Ziviler Friedensdienst

Langfristige Lösungen

In vielen Gegenden nehmen Konflikte und Kriege zu. Doch dem Versuch, diese durch militärische Interventionen zu beenden, folgt oft noch mehr Gewalt. Umso wichtiger ist eine gewaltfreie Lösung, die bei den Konfliktursachen ansetzt.
Jugendliche Radiomacher in Ruanda. ZFD/GIZ Jugendliche Radiomacher in Ruanda.

Frieden kann nicht über Nacht entstehen, und er kann auch nicht von außen aufgezwungen werden. Lokale Kräfte müssen Konflikte selbst lösen. Nur durch Dialog und Verständigung können Konfliktursachen analysiert und behoben, und so das Fundament für eine friedliche Zukunft gelegt werden. Diese langfristigen Friedensprozesse weltweit zu unterstützen und zu fördern, ist die Aufgabe des deutschen Zivilen Friedensdiensts (ZFD). Der ZFD ist ein Zusammenschluss mehrerer entwicklungs- und friedenspolitischer Organisationen. Das Programm wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) über Engagement Global finanziell unterstützt.

Die vom ZFD entsandten Fachkräfte arbeiten vor Ort, gemeinsam mit Partnern aus der Zivilgesellschaft und mit staatlichen Akteuren, und sie stützen sich dabei nach Möglichkeit auf vorhandene Strukturen und traditionelle Methoden des Konfliktmanagements. Wie die Arbeit konkret aussieht, zeigt ein aktuelles Lesebuch des ZFD. In 14 beispielhaften Berichten aus 13 Ländern und 4 Kontinenten geben die Akteure einen Einblick in ihre Arbeit.

Ein Programm in Bosnien-Herzegowina zum Beispiel arbeitete mit Kriegsveteranen zusammen, um Jugendliche für Krieg und Frieden zu sensibilisieren. Die Idee entstand in einem Trauma-Zentrum in Serbien, dessen Aufbau der ZFD unterstützte. Im Gespräch mit Kriegsveteranen, die die extreme Gewalt des Krieges schildern, ändern Jugendliche oft ihre Einstellung zu Krieg und Gewalt. Bei vielen Veteranen wuchs nach Überwindung der Traumata das Bedürfnis nach Versöhnung und persönlichem Engagement für den Frieden. Für viele Jugendliche hingegen war durch Arbeits- und Perspektivlosigkeit sowie durch ethnische Spannungen Gewalt zum Alltag geworden. Die Erfahrungen der Veteranen motivieren sie dagegen, sich für ein friedlicheres Miteinander einzusetzen. Das erfolgreiche Veteranen-Programm soll Schritt für Schritt ausgebaut und auch in Nachbarländern aufgegriffen werden.

In Ruanda ist die Gesellschaft auch mehr als 20 Jahre nach dem Genozid der Hutu-Mehrheit an der Tutsi-Minderheit von Gewalterfahrung geprägt. Gegenseitiges Misstrauen und ungelöste Konflikte bilden den Nährboden für weitere Konflikte. Nachkommen von Tätern werden noch immer stigmatisiert. Der ZFD arbeitet grenzübergreifend in der Große-Seen-Region in den Bereichen Trauma-Arbeit und Vergangenheitsbewältigung, Dialogförderung und gewaltfreie Konfliktbearbeitung. Dabei unterstützt er auch die Arbeit der Jugendmedienorganisation Ejo! Youth Echo (EYE), die seit 2008 eine grenzübergreifende Radiosendung für junge Menschen in Ruanda, Kongo und Burundi produziert. Darin kommen alle betroffenen Gruppen zu Wort. So werden Vorurteile abgebaut und ein friedliches Miteinander gefördert.

Eine ganz andere Art der Konfliktbearbeitung bietet eine Advocacy-Kampagne aus Uganda. Während des 20-jährigen Bürgerkriegs kam es zu schwersten Menschenrechtsverletzungen und Grausamkeiten gegen die Zivilbevölkerung, viele Menschen sind traumatisiert und psychisch krank. Dem John Paul II Justice and Peace Centre (JPIIJPC) gelang es, mit Unterstützung des ZFD in einer Sensibilisierungskampagne die Öffentlichkeit für die oft grausamen Lebensbedingungen von psychisch Kranken zu sensibilisieren.

Das JPIIJPC weckte das Bewusstsein dafür, dass psychisch Kranke qualifizierte Behandlung brauchen, aber allzu oft nicht bekommen. Erkrankte werden oft von überforderten Familien verstoßen, leben allein auf der Straße und psychisch kranke Frauen werden vergewaltigt. Andere werden in Gefängnisse eingesperrt oder von ihren Familien eingeschlossen oder angebunden. Die Kampagne konnte die Öffentlichkeit aufrütteln und so zu mehr Akzeptanz für psychisch Kranke in der Gesellschaft beitragen.

Weitere Beispiele aus Palästina, Guatemala, Kenia, Bolivien, Sierra Leone, Kolumbien, Philippinen, Mexiko und Burundi zeigen, dass Frieden gemeinsam und mit gewaltfreien Mitteln machbar ist.

Dagmar Wolf


Links:

ZFD, 2016: Ein Lesebuch des Zivilen Friedensdienstes. Bericht, Artikel und Dokumente 2014/2015.
https://www.ziviler-friedensdienst.org/sites/ziviler-friedensdienst.org/files/anhang/material/zfd-zfd-lesebuch-neuerscheinung-2016-2946.pdf

Ziviler Friedensdienst:
http://ww.ziviler-friedensdienst.org

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