Forschung

Arbeit ist nicht alles

Die globalen Probleme können Entwicklungs- und Industrieländer nur gemeinsam lösen. Doch bei vielen Fragen stecken die Schwierigkeiten im Detail. Da ist es sinnvoll, wenn sich Wissenschaftler aus Nord und Süd zusammen Gedanken um mögliche Lösungen machen.

Arbeit ist nicht alles. Es kommt auch auf die Bedingungen an. Die Diskussion über menschenwürdige Arbeitsbedingungen ist nicht neu. Doch stehen meist Fabrikarbeiter im Fokus. Es gibt aber auch vernachlässigte Aspekte. Obwohl ein Großteil der Menschheit auf dem Land lebt, würden die Arbeitsbedingungen auf dem Land von der „Beschäftigungspolitik weitgehend ignoriert“, meint Karin Astrid Siegmann. Sie forscht am Sozialwissenschaftlichen Institut der Erasmus-Universität Rotterdam zu internationalem Arbeitsrecht.

Mit dem Einzug des Weltmarktes in viele ländliche Regionen sei der soziale Schutz der Arbeitnehmer sogar noch schlechter geworden, so die Wissenschaftlerin bei der Auftaktveranstaltung des „International Center for Development and Decent Work“ (ICDD) der Universität Kassel. Zusammen mit seinen Partnerinstitutionen in Indien, Brasilien, Kenia, Südafrika, Pakistan und Mexiko wird sich das Zentrum in den kommenden Jahren mit Fragen rund um menschenwürdige Arbeitsbedingungen beschäftigen. Dabei will sich das ICDD an den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) orientieren.

Projektleiter Christoph Scherrer meint, dass beim Thema Arbeitsbedingungen gesellschaftliche, ökologische, technische, medizinische und ökonomische Probleme ineinander greifen. Deswegen sei ein interdisziplinärer Ansatz unbedingt notwendig. Am ICDD werden in erster Linie Sozial- und Agrarwissenschaftler zusammenarbeiten. Im Fokus der Foschung sollen vor allem folgende Fragen stehen: Wie lassen sich menschenwürdige Arbeitsbedingungen durchsetzen, die Möglichkeiten für Wertschöpfung auf dem Land erhöhen, und wie können die Heerscharen von Arbeitern auf dem globalen Arbeitsmarkt ihrer Stimme Gehör verschaffen?

Finanziell gefördert wird die Gründung des neuen Forschungszentrums von der deutschen Bundesregierung. Neben der Uni Kassel erhalten auch vier andere deutsche Hochschulen und ihre Partnerinstitutionen jeweils eine Million Euro über fünf Jahre. Die anderen Forschungszentren beschäftigen sich mit nachhaltigem Wassermanagement in Entwicklungsländern, Ernährungssicherheit, dem Zusammenhang von natürlichen Ressourcen und Entwicklung und internationaler Gesundheitsforschung. (cir)

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