UN

Hunger in Zahlen

2015 sollten die Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) erreicht sein. Laut UN hatdas erste Ziel – „die Bekämpfung von extremer Armut und Hunger” – positive Veränderungen in vielen Ländern bewirkt. Der kürzlich erschienene jährliche UN-Hungerreport gibt einen Überblick.
Conflict causes hunger: displaced persons having lunch in the Central African Republic last year. Ton Koene / Lineair Conflict causes hunger: displaced persons having lunch in the Central African Republic last year.

Der Bericht untersucht Fortschritte im Kampf gegen Hunger mit Blick auf das dritte MDG-Ziel (1c): „zwischen 1990 und 2015 die Anzahl der Menschen, die Hunger leiden, zu halbieren“. Ein Indikator für Hunger war die Verbreitung von Unterernährung innerhalb einer Bevölkerung. Demnach haben 72 der 129 überprüften Entwicklungsländer ihre Anzahl von Hungerleidenden halbiert. Die absolute Zahl der Unterernährten ist dagegen laut den UN von 1990 bis heute von 1010 Millionen auf 795 Millionen gesunken. Grund dafür sei das weltweite Bevölkerungswachstum.

Insgesamt ist der Zustand immer noch Besorgnis erregend. Allerdings haben manche Länder es geschafft, ihre Ernährungs­sicherung nennenswert zu verbessern. Schnelles Wirtschaftswachstum in China und Indien habe diesen Prozess sehr unterstützt, erklären die Autoren. Lateinamerika habe ebenfalls erhebliche Fortschritte gemacht. Dennoch leben heute bis zu 70 Prozent der unterernährten Menschen in Asien, vor allem im Süden des Kontinents.

Ein weiteres Ziel des MDG 1 war, den Anteil der unterernährten Menschen innerhalb einer Bevölkerung auf weniger als fünf Prozent zu reduzieren. Nach Weltregionen geordnet, haben Zentral-, Ost- und Süd­ostasien dieses Ziel erreicht. Mehrere nord­afrikanische Länder stehen kurz davor.

In Subsahara-Afrika hingegen sind den UN zufolge 23 Prozent der Bevölkerung unterernährt. Im Süden Asiens gibt es weltweit die größte Anzahl von unterernährten Menschen, die absolute Zahl beträgt 281 Millionen. Allerdings ist die Bevölkerung so groß, dass der Anteil der Unterernährten nur bei 15,7 Prozent liegt. Die Ernährungssicherheit hänge stark von der wirtschaftlichen und politischen Situation eines Landes ab, betonen die Autoren. Länder, die ihre Hungersnot effektiv bekämpfen konnten, hatten stabile politische Systeme und ein stetes Wirtschaftswachstum. Des Weiteren seien Maßnahmen für einen gesicherten Zugang zu Nahrung sowie der Ausbau des Agrarsektors entscheidend gewesen. Die erhobenen Daten zeigen beispielsweise, dass sich die Nahrungsversorgung in Südasien nur langsam verbessert und die Region weit unten auf dem Human Development Index rangiert.

Die Autoren betonen, dass Nahrung vorhanden sein und zur Verfügung stehen muss, um Ernährungssicherheit zu ermöglichen. Naturkatastrophen, rapides Bevölkerungswachstum und politische Krisen verhindern dies. Den Autoren zufolge gibt es Umstände, die den Prozess der Ernährungssicherung begünstigen, und andere, die hinderlich sind. Demnach sei wirtschaftliches Wachstum notwendig, aber „nicht genug“. Ein integratives Wachstum, das den Armen neue Möglichkeiten gibt, würde den Prozess vorantreiben. Die meisten Notleidenden in Subsahara-Afrika und Asien leben als einfache Bauern auf dem Land, wodurch ihre Möglichkeiten eingeschränkt sind. Deshalb sei das Wachstum des Agrarsektors in jedem Fall ausschlaggebend im Kampf gegen den Hunger. Lokale Lebensmittelverarbeitung und Marketing würden ebenso positive Veränderung mit sich bringen, meinen die Autoren. Es gäbe zusätzliche Arbeitsplätze, und das Wirtschaftswachstum in den ländlichen Regionen würde angekurbelt.

Laut den Experten ist es dennoch wichtig, die Armen direkt zu unterstützen. Menschen hungern nicht, weil es zu wenig Nahrung auf der Welt gibt, sondern weil sie sich die benötigten Lebensmittel nicht leisten können. Soziale Absicherung könnte einige Probleme lösen. Der Bericht argumentiert, dass weltweit Menschen mit gesichertem Einkommen Zugang zu nahrhaftem Essen, Gesundheitsversorgung und Bildung hätten. Um den Hunger zu beenden, sei „entschlossener politischer Einsatz“ notwendig, fordern die Autoren.

Rebecca Renz

Link:
FAO (Food and Agriculture Organisation of the UN), WFP (UN World Food Program) and IFAD (UN International Fund for Agricultural Development): The state of food insecurity in the world.
http://www.fao.org/3/a-i4646e.pdf

 

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