er fügt hinzu, dass die Khoisan den Klimawandel nicht verursacht haben, aber unter seinen Auswirkungen leiden.

Tatsächlich sind die Khoisan zu Sündenböcken geworden. „Wir werden von Ethnien, die sich uns überlegen fühlen, einfach beschuldigt, den Klimawandel zu verschlimmern,“ bedauert Ndumiso.


Jeffrey Moyo ist Journalist und lebt in Harare, Simbabwe.
moyojeffrey@gmail.com

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