Bodendegradation

Herausforderungen im Hochland

Bodendegradation bedroht zunehmend die Ernährungssicherheit ländlicher Bergregionen. Frauen sind besonders gefährdet. Nachhaltige Konzepte für ein Gleichgewicht aus Umweltschutz und Wirtschaftsentwicklung sind dringend erforderlich.
Die Ernährungssicherheit ist in Ostafrikas Bergregionen besonders gefährdet. Vor allem Frauen wie hier in der Machakos-Region in Kenia sind betroffen. fm Die Ernährungssicherheit ist in Ostafrikas Bergregionen besonders gefährdet. Vor allem Frauen wie hier in der Machakos-Region in Kenia sind betroffen.

Bergregionen sind wichtig, denn sie bieten Lebensgrundlagen nicht nur im Hochland selbst, sondern auch in der Tieflandwirtschaft. Tatsächlich ist rund die Hälfte der Weltbevölkerung von den Nahrungs- und Wasserressourcen der Gebirge abhängig. Gerade deshalb ist alarmierend, dass ländliche Bergregionen zunehmend mit Umweltproblemen und Bodendegradation zu kämpfen haben. Dies zeigt eine neue gemeinsame Studie der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (Food and Agriculture Organization – FAO) und des Übereinkommens zur Bekämpfung der Wüstenbildung (United Nations Convention to Combat Desertification – UNCCD).

In Bergregionen ist demzufolge die Ernährungssicherheit besonders in Gefahr. Viele Bergbewohner leben in abgelegenen Gebieten, in denen es kaum Grundversorgung und Infrastruktur gibt. Nicht selten sind der nächste Lebensmittelmarkt oder Bildung- und Gesundheitseinrichtungen drei bis vier Autostunden entfernt.

Die Landwirte praktizieren in empfindlichen Ökosystemen. Diese haben eine schlechte Bodenqualität und sind Wetterextremen ausgesetzt. Besonders im Winter oder in der Regenzeit bedrohen große Schneemassen und weitflächige Überschwemmungen die Landwirtschaft. Landnutzungsänderungen und Konflikte verschlimmern vielerorts die Lage.

Als Grund für die zunehmende Bodendegradation nennt der Bericht vor allem den Widerspruch zwischen Profitinteressen und Umweltschutz. Die Landwirtschaft habe bisher allein die Erträge im Blick gehabt und nicht nachhaltig gearbeitet. So hat sich die Bodenqualität in den Bergregionen dramatisch verschlechtert.

Umweltschutz, Bekämpfung der Bodendegradation sowie die Anpassung an den Klimawandel seien zwingend erforderlich, mahnt die Studie. Die organischen Kohlenstoffbestände im Boden müssten regeneriert und Gebirgsökosysteme geschützt werden. So könnte die biologische Vielfalt erhalten, die Degradation gestoppt und die Lebensqualität der Bevölkerung gewährleistet werden. Dazu seien staatliche Maßnahmen erforderlich. Dazu gehöre es auch, landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten und Wirtschaftsentwicklungen zu stärken.

In Ostafrika sei die Zunahme der Ernährungsunsicherheit in ländlichen Berggebieten besonders alarmierend, so die Studie. Die schnell voranschreitende Bodendegradation und das enorme Bevölkerungswachstum gefährden die landwirtschaftliche Produktion. Die Bevölkerung in Ostafrika hat über einen Zeitraum von fünf Jahren um fast 1,5 Prozent zugenommen – ein dramatischer Anstieg im Vergleich zum Weltdurchschnitt.

Die Studie fordert weiter, die Rechte von Frauen auf dem Land und die natürlichen Ressourcen zu sichern. Andernfalls könne keine ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit erreicht werden. Frauen seien deshalb besonders wichtig, weil sie bei der täglichen Haushaltsführung vielerorts noch immer stark von der natürlichen Umwelt abhängig seien. Die Bodendegradation drohe den Zugang von Frauen zu fruchtbarem Land einzuschränken. Weniger fruchtbares Land erfordere eine arbeitsintensivere Produktion von Grundnahrungsmitteln. Dies könne sich nachteilig auf die Bildungs- und Wirtschaftschancen von Mädchen und Frauen auswirken, weil die Frauen mehr arbeiten müssten, statt zur Schule gehen zu können, warnt der Bericht.

Die Autoren plädieren außerdem dafür, regelmäßig und systematisch Daten zur Lage der Ernährungssicherheit und Bodendegradation in Bergregionen zu erheben und zu veröffentlichen. Dies könne helfen, Strategien zur Armutsbekämpfung sowie Umweltschutzprogramme zu entwickeln.


Link
FAO und UNCCD, 2019: Vulnerability to food insecurity in mountain regions: land degradation and other stressors.
http://catalogue.unccd.int/1249_Mountains_GM_CA6015EN.pdf

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