Deutsche Geschichte

Labore rassistischer Gewalt

Die Konzentrationslager, welche die deutsche Kolonialmacht von 1904 an im heutigen Namibia betrieb, waren Vorläufer der Vernichtungslager des NS-Regimes. Selektion, Akkordarbeit und „medizinische“ Experimente zur Untermauerung rassistischer Theorien waren üblich.
Historische Postkarte von 1907 mit deutschen Soldaten und Schädeln getöteter Herero. Wikipedia Historische Postkarte von 1907 mit deutschen Soldaten und Schädeln getöteter Herero.

In Deutsch-Südwestafrika wurden Männer, Frauen und Kinder in die Konzentrationslager gebracht. Leben und Sterben in den Lagern war geprägt von Zwangsarbeit und schlechter Versorgung. Es gibt politische, ideologische und personelle Verbindungslinien zum Nationalsozialismus. Eugen Fischer, beispielsweise, forschte im kolonialen Namibia zu den Nachfahren von europäischen Siedlern und Afrikanern, den so genannten „Bastarden“, und war im NS-Staat ein Vordenker rassistischer Politik. Die deutschen Kolonien waren gewissermaßen Labore, in denen die rassistischen Gewaltexzesse getestet wurden.

Für rassistische Forschung wurden tausende Schädel aus deutschen Kolonien ins Reich verschifft – auch aus den Konzentrationslagern in Deutsch-Südwestafrika. Viele befinden sich bis heute in Sammlungen deutscher Universitäten, Museen und Privatbesitz. Verbände der Herero und Nama fordern die Rückgabe. Als die deutsche Kolonialmacht in Südwestafrika Ende 1904 „Konzentrationslager“ einrichtete,  handelte sie nach einem Vorbild aus Südafrika. Dort dienten „Concentration Camps“ drei Jahre zuvor der Internierung der Familien von niederländischstämmigen Freiheitskämpfern, die sich vom British Empire lossagen und einen eigenen Staat gründen wollten. Diese Strategie ließ den burischen Widerstand zusammenbrechen. (jka)

 

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