Energieversorgung

„Wir brauchen Finanzoptionen“

In vielen Ländern südlich der Sahara ist der Energiesektor nicht ausreichend entwickelt. Die Menschen sind langfristig den Folgen des Klimawandels ausgesetzt, ärgern sich aber heute über die unzureichende Stromversorgung. Regierungen gehen das Problem an. Ghana hat ein neues Stromministerium eingerichtet, und Burkina Faso arbeitet ebenfalls auf eine bessere Versorgung hin. Rebecca Renz befragte dazu Stromminister Kwabena Donkor aus Ghana und Energieminister Boubacar Ba aus Burkina Faso.
In Westafrika sind die Bedingungen für die Erzeugung von Solarstrom gut. Lineair In Westafrika sind die Bedingungen für die Erzeugung von Solarstrom gut.

Welche Probleme hat Ihr Land in der momentanen Energieversorgung?

Boubacar Ba: Die Energieversorgung in Burkina Faso ist katastrophal, Energiearmut charakterisiert unser Land. Nur 31 Prozent der Bevölkerung haben Zugang zu Strom, daher verwenden die Haushalte überwiegend Holzkohle. Der Energiemangel stellt unsere Bevölkerung und unsere Wirtschaft vor große Probleme. Seit einigen Jahren fördern wir verstärkt mineralische und metallische Rohstoffe. Das kurbelt die Wirtschaft an, erfordert aber auch viel Energie, die wir noch nicht in genügendem Maß produzieren. Da unsere Energieverbrauch fast ausschließlich auf Biomasse basiert, importieren wir Treibstoffe aus den umliegenden Ländern wie Ghana und der Elfenbeinküste.

Kwabena Donkor: Unsere momentane Herausforderung ist der exponentielle Zuwachs des Energiebedarfs in Ghana, der bei ungefähr 12 Prozent pro Jahr liegt. Wir haben eine Elektrifizierungsrate von etwa 76 Prozent, wobei ungefähr 50 Prozent des Stroms in Haushalten genutzt wird. Um die Lage zu verbessern, brauchen wir Investoren. Die Entwicklung des Landes gerät ins Stocken, wenn wir da nicht vorankommen. Natürlich wäre es gut, internationale Investoren nach Ghana zu holen.


Wann wird Ihr Land in der Lage sein, mehr grüne als konventionelle Energie zu produzieren?

Kwabena Donkor: Wir werden immer einen Mix haben. Wir legen uns nicht auf eine Lösung fest. Die Realität vor Ort und die wirtschaftliche Situation bestimmen unsere Möglichkeiten. Erneuerbare Energien sind momentan nicht unsere Hauptquelle, da unsere Ölvorkommen das Land ausreichend mit Strom versorgen können. Die Erzeugung erneuerbarer Energien steckt in Ghana noch in den Kinderschuhen. Sobald wir einen gewissen Grad an Entwicklung erreicht haben, können wir mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen produzieren. Bis 2020 wollen wir zehn Prozent erneuerbaren Strom in unserem Energiemix haben.


Wirkt sich der Klimawandel auf Ihre Politik aus?

Kwabena Donkor: Erfahrungsgemäß ist fast jede Energiequelle unstet. Momentan gehen die Wasserspiegel in unseren Flüssen zurück, was unser Potenzial für Wasserkraft reduziert. Grundsätzlich bemühen wir uns, unabhängige Stromerzeuger (IPP – independent power producers) zur Einspeisung ins Netz zu gewinnen. Einige sind schon aktiv. Wegen unseres hohen Energiebedarfs brauchen wir private Unternehmen, die konventionellen Strom produzieren, sowie Partner, die erneuerbare Quellen benutzen. Wir fördern unsere alternative Energieproduktion durch den Gebrauch von Biomasse und anderen erneuerbaren Energiequellen. Wir bauen die Erzeugung erneuerbarer Energien aus, können uns aber nicht erlauben, konventionelle Energiegenerierung einzustellen. Wir brauchen einen gesunden Mix, um schnellstmöglich Wohlstand zu schaffen, während wir zugleich die Umwelt schonen.

