Medien

Friedensjournalismus nutzt Uganda

Uganda hat eine Geschichte voller Konflikt und Gewalt. Die Kämpfe gegen die aufständische Lord’s Resistance Army (LRA) in Norduganda zwischen 1995 und 2004 machten nachfolgende Friedensmaßnahmen notwendig. Damals wurden die Grundlagen für einen starken Friedensjournalismus gelegt. Seine Prinzipien sind nach wie vor relevant, vor allem mit Blick auf die Unruhen in der Grenzregion und die wachsenden Flüchtlingszahlen aufgrund der Bürgerkriege in Nachbarstaaten.
Friedensjournalisten aus Uganda und dem Südsudan. my Friedensjournalisten aus Uganda und dem Südsudan.

Nach Jahren gescheiterter militärischer Interventionen und einer Reihe ergebnisloser Friedensgespräche setzte die ugandische Armee auf Friedensjournalismus, um die LRA-Aufständischen zu erreichen. 1998 wurde das erste Friedensradio in Gulu, einer Kleinstadt in Norduganda, eröffnet. Es hieß „Radio Freedom“. Die Armee nutzte es nicht nur, um mit Vertriebenen zu kommunizieren, sondern auch mit Rebellen, um vor allem Kindersoldaten die Hoffnung zu geben, dass eine Demobilisierung möglich sei.

Nachdem die Medien die Grausamkeiten bekannt gemacht hatten, zeigte die internationale Öffentlichkeit Interesse am LRA-Konflikt. Geber erkannten, dass Radioprogramme und professionelle Medienarbeit dazu dienen können, den Frieden zu fördern und später, in einer Post-Konflikt-Situation, Spannungen abzubauen.

Wichtige Prinzipien des Friedensjournalismus sind zum Beispiel, Hassreden zu vermeiden und alle Stimmen des Konflikts hörbar zu machen. Ausgewogenheit, Fairness und korrekte Fakten sind entscheidend. Die Idee dahinter ist, das Verständnis für die Ursachen des Konflikts, seine Geschichte und mögliche gewaltfreie Lösungen in den Vordergrund zu stellen und nicht die Aggressionen weiter anzuheizen. Dabei sollte nicht nur über Gewaltakte berichtet werden, sondern über längerfristige Entwicklungen in der Gesellschaft, was schwieriger darzustellen ist.

Effektiver Friedensjournalismus macht mehr, als über Ereignisse zu berichten: Er ordnet sie in einen Kontext ein, indem er die Gemeinschaften mit einbezieht. Er nutzt verschiedene Kanäle, wie etwa soziale Medien, lokale Diskussionen und Theater. So sollen alle Arten von Berichterstattung gestärkt werden.


Erfolgreiche Ansätze

Zwischen 1999 und 2002 unterstützte das britische Department for International Development (DFID) Radioprogramme, die die Rebellen aufforderten, die Waffen niederzulegen. DFID finanzierte die Gründung der Radiostation Mega FM in Gulu. Der Sender begann seine Arbeit im August 2002 und deckt Norduganda ebenso ab wie den südlichen Sudan und den östlichen Teil der DR Kongo. Mega FM sendet generelle Information über Konflikte und Entwicklung ebenso wie spezielle Sendungen bezüglich Konfliktlösung und Frieden in der Region.

Eine erstaunliche Innovation war die Vorzeige-Sendung Dwog Paco (was „Komm nach Hause“ auf Deutsch bedeutet). Ogena Lacambel, der Moderator der Sendung, lud ehemalige Kindersoldaten ein, um ihre Geschichte im Radio zu erzählen. Ihnen wurde freies Geleit zugesichert. Heute hat Mega FM immer noch mehrere Friedensprogramme wie etwa Kabake („Community-Dialog“) und Teyat („Stakeholder-Debatte“). Offener Dialog und Anruf-Sendungen mit Dorfbewohnern ebenso wie mit LRA-Rebellen führten dazu, dass mehrere entführte Kinder nach Hause zurückkehren konnten.

