Entwicklungsfinanzierung

Dringend nötige Unterstützung für Afrikas Privatwirtschaft

Covid-19 wird in Afrika heftige Auswirkungen haben. Einer aktuelle Studie zufolge werden bis zu 20 Million Arbeitsplätze verloren gehen. Wegen Handelsbeschränkungen mangelt es zudem an Schutzmaterial. Vielfach ist die Ernährungssicherheit bedroht. Tourismus, produzierendes Gewerbe und andere Branchen schrumpfen dramatisch. Die Studie zeigt, dass Hilfe dringend gebraucht wird.
Die Arbeit muss weitergehen – Zimmermann in Benin in bessere Zeiten. Jorgen Schytte/Lineair Die Arbeit muss weitergehen – Zimmermann in Benin in bessere Zeiten.

Die Studie stammt von Autoren führender Forschungsinstitute sowie der UN Wirtschaftskommission für Afrika. Sie entstand im Auftrag von EDFI, dem Verband der europäischen Entwicklungsfinanzierungsinstitute (European Development Finance Institutions). Unter anderem wollte der Verband wissen, wie seine Mitglieder Hilfestellung leisten können und sollen. Es handelt sich – etwas vereinfacht formuliert – um staatliche Investmentfonds, die den Privatsektor in Entwicklungsländern fördern.

Die Studie hält fest, dass es bereits gravierende Auswirkungen gibt und dass die Lage noch schlimmer wird. Ein Kernproblem ist, dass afrikanischen Regierungen die Finanzmittel fehlen, die sie wirkungsvoll gegensteuern ließen. Internationale Geber konzentrieren sich bislang auf die Unterstützung des öffentlichen Sektors in Entwicklungsländern, aber die Wissenschaftler betonen, dass die Privatwirtschaft ebenfalls Hilfe braucht. Jobverluste müssen minimiert werden. Menschen dürfen ihre Erwerbsgrundlage nicht verlieren. Die Studie merkt an, dass die EDFI-Mitglieder in der Lage sind, krisengebeutelte Firmen zu unterstützen, sofern sie denn selbst von ihren Regierungen und Förderern ausreichend finanziert werden.

Bekanntlich haben europäische Regierungen riesige Finanzpakete geschnürt, um ihre eigenen Märkte zu stabilisieren. Afrikanische Regierungen sind zu vergleichbarer Wirtschaftspolitik nicht in der Lage. Die internationale Gemeinschaft reagiert darauf bereits, vernachlässigt dabei aber die Privatwirtschaft.

Am 15. April haben beispielsweise die G20 beschlossen, von Anfang Mai bis zum Jahresende die Bedienung bilateraler Kredite durch Länder mit niedrigen Einkommen auszusetzen. Das ist ein guter erster Schritt, aber mehr wird nötig sein. Leider wird auch kaum etwas getan, um den Stress zu lindern, unter dem Privatunternehmen in Niedrigeinkommen-Ländern derzeit stehen.

Die Entwicklungsfinanzierungsinstitute haben sich in der Vergangenheit mit Erste-Hilfe-Leistungen durchaus bewährt. Sie sind in Afrika präsent und können schnell handeln. Die Studie schätzt, dass die EDFI-Mitglieder direkt und indirekt rund 4,5 Millionen Menschen beschäftigen. Sie können sofort afrikanischen Firmen Liquidität bereitstellen.

Angesichts des gewaltigen Ausmaßes der aktuellen Krise brauchen die Entwicklungsfinanzierer aber selbst erhebliche zusätzliche Finanzmittel, um wirkungsvoll handeln zu können. Die Wissenschaftler schlagen vor, dass Entwicklungsgelder entsprechend umgeleitet und zugleich Kreditbedingungen gelockert werden sollten. Dann könnten die EDFI-Mitglieder größere Risiken eingehen und mehr Geld bereitstellen. Die Studie äußert die Hoffnung, wenn das schnell geschehe, sei noch zu verhindern, dass die heftige Konjunkturkrise zu umfassenden Entwicklungsfehlschlägen führt.

Die ökonomischen Folgen von Covid-19 werden die aktuellen Ausgangssperren lang überdauern. Es reicht nicht, die Epidemie zu bekämpfen. Wir müssen auch die Volkswirtschaften retten – und dafür gilt es, sofort zu handeln.


Link
Bilal, S., Griffith-Jones, S., Kapoor, S., Karingi, S., Songwe, V., and te Velde, D. W., 2020: Saving Africa’s private sector jobs during the coronavirus pandemic. EDFI.
https://www.edfi.eu/wp/wp-content/uploads/2020/04/Saving-Jobs-During-Pandemic_te-Velde-et-al_15-April-2020.pdf


Bruno Wenn ist Vorsitzender von EDFI, dem Verband der Europäischen Entwicklungsfinanzierungsinstitute.
https://www.edfi.eu/

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