Boubacar Ba: Die Regierung von Burkina Faso ist sich der Herausforderungen des Klimawandels bewusst und hat daher einige Maßnahmen ergriffen. Unsere Energieversorgung muss flexibler werden und mehr unterschiedliche Techniken für die Stromerzeugung nutzen. Hier kommen die erneuerbaren Energien ins Spiel: Burkina Faso hat beste Voraussetzungen für Solarparks, allerdings sind die Finanzierungskosten noch sehr hoch, und die Versorgung ist nicht konstant. Es ist wichtig, Versorgungssicherheit im ganzen Land zu gewährleisten; momentan ist das leider nicht der Fall.


Was unternimmt Ihre Regierung, um internationalen Investoren sichere Rahmenbedingungen zu bieten?

Kwabena Donkor: Wir haben bilaterale Vereinbarungen über Investorenrechte mit verschiedenen Ländern abgeschlossen – unter anderem mit Deutschland. Noch wichtiger ist unser Eigentumsrecht, das auch von der Verfassung garantiert wird. Abgesehen davon ist Ghana der sicherste Ausgangspunkt für Geschäftstätigkeit in Westafrika. Wir haben Investitionsrichtlinien und ein Energiegesetz, das Privatinvestitionen vorsieht.


Welche Unterstützung erhoffen Sie sich vom Green Climate Fund und Gebern generell?

Kwabena Donkor: Wir erwarten, dass sie Unternehmen unterstützen, die in Ghana investieren wollen. Wir wissen, dass es hier nicht um Almosen geht, daher bitten wir nicht darum, uns einfach Geld zu geben. Wir finden, dass sie Unternehmen helfen sollen, in Ghana den Betrieb aufzunehmen und die Strom­erzeugung auszubauen. Wir freuen uns, dass deutsche Partner bereit sind, aktiv zu werden. Das brauchen wir. Die Zeit zum Reden ist vorbei.

Boubacar Ba: Burkina Faso erwartet sehr viel vom Green Climate Fund. Wir erhoffen uns seine Unterstützung in der Erarbeitung von Projekten für die unkonventionelle Energieversorgung. Die Formulierung von Aktionsplänen zur Anpassung an den Klimawandel ist uns ebenfalls sehr wichtig. Und damit diese Vorhaben umgesetzt werden können, brauchen wir Optionen zur Finanzierung.


Wie schätzen Sie die Rolle von Indien und ­China ein?

Boubacar Ba: Indien und China sind in dem Bereich der Energieversorgung weit fortgeschritten. Wir erwarten daher, dass sie sich aktiv engagieren und dafür eintreten, sowohl Emissionen als auch Energieverbrauch zu senken.

Kwabena Donkor: Wir sehen, dass sie zunehmend mit den etablierten Wirtschaftsriesen konkurrieren und diese teilweise sogar verdrängen. Ehrlich gesagt: Das ist gut für uns. Mehr Wettbewerb bedeutet, dass wir für unser Geld mehr bekommen.


Was erwarten Sie vom Klimagipfel in Paris im Dezember?

Kwabena Donkor: Ich nehme an, dass er sich hauptsächlich mit dem großen Problem des Klimawandels beschäftigen wird. Hoffentlich werden Regelungen zur Finanzierung erneuerbarer Energien beschlossen. Mein Land wird natürlich aktiv teilnehmen.

Boubacar Ba: Es darf nicht nur über die Probleme geredet werden. Die Probleme sind allgemein bekannt. Es ist wichtig, dass Lösungen gefunden werden. Wir brauchen konkrete Maßnahmen, um die Emissionen zu senken.

Rebecca Renz hat die beiden Minister beim German-African Energy Forum in Hamburg im Mai befragt.

 

Kwabena Donkor
ist Ghanas Stromminister.
 

Boubacar Ba ist Burkina Fasos Minister für Bergbau und Energie.
http://www.mines.gov.bf/

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