Religion

Männer Gottes bekämpfen einander

In vielen Entwicklungsländern wächst die Zahl der evangelikalen Kirchen. Sie werden oft von charismatischen Predigern geführt. In Uganda rivalisieren diese Prediger miteinander im Kampf um das blühende Geschäft mit der Religion.
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Überall in Afrika gibt es mehr und mehr Kirchen der sogenannten „wiedergeborenen“ Christen. Sie gehören weder zur römisch-katholischen Kirche noch zu regulären Protestanten wie Lutheranern oder Anglikanern. In Uganda haben evangelikale Kirchen so blumige Namen wie „Evangelikales Wahrheitsministerium (“Evangelical Truth Ministry”) oder „Wunderzentrum“ (“Miracle Centre”).

Die Prediger bestehen auf der wörtlichen Interpretation der Bibel. Sie verfügen über große persönliche Autorität, die von keiner übergeordneten Organisation kontrolliert und im Zaum gehalten wird. Manche Glaubensführer interessieren sind hauptsächlich für Geld und konzentrieren sich darauf, die Kollekte einzusammeln. Charismatische evangelikale Pastoren sind überall in der Welt meist sehr reich.

In Uganda breiten sich die Evangelikalen schnell aus. Ein Beispiel findet sich in der Hauptstadt Kampala in der Gegend Najjanakumbi nahe dem Bankenviertel. Dort gibt es eine katholische und eine anglikanische Kirche – plus 23 evangelikale Kirchen.

Die Gläubigen geben ihrer Kirche Geld oder Sachspenden, sagt Veronica Mukasa, die ein Mitglied einer der Kirchen in Najjanakumbi ist. Viele Prediger verlangen ganz offen Geld von den Gläubigen.  „Die Idee davon ist, mehr Anhänger – mehr Geld“, erklärt Mukasa.

Manchmal kommt es zu Konflikten zwischen den evangelikalen Führern, meist aus finanziellen Gründen. Julius Okwii vom „Glory of Life Ministry“ beschreibt andere evangelikale Führer als „gierig und ausbeuterisch“ und beschuldigt sie, „Menschen in ihre Gemeinde zu schleusen und Geld von den Gläubigen abzuzocken.“  

Eine lokale evangelikale Radiostation übertrug vor kurzem die Rede eines bekannten Predigers der Stadt, in der er auf vulgäre Weise andere Pastoren beschimpfte. Eine Frau bestärkte ihn und behauptete, ein anderer populärer Prediger würde Heilungen nur inszenieren. Ihre Geschichte klang jedoch sehr auswendig gelernt. Auf jeden Fall mussten sich die Hörer verbale Angriffe statt einer christlichen Botschaft anhören.

Bruder Ronnie Makabai ist ein weiterer bekannter Pastor. Er betreibt eine Radiostation und erreicht Millionen von Gläubigen. Manche sagen, er sei ein Scharlatan, aber trotzdem strömen die Massen in der Hoffnung auf Heilung und Erlösung in seine Kirchen. Jeden Donnerstag sammeln sich Tausende von Kranken aus ganz Ostafrika in Bruder Ronnies „Friedenszentrum“ und hoffen auf Heilung. Viele Menschen behaupten, sie seien von einer einfachen Berührung von Bruder Ronnie geheilt worden.

William Baluku, ein Kirchgänger im „Miracle Centre“, weiß von den Auseinandersetzungen zwischen Kirchenführern. Das bringt ihn aber nicht vom Glauben ab. Er denkt, dass Gebete Frieden und Harmonie in die Familien und Gemeinden bringen. „Viele Menschen sehen Kirchen als Hort der Heilung, Erlösung und finanziellem Durchbruch.“ In seinen Augen ist es „sicherer, sich an Gott zu wenden als an Hexerei.“


Gloria Laker Aciro ist Journalistin und frühere Kriegsreporterin. Sie leitet die ‚Peace Journalism Foundation of East Africa’ und lebt in Uganda.
glorialaker@gmail.com
Twitter: @GloriaLaker

 

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