Weltbank-Studie

Migration als starke Entwicklungskraft

Migration hat sich als starke Entwicklungskraft erwiesen. Sie hat das Leben von Millionen von Migrant*innen und die Gesellschaften, in denen sie leben, verbessert. Zu dieser Einschätzung gelangt die Weltbank in ihrem diesjährigen Weltentwicklungsreport. Der Bericht gibt der Politik Lösungsansätze zur Steuerung der weltweiten Migration an die Hand.
Gedenken an rund 2600 Geflüchtete, die 2023 im Mittelmeer ums Leben kamen, im spanischen Barcelona. picture-alliance/Anadolu/Lorena Sopena Gedenken an rund 2600 Geflüchtete, die 2023 im Mittelmeer ums Leben kamen, im spanischen Barcelona.

Etwa 2,3 Prozent der Weltbevölkerung leben laut Weltbank außerhalb des eigenen Heimatlandes. Das sind 184 Millionen Menschen, darunter 37 Millionen Geflüchtete. Die Gründe für grenzüberschreitende Bewegungen sind vielfältig. Meist seien es fehlende Einkommensmöglichkeiten, Konflikte oder andere Formen von Gewalt, so die Weltbank. Ein Faktor, der alle Treiber für Mobilität verschärfe, sei der Klimawandel.

Die Migrationslandschaft verändere sich signifikant, stellt der Report fest. Alle Länder würden, unabhängig von ihrem Einkommensniveau, Migration zunehmend als notwendig erachten. Denn die Bevölkerungen alterten schnell, es entstehe ein globaler Wettbewerb um Arbeitskräfte und Talente.

Migration richtig steuern

Die Weltbank-Autor*innen plädieren dafür, alle Migrationsströme so zu steuern, dass sie möglichst viel Entwicklungsnutzen haben. „Die derzeitigen Ansätze lassen oft sowohl Migrierende als auch Einheimische im Stich. Sie führen zu großen Ineffizienzen und verpassten Chancen, sowohl in Ziel- als auch Herkunftsländern“, so die Einschätzung der Expert*innen. Das führe derzeit zu viel menschlichem Leid, denn in vielen Ländern gebe es migrantenfeindliche Strömungen.

Migration sollte sachlich betrachtet werden. Sie bringe sowohl Vorteile als auch Kosten mit sich – für die Migrant*innen, die Herkunftsländer und die Zielländer. Für das Gelingen von Migration hätten vor allem die Zielländer die Geschicke in der Hand, erklärt die Weltbank. Die Politik der Zielländer definiert und regelt, wer ihre Grenzen überschreitet, wer legal bleiben darf und mit welchen Rechten. „Wenn sie gut gesteuert wird, kann die Migration weiterhin den Wohlstand steigern und dazu beitragen, die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen“, schreiben die Autor*innen.

Die Weltbank-Autor*innen plädieren dafür, dass Herkunfts- und Zielländer alle Arten von Migration strategisch besser steuern sollten. Sie unterscheiden zwischen Migrant*innen und Geflüchteten, die für den Arbeitsmarkt geeignet sind, und solchen, die nicht geeignet sind.

Es gebe sowohl Wirtschaftsmi­grant*innen als auch Geflüchtete, deren Fähigkeiten in hohem Maße den Bedürfnissen des Ziellandes entsprechen, unabhängig davon, ob sie hoch- oder niedrigqualifiziert sind. Beide Gruppen brächten erhebliche Entwicklungsvorteile für sie selbst, das Zielland und für das Herkunftsland. Die Kosten seien in der Regel geringer als der Nutzen.

Kombination politischer Maßnahmen

Das politische Ziel sollte laut Weltentwicklungsreport sein, den Nutzen weiter zu erhöhen und die Kosten der Migration zu verringen. Dies könne durch eine Kombination von politischen Maßnahmen in den Herkunftsländern geschehen, etwa die Erleichterung von Geldüberweisungen und die Abschwächung von „Braindrain“-Effekten. In den Aufnahmeländern sollte den Migrant*innen und Geflüchteten gezielt Unterstützung zuteilwerden, ihnen sollten Rechte und Zugang zu den Arbeitsmärkten gewährt und die soziale Integration erleichtert werden.

Geflüchtete, die nicht in den Arbeitsmarkt des Ziellandes integriert werden könnten, müssten, unabhängig von den Kosten, nach internationalem Recht aufgenommen werden, betont der Report. Die Weltgemeinschaft müsse damit verbundene Kosten für das Zielland reduzieren und international teilen.

Migrant*innen, die keinen Fluchtstatus und keine Chance auf einen Arbeitsplatz im Zielland haben, stellten die Zielländer vor erhebliche Herausforderungen. Ihre Gesamtzahl sei jedoch vergleichsweise gering, erklären die Autor*innen. Ihre unfreiwillige Rückführung müsse auf humane Weise geschehen. Ziel müsse es sein, so die Weltbank, dass Anreize und Arbeitsplätze im Heimatland geschaffen werden, damit solche Menschen nicht die Notwendigkeit sehen, auszuwandern. Internationale Zusammenarbeit sollte hierbei die Entwicklung in den Herkunftsländern unterstützen.

Link
Weltbank: World Development Report 2023: Migrants, Refugees, and Societies.
https://www.worldbank.org/en/publication/wdr2023

Sabine Balk war mehrere Jahre Redakteurin bei E+Z/D+C und arbeitet derzeit freiberuflich für uns.
euz.editor@dandc.eu

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