ECOWAS

Erste Schritte

Kurz vor Weihnachten verkündeten die Präsidenten von Frankreich und der Elfenbeinküste das Ende des westafrikanischen CFA-Franc. Diese Währung ist ein koloniales Erbe und wird von mehreren frankophonen Ländern benutzt. Afrikanische Ökonomen sagen aber schon lange, Frankreich habe zu großen Einfluss auf die Geld- und Währungspolitik. Dennoch behagen die neuen Reformvorschläge längst nicht allen.
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Im Dezember erstattete der französische Präsident Emmanuel Macron seinem ivorianischen Amtskollegen Alassane Ouattara einen Staatsbesuch in Abidjan. Zusammen kündigten sie an, der CFA-Franc werde von einer neuen Währung namens Eco ersetzt werden. Ehemalige französische Kolonien nutzen den CFA-Franc seit fast 75 Jahren. Sein Wechselkurs ist an den Euro gebunden und war zuvor an den französischen Franc geknüpft.

Zwei separate Währungsgemeinschaften verwalten den CFA-Franc: die UEMOA (Union Economique et Monétaire Ouest Africaine) in Westafrika und die CEMAC (Communauté Economique et Monétaire de l’Afrique Centrale) in Zentralafrika. Die im Dezember angekündigten Reformen betreffen nur die UEMOA, aber ähnliche Schritte sind auch für die CEMAC zu erwarten. Die Zentralbank der UEMOA ist in Dakar. Diese Währungsunion hat acht Mitglieder, zu denen auch das portugiesisch-sprachige Guinea-Bissau gehört. Dagegen ist die ehemalige französische Kolonie Guinea-Conakry kein Mitglied.

Der CFA-Franc steht seit langem in der Kritik. Positiv ist sein stabiler Wechselkurs, der aber auch einen großen Nachteil hat: Er spiegelt die europäische Wirtschaftsleistung wider und ist für afrikanische Exporteure überteuert. Rohstoffausfuhren funktionieren noch, aber Weiterverarbeitung für Ausfuhrzwecke rechnet sich kaum. Für Unmut sorgt zudem, dass die Mitgliedsländer die Hälfte ihrer Währungsreserven in Frankreich halten müssen und dass Frankreich ein Mitglied im Zentralbankrat stellt.

Macron und Ouattara wollen die letzten beiden Punkte ändern. Westafrikanische Währungsreserven kämen nach Afrika und es gebe keinen französischen Sitz im Zentralbankrat mehr. Der Eco würde also den politischen Spielraum westafrikanischer Staaten erweitern. Die Bindung an den Euro soll aber fortbestehen. Das finden viele nicht akzeptabel. Der senegalesische Ökonom Demba Mossa Dembélé sagt beispielsweise: „Wir können nicht so tun, als wären wir unabhängig, wenn der Eco mit festem Wechselkurs an den Euro gebunden bleibt.“

An den internationalen Kapitalmärkten wird zudem bezweifelt, dass Frankreich die Wechselkursgarantie tatsächlich immer einhalten wird. Feste Wechselkurse können nämlich zu schweren Finanzkrisen führen, wenn sie allzu sehr vom tatsächlichen Binnenwert einer Währung abweichen. In solchen Situationen sind hohe Schulden besonders gefährlich.

Die Entscheidungsträger der UEMOA-Staaten müssen diese Dinge sorgfältig erwägen. Die angekündigten Reformen deuten in die richtige Richtung, aber erhebliche Einschränkungen würden fortbestehen. Afrikanische Regierungen sollten weitere Reformen in Betracht ziehen.

Indessen haben Macron und Ouattara aber auch gezeigt, dass es ihnen nicht nur um einen Ersatz für den CFA-Franc geht. Vielmehr sollte der Eco ihnen zufolge langfristig zur gemeinsamen Währung der Mitglieder der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS – Economic Community of West African States) werden. Zu ihr gehören neben den UEMOA-Ländern auch mehrere anglophone Staaten.

Nigerias Finanzministerin Zainab Ahmed hat die Ankündigungen von Abidjan auch schon scharf kritisiert. Sie betonte, ECOWAS-Gremien hätten dazu nichts beschlossen.

Andererseits gibt es seit langem Pläne für eine gemeinsame Währung für alle ECOWAS-Mitglieder. Sie sind aber nie wirklich vorangekommen. Mehrere Dinge müssten zunächst geklärt werden, wie etwa Konvergenzkriterien für die Mitgliedschaft und die Harmonisierung der nationalen Wirtschaftsstatistiken. Aus nigerianischer Sicht sollte zuvor auch eine Zollunion errichtet werden.

Es gibt keinen erkennbaren Grund, weshalb anglophone westafrikanische Länder eine Währung übernehmen sollten, auf die Frankreich weiterhin erheblichen Einfluss hat. Entsprechend ärgert es deren Entscheidungsträger, dass der Name „Eco“ wegen der gleichlautenden ersten Buchstaben nahelegt, er gehöre zur ECOWAS.


Karim Okanla ist Mediendozent und freier Autor. Er lebt in Benin.
karimokanla@yahoo.com

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