Über 22 000 Kindersoldaten und Kommandeure hörten auf die Appelle und legten die Waffen nieder, was die LRA entscheidend schwächte. Das heißt, der Konflikt konnte nur mit Hilfe des Friedensjournalismus beendet werden.

Heute hat sich die LRA in die Zentralafrikanische Republik zurückgezogen. Die ugandische Armee nutzt noch immer das Komm-nach-Hause-Radioformat, laut Innocent Aloyo, Moderator von Mega FMs Kabake-Sendung. Der Moderator fliegt regelmäßig in die Zentralafrikanische Republik, um dort Kindersoldaten zu interviewen.

Seit der LRA-Aufstand in Uganda niedergeschlagen wurde, wenden sich lokale Community-Radios mit Friedensjournalismus an das Publikum, um über Entwicklung zu sprechen. Der nächste wichtige Schritt für Medienhäuser wäre nun, eigene Grundsätze und Leitlinien zu entwickeln. Viele Radiomoderatoren in ländlichen Gebieten wissen nicht, was Friedensjournalismus ausmacht, und manche sind einfach außerstande, Personen in den Griff zu bekommen, die in Live-Sendungen anrufen und Hass verbreiten.

Internationale Medienentwicklungsorganisationen wie Internews und die DW Akademie haben hunderte ugandischer Lokaljournalisten in Friedensjournalismus ausgebildet. Ihr Einfluss ist beachtlich – eine Reihe Community-Radios mit dem Fokus auf Friedensjournalismus wurden gegründet und sind immer noch aktiv.


Die Menschen miteinbeziehen

Heutzutage ist Flucht das heikle Thema in Uganda. Obwohl abertausende Geflüchtete im Land leben, wird darüber wenig berichtet. Der Standpunkt der Geflüchteten selber wird selten miteinbezogen. Als der bekannte Journalist Chris Obore über das Schicksal eines burundischen Flüchtlingskindes berichtete, verbesserte sein Report das Leben des Mädchens.  

Friedensjournalismus gibt marginalisierten Menschen eine Stimme. Diese Bemühungen sollten grenzübergreifend sein. Seit Flüchtlinge aus dem Südsudan, der DR Kongo und anderen Staaten in Uganda leben, weiten sich die Konflikte auf die Grenzregionen aus.

Deswegen ist es wichtig, dass ugandische und südsudanesische Journalisten kooperieren, um über Fluchtfragen zu berichten. Speak FM, ein kleines Community-Radio in Gulu, macht dies bereits. Radioleiterin Jane Angom sagt, dass „exilierte südsudanesische Journalisten wichtige Beiträge über die Flüchtlingsgemeinschaften in Norduganda zuliefern, die unser Radio sonst nicht bekäme“.

2005 waren die Medien Schlüsselfiguren in den Friedensgesprächen in Juba, die zum Friedensabkommen (CPA) im Sudan führten. Traditionelle Führer, die in Versöhnungsprozessen aktiv waren, weisen darauf hin, dass Journalismus ein „nützliches Werkzeug war, um Menschen zu mobilisieren und mit Rebellen zu kommunizieren“.

Professor Steve Youngblood leitet das Center for Global Peace Journalism an der Park University in Missouri in den USA. Er sagt, „das Beste, das ugandische Journalisten für ihr Land tun können, ist, keinen Hass zu schüren und Frieden zu verbreiten, indem sie akkurat und neutral berichten“. Gute Berichterstattung reduziere seiner Erfahrung nach Konflikte, und Friedensjournalismus entspreche den „Regeln des guten Journalismus“.


Gloria Laker Aciro ist eine ehemalige Kriegsreporterin und leitet die Peace Journalism Foundation of East Africa. Sie lebt in Uganda.
glorialaker@gmail.com
Twitter: @GloriaLaker
Blog:http://www.pjfeastafrica.wordpress.com


Links

Peace Journalism Foundation East Africa:
https://pjfeastafrica.wordpress.com/

Center for Global Peace Journalism:
http://www.park.edu/center-for-peace-journalism/

 

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