Entwicklung und
Zusammenarbeit

Informeller Sektor

„An schlechten Tagen verdiene ich gerade mal genug, um meinen Chef zu bezahlen“

Baker ist Motorradtaxifahrer in Kampala. Er zahlt Provision auf seinen Verdienst, weil das Motorrad nicht ihm gehört. Aber die Arbeitslosigkeit in Uganda ist hoch, und er ist froh, überhaupt einen Job zu haben. Er sprach mit Ronald Ssegujja Ssekandi.
Baker mit seinem Motorrad. Ronald Ssegujja Ssekandi
Baker mit seinem Motorrad.

Dieser Beitrag ist Teil einer Interviewserie über Menschen, die in verschiedenen Ländern im informellen Sektor arbeiten, darunter ein Motorradtaxifahrer in Uganda, eine Haushaltshilfe in Indien, eine Lehrerin für Geflüchtete im Südsudan, ein Fischverarbeiter in Mexiko, eine Straßenhändlerin in Kenia und eine Lastenträgerin in Ghana.

Bitte stellen Sie sich kurz vor.

Ich heiße Baker Obua und fahre Motorradtaxi, das man hier „boda boda“ nennt.

Wo wohnen Sie?

Ich wohne in Gayaza, einem Vorort von Kampala, der Hauptstadt Ugandas. 

Wie sieht ein normaler Tag für Sie aus?

Ich stehe jeden Tag um halb sechs auf, mache meine Kinder fertig und bringe sie mit dem Motorrad zur Schule. Danach bereite ich mich selbst vor und fahre zum Motorradparkplatz. Dort warte ich mit anderen Fahrer*innen auf Kund*innen. Meist frühstücke ich gegen halb zehn und esse gegen halb zwei zu Mittag – je nach Auftragslage. Wenn ich lange Strecken fahren muss, mache ich oft erst später Pause oder gar nicht. Gegen halb fünf hole ich meine Kinder von der Schule ab und bringe sie nach Hause. Danach arbeite ich bis etwa neun Uhr, dann mache ich Feierabend und fahre nach Hause.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?

Die Arbeitslosigkeit in Uganda ist hoch, und ich bin froh, überhaupt einen Job zu haben. Ich sehe viel von der Stadt und besuche viele Orte, wenn ich Kund*innen zu ihren Zielen fahre. Dabei komme ich mit den Leuten ins Gespräch. Das gibt mir das Gefühl, Teil ihres Lebens zu sein, und hilft mir, meine Sorgen und Probleme zu vergessen. Und ich kann mir meine Arbeit selbst einteilen. Wenn ich müde bin, ruhe ich mich aus und arbeite später weiter.

Was könnte Ihre Situation verbessern?

Das Motorrad, das ich fahre, gehört meinem Chef. Ich muss ihm täglich eine Provision auf meinen Verdienst zahlen. An schlechten Tagen verdiene ich gerade mal genug, um ihn zu bezahlen, und für mich selbst bleibt nichts übrig. Wenn ich mein eigenes Motorrad hätte, würde mir das sehr helfen.

Ronald Ssegujja Ssekandi ist ein Autor aus Uganda und bearbeitet die E+Z/D+C-Rubrik Heutzutage.
sekandiron@gmail.com

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