Stiftung Entwicklung und Frieden

Fundament für dauerhaften Frieden schaffen

Auf ihrem diesjährigen Sommerdialog hat die Stiftung Entwicklung und Frieden (SEF) das Thema „lokale Friedensarbeit“ in den Fokus genommen. Mit der Verlagerung der dauerhaften Friedenssicherung auf die lokale Ebene definierten die UN 2015 die Aufgaben neu. Ziel ist eine nachhaltige, effektive Friedenssicherung in Konflikt- und Krisenregionen.
Jedes sechste Kind weltweit wächst in Krisengebieten auf. Im Südsudan spielen Kinder auf einem ausgedienten Panzer aus dem Unabhängigkeitskrieg zwischen dem Süden und dem Norden des ostafrikanischen Landes. Boethling/Photography Jedes sechste Kind weltweit wächst in Krisengebieten auf. Im Südsudan spielen Kinder auf einem ausgedienten Panzer aus dem Unabhängigkeitskrieg zwischen dem Süden und dem Norden des ostafrikanischen Landes.

Die Generalversammlung und der Sicherheitsrat der UN haben im April 2016 eine Resolution verabschiedet, mit der sie einen neuen Ansatz verfolgen: „Sustaining Peace“. Damit sollen die internationalen Bemühungen zur Friedenssicherung erheblich verstärkt und der Ausbruch, die Eskalation, die Fortdauer und das Wiederaufleben von Konflikten verhindert werden. Das gesamte UN-System soll für die Friedenssicherung genutzt werden.

Laut dem Heidelberger Institut für Konfliktforschung gab es im Jahr 2017 weltweit 20 Kriege und 385 Konflikte. Mehr als die Hälfte der Konflikte werde gewaltsam ausgetragen. Zudem weiteten sich sechs Konflikte zu Kriegen aus, und zwar in Myanmar, den Philippinen, der Zentralafrikanischen Republik, Äthiopien sowie der Demokratischen Republik Kongo, in der sogar zwei Kriege aufkamen. Derzeit sind weltweit 65 Millionen Menschen auf der Flucht – so viele wie noch nie.

Die Bedeutung lokaler Friedensarbeit ist lange bekannt, und so verlagern die UN nun die Aufgabe dauerhafter Friedenssicherung von der internationalen auf die nationale und lokale Ebene. Auch der Berliner Sommerdialog 2018 der SEF stellte die Rolle der lokalen Friedensarbeit in den Vordergrund und ging der Frage nach, wie sie gestärkt werden kann.

Andries Odendaal, unabhängiger Berater aus Kapstadt, Südafrika, betont, dass Konflikte nur von den Beteiligten selbst gelöst werden könnten. Niemand könne den Konflikt eines anderen lösen. Zudem könne wahrer Frieden nicht von oben herab auferlegt werden, sondern müsse aus den Konfliktparteien und der Bevölkerung von unten aufgebaut werden.

Der Sommerdialog beleuchtete auch die Rolle unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen in Friedensprozessen. Insbesondere Frauen und junge Menschen sind immer noch unterrepräsentiert, bieten aber große Potenziale für die Erreichung dauerhaften Friedens in Konfliktregionen.

Es ist erwiesen, dass Friedensprozesse, an denen Frauen maßgebend mitwirken, auf Dauer erfolgreicher sind. Laut Sophia Close von der Organisation Conciliation Resources bleiben diese zu 35 Prozent länger friedlich als Prozesse ohne die Beteiligung von Frauen. Simone Wisotzki von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung bestätigt, dass Länder, in denen Geschlechtergerechtigkeit einen hohen Stellenwert hat, friedlicher sind. Allerdings werde der Begriff „Gender“ in einigen Ländern als schwierig angesehen; die Bevölkerung könne sich damit nicht identifizieren.

Die Experten waren sich einig, dass Frauen in Friedensprozesse gleichberechtigt miteingebunden werden müssen. Sie sollten nicht nur einen symbolischen Anteil haben oder zur Erfüllung einer Quote dienen. Außerdem sollten Frauen verschiedener Gesellschaftsgruppen integriert werden. Ansichten und Einstellungen können beispielsweise zwischen einer Mutter, einer Frau mit Behinderung oder einer im Militär aktiven Frau differieren. Zudem sollten Frauen in alle Aspekte des Friedensprozesses eingebunden werden. Wichtig ist, dass sie nicht mit den „klassischen Frauenthemen“ wie Bildung, Erziehung und Versorgung beauftragt werden.

Im Jahr 2015 beschloss der UN-Sicherheitsrat mit der Resolution 2250 eine stärkere Einbeziehung von Jugendlichen bei der Förderung von Frieden und Sicherheit. Weltweit gibt es rund 1,8 Milliarden Menschen zwischen zehn und 24 Jahren. Kinder und Jugendliche sind von langanhaltenden gewaltsamen Konflikten besonders betroffen. Nach Angaben des UN-Beauftragten für die Jugend, Ahmad Alhendawi, sind 40 Prozent der 1,5 Milliarden Menschen, die in Kriegsgebieten leben, Kinder. Das heißt, rund 600 Millionen Mädchen und Jungen wachsen mit Gewalt, Hunger, Vertreibung und fehlendem Zugang zu Bildung auf.

Junge Menschen spielen in Friedensprozessen und im Wiederaufbau eine wichtige Rolle. Sie sollten einen großen Anteil daran haben, ihre eigene Zukunft mitzubestimmen. Dennoch zählt ihre Stimme meist nicht. Die UN-Resolution fordert die internationale Gemeinschaft auf, das Potenzial der Jugend zu erkennen und sie in Friedensverhandlungen und in den Kampf gegen Extremismus einzubeziehen. Junge Frauen und Männer können Innovation und Optimismus in Verhandlungen bringen und eine wichtige Vorbildfunktion für ihre Altersgenossen einnehmen, um Radikalisierungen und Extremismus vorzubeugen und den Weg in Richtung Gemeinschaft und Miteinander aufzuzeigen.

Relevante Artikel

Governance

Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.